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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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ich im Irak. Ausbildung von Motorbootbesatzungen auf dem Tigris. Für die irakische Marine.«
    »Wann bist du zurückgekommen?«
    »Vor etwa drei Wochen.«
    »Warum?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Dann sollten wir lieber Sushi bestellen.«
     
    |317| Fotokopie: Tagebuch von Milla Strachan
    Datum des Eintrags: 5. Oktober 2009
    Er war offen. Ehrlich. Locker im Umgang, sowohl mir als auch den Restaurantangestellten gegenüber. Er versuchte nicht, Eindruck zu schinden, indem er sich übertrieben witzig oder klug gab. Ganz selbstverständlich erzählte er von sich und genauso selbstverständlich hörte er mir interessiert zu.
    Ich mag seine Stimme.
    Ich habe ihm meine Handynummer gegeben.
     
    »Ich bin zurückgekehrt, um eine Farm zu kaufen.«
    »Am Kap?«
    »Nein. Im Vrystaat. Zwischen Philippolis und Springfontein.«
    »Warum ausgerechnet da?«
    »Ich stamme aus dieser Gegend, und es ist sehr schön dort. Ich liebe diese Landschaft. Der Südwest-Vrystaat, die grasbewachsenen Ebenen und Hügel, Dornakazienwäldchen, von Weiden umgebene Quellen …«
    »Und was machst du dann hier am Kap?«
    »Du bist eine neugierige Frau.«
    »Das hat mich mein Vater gelehrt: Wenn dich ein Mann verfolgt, finde alles über ihn heraus, was du kannst.«
    »Dein Vater ist ein kluger Mann. Ich bin am Kap, um mir Geld zurückzuholen, das sich jemand von mir – geliehen hat. Und das ich brauche, um die Farm zu bezahlen.«
    »Hast du deswegen im Ausland gearbeitet? Um eine Farm kaufen zu können?«
    »Das war einer der Gründe.«

59
    (6. Oktober 2009. Dienstag.)
    Milla zog ihre Zugangskarte durch den Schlitz der Sicherheitstür, hörte das Klicken des Schlosses und trat ein. Sie blickte |318| hinauf zur Videokamera in der Ecke und fühlte sich auf einmal schuldig.
    Wenn die wüssten.
    Einen Augenblick lang erwog sie die Möglichkeit, dass jemand sie gestern Abend gesehen haben könnte. Ihr Herz schlug schneller, und sie war sich plötzlich der vereinzelten Mitarbeiter auf den Fluren bewusst, die zu ihren Büros unterwegs waren. Sie suchte nach Zeichen von Interesse, ja, Abneigung, auch auf den Gesichtern ihrer Kollegen.
    Doch sie begrüßten sie wie gewohnt.
    »Guten Morgen«, sagte Mac, der in seinen Bildschirm hineinzukriechen schien.
    Oom Theunie reinigte seine Pfeife. Er blickte auf und lächelte ihr zu. »Carmen. Du siehst heute Morgen besonders hübsch aus.«
    Jessica kam zu spät. Wie jeden Morgen.
    Allmählich entspannte sich Milla.
    Vielleicht war das Profil alles, was sie hatten haben wollen. Vielleicht war Lukas Becker bereits wieder vergessen.
     
    Quinn erkannte sie auf dem Foto nicht, denn die Belichtung war schlecht: Becker und die Frau auf dem Restaurantbalkon am Abend.
    Erst als er den kurzen Bericht des Observationsteams mit der Beschreibung und dem Kennzeichen des weißen Clios las, stieß er auf ihren Namen. Milla Strachan. Das kam ihm bekannt vor.
    Er musste eine Weile überlegen, bis er den Namen einordnen konnte: Er tauchte in einigen aktuellen PIA-Berichten auf, wenn er sich nicht täuschte.
    Er warf einen Blick auf den Rechner und stellte fest, dass es sich tatsächlich um die neue Mitarbeiterin des Infoteams handelte. Zufall?, fragte er sich. Der Name war nicht geläufig, aber er sollte lieber auf Nummer sicher gehen. Wäre das nicht ein Hammer, würde das nicht einschlagen wie eine Bombe?
    Er rief die Personalakte Millas auf und sah, dass Automarke, Farbe und Kennzeichen übereinstimmten. Er betrachtete ihr |319| Bewerbungsfoto und verglich es mit der Aufnahme der Frau auf dem Balkon des Restaurants.
    Sie war es.
    Er sah in der Datenbank nach, an welchen Berichten sie gearbeitet hatte.
    Lukas Becker war der letzte.
    Quinn sagte nichts, sondern pfiff durch die Zähne, voller Erstaunen und mit einer Art Bewunderung für das Schicksal, das die Operation Shawwal so hartnäckig beutelte.
     
    »Quinn hat das Operationsteam reingerufen und alle gründlich befragt«, sagte Tau Masilo zu Mentz. »Sie sagten, Becker habe auf die Frau gewartet, draußen vor dem Einkaufszentrum. Dort gibt es ein Sportstudio und eine Tanzschule, in beiden könnte sie gewesen sein. Als sie gegen zwanzig Uhr herauskam, hat er sie angesprochen. Dann sind sie zusammen in das Restaurant gegangen, wo sie gegessen und sich bis zweiundzwanzig Uhr vierzig unterhalten haben. Anschließend ist er zurück zur Pension gefahren. Wir hatten nicht genügend Leute, um auch ihr zu folgen.«
    Janina Mentz starrte an die Wand und schwieg, bis Masilo

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