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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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sich im angrenzenden Zimmer, dem sogenannten Überwachungsraum. Durch ein einseitig durchsichtiges Fenster zeichnete sie alles auf, was im Bereich der drei Sessel geschah.
    Milla saß in einem von ihnen.
    Masilo, Mentz und Quinn befanden sich im Überwachungsraum.
    »Lassen Sie sie ein bisschen schmoren«, befahl Mentz. »Ungefähr für eine Stunde, bevor sie mit ihr reden. Quinn, schicken Sie in der Zwischenzeit Leute in ihre Wohnung. Bringen Sie jeden Gegenstand mit, der von Bedeutung sein könnte, und lassen Sie alles genauestens untersuchen. Es muss deutlich zu sehen sein, dass Sie dort waren. Sie sollen die Wohnung auseinandernehmen. |354| Tau, überbringen sie ihr die schlechten Nachrichten. Danach lassen Sie sie gehen.«
     
    Milla saß in dem Sessel, ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Sie war von Panik erfüllt und wiederholte im Kopf den immer gleichen Refrain:
Sie wissen es, sie wissen es, sie wissen es
… Bis die Fragen drängender wurden: Wie lange wussten sie es schon? Woher wussten sie es? Was wussten sie? Was wollten sie von ihr, was würden sie mit ihr machen? Was geschah? Heute Morgen hatte sie fieberhaft die Berichte durchgelesen, über Shabangu, die Pagad, auf der Suche nach Gründen, warum sich die PIA für Lukas interessierte. Doch sie konnte nur spekulieren, und was ihr als Anhaltspunkt erschien, war dann bei näherem Hinsehen doch nicht plausibel gewesen. Was hatte Lukas angestellt?
    Es war und blieb ein Rätsel. Sie überlegte sich, welche Fragen man ihr stellen könnte, und dachte sich mögliche Antworten aus. Nach und nach wurde ihr klar, dass sie nur einen Fehler begangen hatte. Sie hatte ihre Begegnung mit Lukas nicht gemeldet. Warum nicht? Weil ihr niemand gesagt hatte, dass man es von ihr erwartete. War das ein Verbrechen? Ernsthaft? Nein, das war es nicht. Also, was konnten sie ihr anhaben, was wäre das Schlimmste? Sie entlassen?
    Ihre Überlegungen halfen ihr, sich schließlich zu entspannen, jetzt regte sich sogar Widerstand in ihr. Sollten sie doch kommen und ihr Vorwürfe machen, sollten sie doch ihre Fragen stellen, sollten sie sie entlassen. Sie gab keinen Pfifferling darum, sie hatte nichts verbrochen. Am Ende stand sie auf, ging entschlossen zur Tür und versuchte, sie zu öffnen. Doch sie war abgeschlossen. Das fachte ihre Wut noch weiter an. Was bildeten die sich ein? Das konnten sie nicht machen, sie hatte Rechte, sie war doch nicht blöd, sie war kein Dummerchen, das aus Verliebtheit Staatsgeheimnisse ausplaudern würde. Sie war weder eine Kriminelle noch ein Kind.
     
    |355| Sie hatte sich wieder hingesetzt, als sie die Tür hinter sich aufgehen hörte. Sie blickte sich um und sah, dass es Meneer Perfekt war, Mr. Nobody, Masilo mit den Hosenträgern.
    »Sie haben nicht das Recht, mich hier einzusperren«, fauchte Milla und stand von ihrem Sessel auf.
    Er lächelte sie an und schloss die Tür hinter sich. »Beruhigen Sie sich«, sagte er so vertraulich, als würden sie einander kennen.
    »Schließen Sie die Tür auf«, verlangte sie.
    Er ging zu einem Sessel ihr gegenüber. Sie roch sein Aftershave, nur einen Hauch. »Das kann ich leider nicht tun.« Er setzte sich. »Bitte, Milla, wir sollten uns unterhalten. Sicherlich ist Ihnen bewusst, dass es vieles gibt, worüber wir reden müssen.«
    Sie blieb neben dem Sessel stehen. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Ach nein?«
    »Ich habe nichts falsch gemacht.«
    »Ein Grund mehr, sich zu setzen und sich ruhig mit mir zu unterhalten.«
    Sie wusste, dass er versuchte, sie zu manipulieren, doch sie hatte keine Wahl. Widerstrebend setzte sie sich und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Er sagte nichts, sondern lächelte sie nur freundlich an.
    Bis sie die Stille nicht mehr ertragen konnte. »Was ist los?«
    »Das wissen Sie sehr genau.«
    »Nein, ich habe keine Ahnung.«
    »Lukas Becker.«
    »Ich habe nichts falsch gemacht.«
    »Warum haben Sie dann vorhin so reagiert?«
    »Wie würden Sie sich fühlen, wenn jemand Sie so behandeln würde? Aus heiterem Himmel.«
    »Ich habe keine Geheimnisse, Milla.«
    »Jeder hat Geheimnisse.«
    Er lachte leise. Dann wurde seine Miene ernst. »Milla, Sie sind nur eine Schachfigur. Ein Instrument. Er benutzt Sie, und ich bin mir sicher, dass Sie keine Ahnung davon haben.«
    |356| »Lukas?«
    »Genau.«
    »Ich bitte Sie!«
    »Es gibt vieles, was Sie nicht über ihn wissen.«
    »Ich habe sein Profil erstellt. Er … Er weiß nicht einmal, wo ich arbeite.«
    Masilo lachte, lange und herzlich.

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