Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
der Mann sein, aber ich bin mir nicht sicher«, meldete der Beifahrer des Verfolgerfahrzeugs.
    Die logische Strecke in Richtung Autobahn hätte von der Albertstraat aus durch die Kerkstraat in Woodstock geführt, doch der Peilsender gab an, dass Osmans Auto in die entgegengesetzte Richtung abbog.
    Und dann links in die Treatystraat. Unerklärlich.
    »Haltet Abstand!«, befahl Quinn den Verfolgern. »Das ist eine Einbahnstraße, sie müssen auf der anderen Seite wieder raus.«
    Der Pfeil verharrte auf dem Stadtplan.
    Quinn blickte stirnrunzelnd auf den Bildschirm.
    »Ist das ein Industriegebiet?«, fragte er.
    »Ja, am Arsch der Welt.«
    Noch immer stand Osmans Auto still.
    Dann begriff Quinn, was Becker vorhatte, denn er war sich sicher, dass es Becker war. Er fluchte nicht, das war nicht seine Art. Er sagte nur ins Handy: »Los! Fahrt sofort zu Osmans Auto. Beeilt euch!«

64
    Quinns mündlicher Bericht an Masilo war sachlich. Er verbarg seine Enttäuschung.
    Er sagte, Becker und Osman hätten in der Treatystraat angehalten, direkt neben den Eisenbahngleisen. Das Verfolgerteam kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Becker Osman über die vier Gleisspuren zerrte, bevor die beiden Männer zu Fuß durch Öffnungen in den hohen Zäunen schlüpften und verschwanden. Sie glaubten, Becker habe einen Rucksack und dazu eine Reisetasche über der Schulter getragen und er habe eine Waffe in der rechten Hand gehalten.
    Sie waren ihnen hinterhergerannt, aber Beckers Vorsprung war zu groß gewesen. Aus einer Entfernung von hundert Metern heraus, jenseits von Fabriken und Lagerhäusern, hatten sie |352| beobachtet, wie Becker Osman am östlichen Ende der Strandstraat in ein Auto stieß, einen blauen VW Citi Golf, Baujahr unbekannt. Sie waren zu weit weg, um das Kennzeichen erkennen zu können. Der Golf raste mit quietschenden Reifen in westlicher Richtung davon, da im Osten die Strandstraat endete. Über die Laer Kerkstraat konnte Becker schnell die Autobahn erreichen.
    Es musste sich, so berichtete Quinn sachlich, um einen gut ausgebildeten Mann handeln, der seinen Plan klug vorbereitet hatte und der wusste, dass er und /oder Osman verfolgt wurden. Und zumindest musste er vermutet haben, dass an Osmans Auto ein Peilsender angebracht war. Es war ein Mann, der seine Verfolger um jeden Preis abschütteln wollte.
     
    Milla erledigte Korrekturlesearbeiten für Oom Theunie. Es ging um einen Überblick über den Waffenhandel Südafrikas mit dem Iran, Libyen und Venezuela. Sie blickte auf, als die beiden Männer zusammen mit Mevrou Killian hereinkamen. Einen von ihnen erkannte sie wieder; es war Nobody, Anwalt Masilo, der mit den Hosenträgern. Dann begriff sie, dass sie zu ihr wollten.
    »Milla«, sagte Mevrou Killian.
    Beklemmung ergriff sie, ihr Magen krampfte sich zusammen. »Ja?«, fragte sie erschrocken.
    »Die Herren möchten mit Ihnen reden.«
    »Würden Sie bitte mit mir kommen?«, sagte der andere Mann, der mit dem schwarzen Rollkragenpullover.
    »Wieso?«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, beruhigte sie Mevrou Killian.
    »Wir wollen nur mit Ihnen reden«, ergänzte der im Rollkragenpullover.
    Milla saß da wie versteinert; sie wusste, dass sie leichenblass war. »Worüber?« Ein Teil von ihr begriff, dass sie aussehen musste wie das personifizierte schlechte Gewissen, aber sie hatte keine Kontrolle darüber.
    |353| »Kommen Sie mit! Wir werden es Ihnen erklären.«
    »Was ist denn los?«, fragte Donatella.
    »Nicht jetzt, Mac«, erwiderte Mevrou Killian.
    Dann ergriff wieder der Mann mit dem Rollkragenpullover das Wort. »Mein Name ist Quinn, ich bin hier der Einsatzleiter. Bitte kommen Sie mit!« Er sprach energisch und ruhig zugleich.
    »Ich bin beschäftigt«, erwiderte Milla und zeigte auf den Monitor.
    »Das kann warten, Milla«, entgegnete Mevrou Killian.
    »Was ist denn los?«, fragte nun auch Oom Theunie besorgt.
    »Fahren Sie bitte wie gewohnt mit Ihrer Arbeit fort«, sagte der Anwalt.
    Milla sah Mevrou Killian und Quinn an. Dann stand sie langsam auf, als sei sie unsicher auf den Beinen.
     
    Auf Drängen von Janina Mentz, damals noch stellvertretende Direktorin, war das Vernehmungszimmer des Nachrichtendienstes ein gemütlicher Raum. Es gab drei gepolsterte, beigefarbene Sessel, die am Boden festgeschraubt waren. Sie bildeten einen intimen Kreis, ein geselliges Dreieck auf dem einfarbigen Teppichboden.
    Das Mikrofon verbarg sich hinter dem weichen Fluorlicht an der Decke, die Videokamera befand

Weitere Kostenlose Bücher