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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Features aktiviert werden. Erst nach einer ganzen Weile stellte er fest, dass er die Option »Disziplinarverfahren« gewählt hatte und daher nur Videos zu sehen bekam, die im Zusammenhang mit irgendwelchen Regelverstößen der Busfahrer standen. Daher musste er wieder zu seinem Anfangsdatum, dem 1. August, zurückkehren und noch einmal alle Clips sichten.
    Erst um zwanzig vor drei überfiel ihn der Hunger, und er machte sich auf die Suche nach Tee. Santasha zeigte ihm, wo die Küche war, und fragte ihn, ob er Fortschritte mache.
    »Nein«, gestand er.
    Sein Lunchpaket bestand aus Brötchen mit
Bobotie
und
Blatjang
und einem Päckchen Cashewnüssen mit einem festgesteckten Zettel von Margaret daran:
Nuts about you
– Ich bin verrückt nach dir.
    Er lächelte, aß mit Appetit und trank seinen Tee, während er sich jedes einzelne Video ansah, wobei er sich auf die Straßenansicht |580| konzentrierte. Einige wenige Clips zeigten schwere Unfälle, in die Fußgänger oder andere Fahrzeuge verwickelt waren. Die meisten betrafen jedoch unbedeutende Vorfälle – Busfahrer bremsten scharf und gerade noch rechtzeitig, um Kollisionen mit Pkws, Radfahrern, Rindern oder Ziegen auf der N7 bei Du Noon oder Hunden in den Wohnvierteln zu vermeiden.
    Der August brachte nichts.
    Der September schien bereits ebenso ergebnislos zu verlaufen. Jouberts Augen wurden allmählich müde, und seine Konzentration ließ nach. Seine Befürchtung wuchs, dass seine Suche sinnlos sein würde.
    Beinahe hätte er es übersehen.
    Es war der 29. September. Uhrzeit: 11:48. Draußen auf einer Landstraße, keine Gebäude weit und breit, nur Veld. Der Abstand zwischen dem Bus und einem schwarzen Mercedes – sah nach E-Klasse aus – war zu gering. Der Pkw bremste plötzlich und unvorhersehbar, der Bus erwischte ihn am Heck, und die Kofferraumhaube sprang auf. Dann folgten noch zehn Sekunden, in denen Bus und Mercedes an den Straßenrand fuhren und fast zum Stillstand kamen.
    Joubert schloss das Video. Wieder hatte er seine Zeit nutzlos vertan. Doch irgendwo in seinem Hinterkopf rumorte es.
    Er startete den nächsten Clip, aber sein Unterbewusstsein rief ihm zu, er solle noch einmal zum vorherigen zurückkehren, da sei etwas. Schau es dir noch mal an!
    Er zögerte einen Augenblick. Nur ein weiterer leichter Unfall.
    Doch, da war etwas!
    Schließlich schloss er seufzend das neue Video und kehrte zum vorigen zurück.
    Was war das, da im Kofferraum?
    Er hielt sich das Bild noch einmal vor Augen. Vermutete, dass er sich etwas einbildete.
    Er klickte den Clip erneut an und sah genau hin.
    Die Kofferraumhaube sprang auf. Da! Im Inneren. Eine Hand. |581| Nur für Bruchteile von Sekunden zu sehen, in dem schmalen Sonnenlichtstrahl, der in dem Augenblick hineinfiel, als der Kofferraum vollständig geöffnet war, kurz bevor er wieder zuschlug. Dann war sie weg, der Abstand zwischen Bus und Mercedes vergrößerte sich, die Klappe fiel wieder herunter. Joubert wusste nicht, wie er das Video anhalten konnte, suchte hektisch, doch dann war der Clip zu Ende.
    Erneut startete er ihn, studierte hastig die Icons, experimentierte. Fand die Option zum Anhalten, aber zu spät. Er stieß einen ärgerlichen Laut aus. Er fing wieder von vorne an, den Mauszeiger im Anschlag, bereit, wartend auf den richtigen Augenblick. Das Video stoppte genau im richtigen Moment.
    Das war eine Hand, zweifellos. Leblos ruhte sie auf einem Oberkörper. Hinten im Kofferraum.
    Drei Gestalten im Innenraum des Wagens, zwei vorne, eine hinten. Alles Männer. Der auf dem Rücksitz drehte nach dem Ruck des Aufpralls den Kopf nach hinten. Massive Schultern und ein eigenartiges Gesicht, verzerrt, als hätte er keine Nase. Aber vielleicht lag das an der Auflösung des Videos.
    Joubert sah genau hin und erkannte das Modell des Mercedes. E 350. Das Kennzeichen war viel leichter zu lesen.
     
    Rasch sah er sich den Bus in der Rückwärtsperspektive der Kamera an. Den Busfahrer, die leeren Sitze hinter ihm. Der Oberkörper des Mannes ruckte bei dem Aufprall. »Fok!«, fluchte er deutlich hörbar, gefolgt von einer wütenden Geste. Er kurbelte das Steuer herum, um an den Straßenrand zu fahren. »Blödes Arschloch!«
    Zurück zur Straßenansicht. Wieder hielt Joubert das Bild in dem Moment an, als der Kofferraum weit offen stand.
    Eine Hand. Ein Mensch, dort drinnen. Regungslos.
    Er starrte das Bild an, und in seinem Kopf arbeitete es.
    Hatte Danie Flint das gesehen?
    Hatte dies irgendetwas mit seinem

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