Rote Spur
geringfügig auch immer, müssen Sie mich sofort persönlich davon in Kenntnis setzen. Ich werde Ihnen meine Handynummer geben.«
Joubert dachte über die möglichen Konsequenzen nach. »Auch wenn ich es Ihnen schriftlich gebe: Wenn ich Hinweise auf eine Straftat finde, müssen wir diese der Polizei melden. Alles andere wäre ungesetzlich.«
»Meneer Joubert, alle Aufzeichnungen, die auf Straftaten hinwiesen, wurden der Polizei bereits zur Verfügung gestellt. |577| Darüber brauchen Sie sich also keine Sorgen zu machen. Sind Sie bereit, eine Erklärung zu unterzeichnen?«
Joubert fragte sich, ob es der Mühe wert war, wusste aber, dass ihm nichts anderes übrigblieb. Vielleicht klammerte er sich zu sehr an die Theorie, dass das Geld und Flints Arbeit irgendetwas miteinander zu tun hatten. Doch er war es Tanja schuldig, sorgfältig zu arbeiten und schon aufgrund der Statistik und seinem vagen Verdacht die Spur weiterzuverfolgen bis zum bitteren Ende.
»Ja, das bin ich.«
Noch bevor er das ABC-Depot erreichte, informierte ihn Butshingi, dass es im Umkreis von Flints Gebiet einen Überfall auf einen Geldtransporter gegeben habe. »Aber zählt Century City?«
»Ich bin mir nicht sicher. Können Sie mir Einzelheiten nennen?«
»Am neunzehnten September, zehn Uhr morgens, auf dem Century Boulevard …«
Joubert spürte einen leichten Adrenalinkick. Das passte genau in sein Zeitschema.
»… zwischen Waterford und Waterhouse Boulevard. Sieben Männer, zwei Fahrzeuge. Sie haben über achthunderttausend Rand in bar erbeutet. Der Fahrer des Geldtransporters wurde getötet.«
»Danke, Inspector. Ich werde sehen, ob ich irgendetwas herausfinden kann.«
»Aber wie kann Flint darin verwickelt sein? Es war eine Bande Schwarzer.«
»Ich weiß es nicht. Aber ich habe bisher nichts anderes.«
»Okay.«
In Philanders Büro unterschrieb er die gefaxte Stillschweigeerklärung und setzte sich dann zusammen mit ihm an Flints Computer.
|578| »Ich zeige Ihnen, wie Sie das DRMP-System bedienen. Aber bitte, ich habe nur eine Viertelstunde Zeit.«
»Vielen Dank. Nur eine kurze Frage: Hat Century City auch zu Danies Gebiet gehört?«
»Ja, natürlich. Warum?«
Joubert musste seinen Hoffnungsschimmer vor ihm verbergen. »Ich möchte mir nur ein vollständiges Bild machen.«
Sie starteten Flints Computer und öffneten das DRMP-Pro gramm . Philander erklärte ihm die Grundlagen. »Alle Videos sind auf dem Server gespeichert. Sie sind mit den Strecken, den Buslinien, den Fahrern und den jeweiligen Aktionen verlinkt. Sie können die Clips je nach Bus, Fahrer, Strecke oder Datum und Zeit auswählen. Mit Hilfe dieses Menüs können Sie eine Auswahl treffen, wenn sie nur die Videos suchen, die weitere Folgen nach sich gezogen haben.«
»Welche ›weiteren Folgen‹?«
»Disziplinarverfahren, Unfallberichte, Schadensersatzforderungen, gerichtliche Schritte. Was immer Sie wollen. Sie können die Front- und Rückansicht zugleich sehen oder hier eine auswählen.«
»Können wir am 19. September anfangen?«
»Ja, das ist ganz einfach. Hier ist Ihr Kalender. Sie wählen einfach den Monat aus, dann öffnet sich dieses Fenster. Dann klicken Sie den neunzehnten an, und hier ist Ihre Liste. Vier Videos. Mit diesem Menü können Sie die Suche verfeinern, wenn Sie zum Beispiel nur einen bestimmen Fahrer, einen Bus oder eine Strecke überprüfen wollen.«
»Welche Strecken führen über Century City?«
»Ich kenne Danies Codes nicht aus dem Kopf, lassen Sie mich mal eben nachsehen …«
Er brauchte einen Augenblick, um die Codes zu finden und einzugeben. »Es gibt kein Video vom 19. September auf diesen Strecken.«
»Kann ich mir die anderen Clips von diesem Datum ansehen?«
|579| »Klicken Sie einfach jedes Mal auf dieses Icon … dann läuft das Video ab.«
Gemeinsam sahen sie sich die Aufnahmen an. Fünfzehn Sekunden Vor- und Rückwärtsperspektive, in Fenstern nebeneinander. Philander senkte die Lautstärke, so dass sie die anderen Streckenleiter im Büro nicht störten.
Keines der vier Videos hatte etwas mit dem Überfall auf den Geldtransporter zu tun.
Philander sah Joubert die Enttäuschung an. »Was hofften Sie denn zu finden?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, gab Joubert zu. Dennoch würde er die Kleinarbeit leisten müssen. Bis sich die Wahrheit offenbarte.
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Die Arbeit alleine vor dem Bildschirm war so mühsam, dass er seine Sandwichs vergaß. Das Programm war kompliziert, dauernd mussten irgendwelche
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