Rote Spur
Kolben.
Ich schoss ihm ins Herz.
Dann warf ich den Colt voller Ekel und Wut weg, denn so hatte ich es nicht geplant, das hatte ich nicht gewollt.
Ich rannte den Gang entlang, in die Toilette rein, griff nach meiner Tasche und stürzte davon. Ich suchte die Garage und fand eine Tür, die von der großen, modernen, sauberen Küche aus direkt hineinführte.
Das Telefon hatte aufgehört zu klingeln. Ein schlechtes Zeichen.
Ich suchte den Türöffner am Schlüsselbund. Vier Knöpfe. Ich drückte den roten. Die Alarmanlage schwieg.
Dann drückte ich nach und nach auf die anderen Knöpfe. |273| Hörte das Tor draußen aufgehen. Ich öffnete das Garagentor, sprang in den BMW, steckte den Schlüssel in die Zündung und ließ den Motor an. Automatikgetriebe. Rückwärtsgang, los.
Ich war unbewaffnet. Falls der Sicherheitsdienst anrückte …
Raus aus dem Tor, auf Drive schalten und weg.
Das Fahrzeug des Sicherheitsdienstes kam mir mit heulender Sirene entgegen.
Ich trat aufs Gaspedal. Zog die Mütze ins Gesicht.
Vorbei.
Ich beobachtete sie im Rückspiegel.
Sie bogen in die Einfahrt des Bullen ein.
»
Fok!
«, stieß Jeanette Louw hervor. Mit dem Ausdruck tiefer Abscheu.
In meinem Hotelzimmer hielt ich das Handy ans Ohr und erwiderte nichts.
»Wo ist der Scheiß-BMW jetzt?«
»Steht vor dem Bull Run.«
Ihre Stimme wurde weicher. »Du weißt, dass du nichts als Ärger bedeutest.«
»Ja, ich weiß.« Aber ich war nicht scharf auf Ärger. Ich zog ihn magisch an.
|275| 3. BUCH: MILLA
(Eine Chaostheorie)
19. September bis 11. Oktober 2009
Man sollte so leben, dass jeder Tag seine Spuren hinterlässt.
Tagebuch von Milla Strachan,
27. September 2009
|277| 49
Fotokopie: Tagebuch von Milla Strachan
Datum des Eintrags: 19. September 2009
Komme nicht weiter mit meinem Buch. Die Geschichte ist zu unbedeutend, zögerlich, ängstlich. Genau wie meine Art zu leben.
Von:
An:
Cc:;
Gesendet: Samstag 19. 09. 2009, 11:31
Vermerk: dringend
Operation Shawwal
Quinn
Zu Ihrer Information: Ab sofort wird die Überwachung des Höchsten Rates, der Restless Ravens und Julius Shabangus sowie unsere Angelexpedition in der Walvis Bay unter dem Namen »Operation Shawwal« laufen. Sie steht im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit und genießt höchste Priorität. Kurze tägliche Berichte sind unbedingt erforderlich.
Ferner:
1. Machen Sie Reinhard Rohn klar, dass die Zeit drängt. Ihm stehen sechs Mitarbeiter zur Verfügung, aber hat er einen detaillierten Plan? Er soll einen aufstellen und wird von Ihrer Seite jedwede benötigte Unterstützung erhalten. Wir müssen diese Waffenlieferung um jeden Preis abfangen.
2. Ich bin nicht zufrieden mit unserem Kenntnisstand über die |278| Restless Ravens und brauche bis Montag, den 21. September, einen Plan für eine grundlegende Verbesserung.
3. Wir können es uns nicht leisten, wöchentlich drei Tage lang Shabangus Anrufe nicht abhören zu können. Wie können wir das ändern?
4. Erbitte bis Mittwoch, 23. September, einen ausführlichen Bericht über die Sicherheitsmaßnahmen im Kapstädter Stadion im Zusammenhang mit dem Fifa-Besuch am 12. Oktober.
(21. September 2009. Montag.)
»Die amerikanische Fußballmannschaft? Das ist reine Spekulation, Tau. Wo sind Ihre Beweise?«, fragte Janina Mentz.
»Wir können nicht die Hände in den Schoß legen, das Risiko ist zu hoch.«
»Was wollen Sie unternehmen? Die Presse informieren?«
»Wir werden mit dem Polizeipräsidenten reden und ihn einweihen müssen.«
»Da können wir uns genauso gut an die Presse wenden.«
»Mevrou, wir dürfen nicht untätig bleiben!«
»Was haben Sie vor, Tau?«
»Verhaften Sie die Mitglieder des Höchsten Rates. Ziehen Sie sie aus dem Verkehr, verwickeln Sie sie in Prozesse, richten Sie einen Scheinwerfer auf sie, der so hell ist, dass der ganze Laden ausgeleuchtet wird.«
»Nein«, erwiderte sie.
»Warum nicht?«, fragte Masilo.
Sie wurde ärgerlich. »Weil wir uns zum Narren machen würden, Tau. Sie sind der Jurist, Sie müssten es doch wissen. Was machen wir, wenn der Richter die Klage abweist? Denn das wird er, das wissen Sie. Wo stehen wir dann? Wir stehen vor höchst unglücklichen Freunden im Mittleren Osten, einem Präsidenten, der jegliches Vertrauen in uns verloren hat, und islamischen Extremisten, die noch tiefer in den Untergrund gehen. Ist es das, was Sie wollen?«
|279| »Ich will einen Anschlag verhindern, einen Terrorakt, der viel schlimmer als andere
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