Rote Spur
Aufgabe zu erfüllen …«
|64| »Aber du hättest doch auch arbeiten können, wenn du hiergeblieben wärst. Warum bist du weggelaufen?«
Sie war kurz davor, wieder in ihr altes Muster zu verfallen, riss sich aber rechtzeitig zusammen. »Wie läuft es in der Schule?«
»Was glaubst du denn? Wir haben jetzt eine Haushälterin, wenn ich nach Hause kommen, werde ich von einer Schwar…«
»Barend!«
Er murmelte etwas.
»Woher hast du so etwas?« Dabei wusste sie es ganz genau. Christo, der verkappte Rassist. Christo, der bestimmt seinem Sohn sein Leid klagte: »Jetzt müssen wir uns mit einer Haushälterin begnügen, wenn wir nach Hause kommen. Das hat uns deine Mutter angetan.« Ohne sich auch nur einen Augenblick zu fragen, inwieweit er Schuld daran hatte.
»Was interessiert dich das?«
Milla zog ihre Zigaretten heran. Sie musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. »Ich habe gehofft, wir könnten uns unterhalten. Ohne gegenseitige Vorwürfe. Ich habe gedacht, dass wir wieder zueinanderfinden könnten, wenn wir regelmäßig miteinander reden.«
»Also bin ich derjenige, der dich vertrieben hat.«
»Barend, unser Verhältnis war vollkommen verkorkst. Ich bin aber bereit, es wieder zu kitten. Wenn du es auch bist.«
»Kommst du dann zurück?«
»Vielleicht sollten wir lieber nicht jetzt schon über die Zukunft reden, sondern lieber von einem Tag zum anderen schauen. Zuerst sollten wir uns wieder versöhnen. Was meinst du?«
Er schwieg für einen Moment. »Okay«, sagte er dann.
|65| 11
(8. September 2009. Dienstag.)
In Rajkumars Büro legte Janina Mentz dem untersetzten Inder den Bericht des Info-Teams auf den Schreibtisch und sagte: »Das ist nicht gut genug.«
Anschließend erklärte sie ihm, welche Änderungen sie wünschte, vor allem die stärkere Betonung der möglichen Waffentransporte. Ohne Raj über die Quelle ihrer Inspiration zu unterrichten. Doch sie hatte eine Stunde zuvor einen Artikel in der neuesten Ausgabe von
Die Burger
gelesen, in dem ein parlamentarischer Sturm der Entrüstung losgebrochen war, weil die DA-LP behauptet hatte, die ANC-Regierung verkaufe Waffen an sogenannte Schurkenstaaten. »Die nationale Sicherheit steht auf dem Spiel. Für Maynier wird das ein juristisches Nachspiel haben«, hatte ein Mitglied der Regierungspartei gedroht.
Janina Mentz war erfreut über diese Wendung, die Tatsache, dass das Thema Waffenhandel wieder einmal auf der Tagesordnung stand. Sie wusste, dass das das Letzte war, was der Präsident sich wünschte, angesichts des Stigmas, das auch an dem designierten Leiter des neuen Supergeheimdienstes, Mo Shaik, haftete. Zwar hatte es nur mit seinem kriminellen Bruder zu tun, aber dennoch.
Vielleicht war das der neuralgische Punkt, an dem sie geschickt den Hebel ansetzen konnte.
(9. September 2009. Mittwoch.)
Der entscheidende Tag für die Operation EAM. Quinn saß mit dem Headset vor den drei Monitoren. Er allein, denn es sollte keine anderen Zeugen geben, falls die Sache schieflief. Er war angespannt, denn der Einsatz war seine Idee, und er war riskant. Einen kleinen Patzer würden sie noch vertuschen oder als vorübergehenden Rückschlag tarnen können. Bei einem richtigen Reinfall aber konnten sie das ganze Projekt rund um den Höchsten Rat vergessen.
|66| Ihr Ziel war es, ein elektro-akustisches Mikrofon (EAM) in der Mauer des Hauses in der Chamberlainstraat zu platzieren. Das Gerät war auch unter dem Namen »Betonmikrofon« bekannt und wurde manchmal von Installateuren benutzt, um nach Rohrbrüchen in der Wand zu suchen.
Er selbst war vor einer Woche auf die Idee gekommen, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, um das Mikrofon tief in der Betonfassade von Nummer 15 zu versenken – die Satellitenschüssel, die der frühere Besitzer an der Außenwand verschraubt hatte, links oberhalb der Haustür.
Der zweite Schritt galt der Vorbereitung. Die Techniker der PIA, unter der Leitung des erfinderischen Rajkumar, hatten anhand von Fotos, die aus dem Fenster gegenüber aufgenommen worden waren, eine identische Kopie der Schüssel und des Trägers angefertigt. Eine der vier Schrauben enthielt jetzt das Mikrofon, und in dem hohlen Träger waren Sender und Batterie eingebaut. Das Empfangsgerät war bereits in der Chamberlainstraat 16A installiert worden.
Der dritte Schritt, der die größten Risiken barg, sollte jetzt in Angriff genommen werden. Sie mussten die alte Schüssel durch die neue ersetzen und hatten dafür nur neun Minuten Zeit.
Neun
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