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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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gehört.
    Er fragte sie, ob Danie irgendetwas verkauft haben könne. Er fragte, ob Gusti Flint ihrem Sohn das Geld gegeben oder geliehen haben könne, ob ihr irgendeine Quelle einfalle, wie abwegig auch immer, ein Lottogewinn, irgendetwas, aber sie antwortete auf jede Frage kategorisch und verzweifelt mit »nein«. Dann sagte sie: »Wie konnte er mir das nur verheimlichen?« Auf ihrem Gesicht spiegelten sich der Schmerz und die Enttäuschung über den Verrat wider.
    Bevor Joubert zu dem Versuch einer Erklärung ansetzen konnte, rief jemand aus der Küche: »Hallo-o-o-o!«
    Tanja Flint hatte ihm bei seiner Ankunft gesagt, dass der Kriminaltechniker in der Garage beschäftigt war, aber sie war zu gespannt auf die Neuigkeiten, die Joubert ihr zu berichten hatte, daher hatte er den Mann noch nicht begrüßen können. Er stand auf.
    »Jannie Cordier?«
    Cordier sah aus wie eine wandelnde Reklame für den Herrenausstatter Edgar: gelb-blau kariertes Hemd, dunkelblaue Chinos, |526| schicker brauner Gürtel um die schmalen Hüften. Er stand mit seinem Aluminiumkoffer in der Hand vor Tanja, sah ihr verweintes Gesicht und sagte: »Entschuldigen Sie.«
    »Ich bin Mat Joubert. Haben Sie etwas gefunden?«
    »Das Auto wurde saubergewischt«, sagte er. »Ich habe nur ein Set Abdrücke gefunden, auf der Tür und dem Lenkrad. Für den Abgleich werde ich die Abdrücke von Mevrou nehmen müssen.« Seine helle Stimme passte zu seinem jungenhaften Gesicht.
    »Saubergewischt?«, fragte Tanja.
    »Ja, von vorne bis hinten. Der Kofferraum, das Radio, das Handschuhfach, alles blitzsauber. Da hat sich jemand richtig Mühe gegeben.«
    Tanja Flint nahm die Neuigkeit verwundert auf. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Wenn Sie mich fragen, nichts Gutes, Mevrou«, antwortete Cordier. »Ganz und gar nichts Gutes.«
    Sie sah Joubert an. Er schüttelte den Kopf, sauer über Cordiers Taktlosigkeit. Dann pflichtete er ihm seufzend bei: »Stimmt, das klingt gar nicht gut.«
     
    Cordier wartete geduldig darauf, dass sich Tanja Flint beruhigte, ehe er ihre Fingerabdrücke nahm. Während sie sich die Hände waschen ging, brachte Joubert den Kriminaltechniker zur Tür. »Takt ist wohl nicht gerade Ihre Stärke«, bemerkte er.
    »Wieso? Ich bin nur ehrlich.«
    Joubert sah ihn wortlos an.
    »Irgendjemand hätte es ihr früher oder später sagen müssen.«
    »Ja, aber später wäre besser gewesen.«
    Cordier zog beleidigt ab. Auf dem Weg zu seinem Kleinbus rief er über die Schulter zurück: »Ich schicke Ihnen die Rechnung!« Joubert schloss die Tür und setzte sich in Gedanken versunken wieder hin.
    Jetzt musste er ihr noch die Sache mit dem zweiten Handy und den Schlüsseln beibringen. Das würde ein schwieriger Abend werden.
     
    |527| Als sie sich wieder setzte, zitterten ihr die Hände. Die Falten in ihrem Gesicht schienen tiefer, die Ringe um die Augen dunkler geworden zu sein.
    »Tanja …«, begann er.
    »Das war noch nicht alles, oder?«, fragte sie ahnungsvoll.
    »Stimmt.«
    »Erzählen Sie es mir. Lassen Sie uns einfach weitermachen.«
    »Er hatte ein zweites Handy.« Er erzählte ihr von dem Vodacom Starterset und dem Nokia-Ladegerät. Reglos saß sie da, starrte auf den Teppich und fragte schließlich: »Was noch?«
    Er zog die Schlüssel aus der Tasche und legte sie vor sie hin. Missmutig sah sie sie an.
    »Lagen die auch in der Schublade?«
    »Ja.«
    Sie nahm sie in Hand. Die Schlüssel klirrten, so sehr zitterte sie.
    »Wissen Sie, was das hier ist?«, fragte sie und zeigte ihm den Anhänger mit dem SS-Logo.
    »Nein, aber ich …«
    »Self Storage«, sagte sie.
    Jetzt fiel ihm ein großes Reklameschild ein, das er auf seinen Fahrten in der Umgebung öfter am Straßenrand sah. Es bewarb Lagerräume, in denen man für gewisse Zeit etwas unterstellen konnte. »Wissen Sie darüber Bescheid?«
    »Nein, aber ich kenne das Logo. Die Firma betreibt ein Lagerhaus in Montague Gardens, ganz in der Nähe meiner Firma.«
    »Ich werde mich dort umsehen müssen.«
    Sie gab ihm die Schlüssel nicht zurück, sondern umschloss sie mir ihrer Hand wie ein kostbares Kleinod.
    »Ich komme mit«, verkündete sie.
     
    Um das Lagerhaus der Firma Self Storage zog sich ein hoher Drahtzaun, in dem sich rechts außen ein Flügeltor befand, bewacht von einem Aufseher in einem Pförtnerhäuschen. Im Scheinwerferlicht des Hondas versuchte Joubert, mit den beiden |528| Schlüsseln das mächtige Torschloss zu öffnen, doch ohne Erfolg. Seine Sohlen knirschten auf dem Kies, als er

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