Rote Spur
dass wir nicht einmal das Wetter überprüfen können?«
»Ich sagte doch, dass ich nicht sicher war, wo genau.«
»Unsinn, Bruno. Sie haben es genau gewusst, wie immer. Sie wollten Zeit gewinnen, und das kann ich nicht hinnehmen, weil dadurch südafrikanische Bürger gefährdet werden. Können Sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren?«
»Besteht eine Gefahr für die Öffentlichkeit? Das haben Sie nie erwähnt. Vielleicht, Janina, sollten Sie anfangen, uns reinen Wein einzuschenken, besonders, da Sie von uns erwarten, unsere gesamten Ressourcen zur Lösung Ihres Problems einzusetzen.«
»Nun, dann will ich gerne den ersten Schritt tun: Wir haben unsererseits keinen Agenten bei der CIA eingeschleust. So etwas tun wir nicht mit unseren Verbündeten.«
»Was soll diese Anspielung?«
Sie legte ihre Hand auf die vor ihr liegende Akte und beschloss, ihren Trumpf auszuspielen. »Seien Sie vorsichtig, Bruno. Ich habe hier sehr interessante Informationen.« Sie sah, wie er stutzte, und sie dachte: Hab ich dich.
|388| »Dann klären Sie uns doch in Gottes Namen auf!«, drängte Burzynski.
Sie öffnete die Akte, nahm das Foto von Lukas Becker heraus und schob es über den Tisch zu ihm hinüber, ihre Augen wie ein Falke auf ihn gerichtet.
Burzynski ließ sich nichts anmerken, drehte das Foto langsam um und betrachtete es. Dann blickte er auf, wieder mit diesem schiefen Lächeln. »So, und wer soll dieser Kerl sein?«
»Der, der seit mindestens 1997 für Sie arbeitet. Israel, Ägypten, Jordanien, Iran, Türkei und bis vor kurzem Irak.«
»Für mich hat er jedenfalls nicht gearbeitet.« Burzynski schob das Foto einem seiner neuen Mitarbeiter namens Grant zu, einem Mann mittleren Alters mit graumeliertem Vollbart und intensivem Blick.
»Ich bitte Sie, Bruno. Er hat versucht, sich an eine unserer Mitarbeiterinnen heranzumachen, ihm wurde in Johannesburg ein sehr wichtiger Gegenstand gestohlen, und er hat Julius Shabangu eliminiert. Und Sie haben ihm ein kleines Vermögen dafür bezahlt. Also hören Sie auf, meine Intelligenz zu beleidigen, und lassen Sie uns endlich offen reden.« Sie beobachtete Grant und sah, wie er den Kopf schüttelte. Dann fragte sie: »Wo haben Sie Osman versteckt?« Bei diesem Namen bemerkte sie endlich eine Reaktion, kaum merklich. Sie sah, wie sich Brunos Augen für einen winzigen Augenblick verengten, der jedoch gleich wieder vorbei war. Er blickte seine drei Kollegen an. Die zwei Neuen, Eden und Grant, nickten ihm zu, einer nach dem anderen.
Sie waren Burzynskis Vorgesetzte, erkannte sie. Interessant.
Endlich blickte er Mentz wieder an und räusperte sich. Als er sprach, klang seine Stimme nicht mehr verärgert, sondern ruhig und ernst. »Ich werde Ihnen drei Dinge erzählen, Janina, und Sie sollten ernsthaft erwägen, mir zu glauben, um Ihrer Regierung und Ihres Landes willen. Erstens: Ich weiß nicht, wer dieser Mann ist.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf Beckers Foto und fuhr fort: »Aber wenn Sie wollen, dass wir die Angelegenheit untersuchen, werden wir es tun. Zweitens: Wir glauben, |389| dass Sie Osman haben, und wir sind höchst interessiert daran, Zugang zu ihm zu erhalten. Drittens: Ihr Schiff, die
Madeleine
, ist von der Bildfläche verschwunden. Unauffindbar. Als hätte sie nie existiert.«
»Sie können das Schiff nicht finden?«, fragte sie ungläubig.
»Richtig. Und zu behaupten, wir hätten unser Bestes getan, ist noch untertrieben. Wir wollen das Schiff, noch dringender als Sie. Also, hier ist der Deal: Sie legen ihre Karten offen, dann zeige ich Ihnen meine.«
In diesem Augenblick klingelte das Handy Tau Masilos, der die ganze Unterhaltung mit großem Interesse verfolgt hatte.
»Tut mir leid«, sagte er, zückte das Handy und sah auf das Display. Es war Quinn. »Das könnte wichtig sein«, sagte er, »entschuldigen Sie bitte.«
Masilo stand auf, ging hastig hinaus, schloss die Tür hinter sich und fragte: »Was gibt’s?«
»Osman«, sagte Quinn. »Er liegt im Krankenhaus. Auf der Intensivstation des Chris Barnard Memorial. Herzinfarkt. Ein Mann, auf den Beckers Beschreibung passt, hat ihn gestern Nachmittag dort abgeliefert. Osman hat erst heute Morgen das Bewusstsein wiedererlangt.«
Masilo lachte kurz auf. »Unglaublich!«
»Aber das ist noch nicht die wichtigste Neuigkeit. Osman hat die Schwester auf der Intensivstation gebeten, Suleiman Dolly anzurufen, unter seiner Festnetznummer. Bestimmt konnte er sich nicht an die neueste Handynummer des Scheichs erinnern.
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