Rote Spur
Somalia und Kapstädter Zellen festgestellt, allerdings keinen sehr regen. Die Texte waren leicht zu entschlüsseln. Die aktuellen al-Qaida-Nachrichten sind von einem ganz anderen Kaliber. Als wir uns mit dieser Information an unsere Vorgesetzten wandten, wurde eine Sonderermittlungsgruppe gegründet, die sich ausschließlich mit diesem Thema befassen sollte. Zu ihr gehören auch Bruno und seine Kollegen hier. Zu unserem Leidwesen sind die Botschaften mit einem Code verschlüsselt, der 2001 von Dr. Michael Rabin in Harvard entwickelt wurde und der wahrscheinlich nicht dechiffrierbar ist. Ich werde Sie nicht mit den Einzelheiten langweilen, die finden Sie selbst leicht im Internet, aber grundsätzlich wird von zwei Parteien eine Kombination von absolut willkürlichen Zahlen festgelegt, die sie sich gegenseitig zukommen lassen und …«
»Wir kennen die Kodierungsmechanismen«, unterbrach sie Mentz.
»Gut, dann brauche ich Ihnen nichts weiter zu erklären. Letzte Woche verfolgten wir den Kommunikationsweg unter anderem bis zu Shahid Osman, von daher unser Interesse an ihm. Doch elektronische Kommunikation ist nicht unsere einzige Informationsquelle. Mitarbeiter in Pakistan und Afghanistan haben hier und da etwas aufgeschnappt, und wir haben genügend Informationen gesammelt, um davon ausgehen zu |393| können, dass sich etwas Ernstes zusammenbraut, etwas, das mit einem Fischfrachter zu tun hat und sich innerhalb der nächsten zweiundsiebzig Stunden in oder nahe Kapstadt ereignen wird. Bruno …«
»Danke, Janet. Janina, lassen Sie mich offen sein: Wir wollen Osman, und zwar schnellstmöglich. Wir sind uns ziemlich sicher, dass er den Dechiffriercode hat, und befinden uns in einer wirklichen Notsituation. Uns läuft die Zeit davon. Gestern hat mich Langley gebeten, bei Ihnen offiziell Osmans Verhaftung zu beantragen, mit Ihrer Erlaubnis und Kooperation. Sie können sich unsere Überraschung vorstellen, als wir gestern von seiner Entführung erfuhren. Wir glaubten wirklich, dass Sie dahintersteckten. Deswegen haben wir dieses Meeting anberaumt.«
Burzynski unterbrach sich, als er sah, wie Masilo frenetisch auf den Block vor ihm kritzelte.
Mentz las die vier Worte: Becker hat Osmans Laptop.
Sie blickte zu den Amerikanern auf. »Ich brauche ein paar Minuten, um darüber nachzudenken.«
Der junge Mann von iThemba Computers benötigte genau elf Minuten, um das Passwort von Osmans Laptop herauszufinden. Er schrieb es ihnen auf:
Amiralbahr
.
»Siehst du«, sagte Milla so aufgeregt und begeistert, als hätte sie selbst die Lösung gefunden.
»Was bedeutet das, Oom?«
»Nichts. Deswegen habe ich es auch vergessen. Vielen Dank.«
»Soll ich die Einstellungen so lassen?«
»Welche Einstellungen?«
»Die Formatierungseinstellungen.«
Becker kratzte sich am Kopf. »Hilf mir auf die Sprünge.«
»Sie haben die Einstellung vorgenommen, dass mit der Tastenkombination Strg, Alt, Pos1 die Festplatte formatiert wird und dadurch sämtliche Daten verlorengehen.«
»Ach ja …«
|394| »Das Gleiche passiert, wenn man zweimal hintereinander das falsche Passwort eingibt.«
»Machen Sie das einfach rückgängig.«
»Bruno«, sagte Janina Mentz, »Sie spielen ein gefährliches Spiel. Ihr Mann, Becker, hat Osmans Laptop, Sie verfügen daher bereits über den Dechiffriercode. Und trotzdem sitzen Sie hier, betrügen uns und verschwenden kostbare Zeit. Warum?«
Burzynski verzog empört das Gesicht und setzte zu einer Antwort an, doch Jim Grant kam ihm zuvor und ergriff zum ersten Mal das Wort. »Madam«, begann er mit tiefer sonorer Stimme. »Ich bin der stellvertretende Direktor des Büros für Terrorismusanalyse der CIA und als solcher vollständig über jede Form der Spionage und Gegenspionage informiert, die von der CIA gegenwärtig im südlichen Afrika betrieben wird. Ich kenne jeden einzelnen Agenten und Mitarbeiter. Hiermit versichere ich Ihnen, dass dieser Mann nicht zu uns gehört. Wenn es so wäre, hätte ich es Ihnen spätestens jetzt gesagt, weil wir vor einem drängenden Problem stehen. Wenn Sie uns weiterhin so hartnäckig misstrauen, muss ich Sie ersuchen, die Angelegenheit unmittelbar Ihrem Präsidenten vorzulegen mit der Bitte, unseren Außenminister zur Klärung des Problems zu kontaktieren. Doch ich bitte Sie: Wenn wir diesen Weg einschlagen, dann lassen Sie es uns sofort tun. Denn, wie wir alle wissen: Uns läuft die Zeit davon.«
Es war die Kombination aus seiner Gewichtigkeit, seiner Autorität und
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