Rote Spur
Respekt für die Arbeit meiner Leute gezeigt.«
»Hätten Sie überlegt, nach einer Lösung zu suchen, die sowohl den Terrorakt verhindert als auch unsere Zukunft gesichert hätte?«
»Natürlich.«
Mit sanfter Stimme spielte sie ihren Trumpf aus. »Der Minister hat heute Nachmittag angekündigt, dass der Fifa-Besuch am zwölften Oktober mit einer massiven Sicherheitsübung einhergehen wird, um die Einsatzbereitschaft der Polizei, der Stadtpolizei und verschiedener Einheiten der Armee zu testen. Er wird in diesem Zusammenhang die Öffentlichkeit um Geduld bitten, da umfangreiche Straßenblockaden und die Absperrung gewisser Wegstrecken Verkehrsstörungen verursachen können.«
Masilo versuchte, seine Erleichterung zu verbergen. »Danke«, sagte er.
»Nur zur Erinnerung, Tau, ich habe großen Respekt für das Engagement und den Einsatz unserer Mitarbeiter. Aber wenn das alles nicht die gewünschten Resultate erbringt, liegt es in meiner Pflicht und Verantwortung, das auch auszusprechen. Es ist der unangenehmste Teil meiner Arbeit, aber ich muss ihn mit demselben Engagement und demselben Einsatz tun.«
Masilo erhob sich halb und ließ sich dann langsam wieder zurück auf seinen Stuhl sinken.
»Tau, ich brauche Sie. Und ich verlasse mich auf Sie. Auch wenn wir Meinungsverschiedenheiten haben, müssen wir einander vertrauen, um unsere unterschiedlichen Pflichten erfüllen zu können.«
Er nickte. »Sie haben recht.«
»Werden Sie es sich überlegen, sich wieder mit mir an einen Tisch zu setzen?«
|315| 58
Während ihrer Tanzstunde um neunzehn Uhr löste sich etwas in Milla.
Vielleicht, weil sie zu spät kam und in Gedanken versunken war, weswegen sie keine Zeit gehabt hatte, sich Sorgen zu machen, und einfach drauflos tanzte. Vielleicht trugen auch die zwei Monate intensiven Unterrichts in Theorie und Praxis endlich Früchte, so dass sie sich bewegte, ohne zu überlegen, und die Musik von ihr Besitz ergriff. Der Tanzlehrer war so klug, nichts zu sagen, bevor der Tanz zu Ende war. Er ließ sie keine Schritte wiederholen und gönnte ihr keine Verschnaufpause.
Erst nach der Stunde sagte er: »Milla, das war wunderbar.« Und Milla, deren Wangen vor Anstrengung und Freude gerötet waren, erkannte auf einmal, was sie geleistet hatte, und antwortete: »Ja, das war es.« Von Gefühlen, ja Euphorie überwältigt fügte sie hinzu: »Danke. Nein, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
Sie zog ihre Tanzschuhe aus, verabschiedete sich, nahm ihre Handtasche und verließ mit energisch beschwingtem Schritt den Saal. Ihre Handtasche schwang fröhlich hin und her, während sie die Treppe hinunter und durch den Flur ging und schließlich hinaus in den stillen, schönen Abend trat. Sie lief die Auffahrt entlang zu ihrem Auto.
Da rief jemand ihren Namen.
Sie drehte den Kopf, noch ganz von ihrem Glück erfüllt.
Lukas Becker kam auf sie zu.
Ein Lachen stieg tief aus Milla heraus, eine Gewissheit, dass diese Begegnung vorherbestimmt, dass sie gut und richtig war. Sie sagte »Hallo« und blieb stehen.
»Ich war gerade auf dem Weg zum Einkaufen, als ich dich in die Tanzschule gehen sah.«
Sie stand nur da und lächelte.
»Da habe ich beschlossen, dir eine Falle zu stellen, in der Hoffnung, dass du beim Herauskommen durstig, müde und wehrlos wärst«, neckte er sie gewagt, aber gutmütig.
|316| »Du hast eine Stunde lang auf mich gewartet?«
»Nein, eigentlich nur die letzten zehn Minuten. Da, am Pfeiler«, antwortete er und lächelte jungenhaft verlegen. Dann lachte er.
Sie fiel in sein Lachen ein. »Durstig bin ich, sogar sehr. Und ein bisschen wehrlos.«
Fotokopie: Tagebuch von Milla Strachan
Datum des Eintrags: 5. Oktober 2009
Liebe Jessica,
Du hast mich einmal gefragt, ob ich nie gefährlich gelebt habe. Heute Abend habe ich es. Ein bisschen. Und es war gut.
In dem thailändischen Restaurant, das nur wenige Straßen von der Tanzschule entfernt lag, saßen sie draußen auf dem Balkon.
»Was machst du so?«, fragte er sie.
»Ich trinke Sprudelwasser mit einem Stalker und überlege, Sushi zu bestellen.«
»Touché. Nein, ich meinte, was machst du beruflich?«
»Ich bin Journalistin. Ich arbeite bei der Regierung, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, für eine Zeitung namens
News This Week
. Wenn ich morgen kündige, bricht die Regierung zusammen. Und du?«
»Ich war lange im Ausland. Fast dreizehn Jahre.«
»Was hast du da gemacht?«
»Ausgrabungen, die ersten sieben Jahre lang. Seit 2005 war
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