Rote Spur
hattest, Inkunzi. Chitepo arbeitet an einer neuen Route, und sie führt durch Südafrika.«
Quinn hielt die Aufnahme für einen Augenblick an. »Wahrscheinlich geht es um Johnson Chitepo, Chef des Einsatzführungskommandos von Simbabwe und Mugabes rechte Hand. Aber hören Sie sich mal das hier an …« Erneut startete er die Aufnahme.
»Bist du sicher?«, ertönte die Stimme Shabangus über die Lautsprecher.
»So gut wie. Zu neunundneunzig Prozent. Sieht aber so aus, als ließe er Genosse Bob im Ungewissen.«
»Chitepo?«
»Yebo.«
»Er bestiehlt jetzt Mugabe?«
»Er sorgt für sein eigenes Wohl.«
»Okay. Wann geht es los?«
»Bald, glaube ich. Aber wir versuchen noch, Näheres in Erfahrung zu bringen.«
»Und die Route? Wie verläuft sie?«
»Ich weiß nur, dass er mit einem Südafrikaner zusammenarbeitet. Jemandem beim Naturschutz. Sie könnte also durch den Kruger Park führen, der ist grenzübergreifend. Der Gonarezhou und der Kruger Park sind ja inzwischen verbunden. Wir nehmen an, dass der Transport über diesen Weg abgewickelt wird.«
»Gut, mein Freund, das ist sehr gut. Aber wir brauchen Einzelheiten.«
»Ich weiß, Inkunzi. Ich werde mich weiter umhören.«
|57| »Tatenda, mein Freund. Fambai zvakanaka.«
»Fambai zvakanaka, Inkunzi.«
Wieder hielt Quinn die Aufnahme an. »Letzteres bedeutet nur ›Lass es dir gut gehen‹ auf Shona. Das Gespräch ist ziemlich typisch. Sie fassen sich kurz, genau wie bei dem nächsten. Diesmal hat Shabangu angerufen, eine Nummer, die zu einer Adresse hier am Kap gehört, in Rondebosch-Oos. Wir werden das Haus natürlich von jetzt an observieren. Es gehört einem gewissen Meneer Abdallah Hendricks, der uns bisher noch nicht aufgefallen ist.« Er öffnete eine neue Sprachdatei.
»Hendricks.«
Inkunzis Stimme, tief und respekteinflößend: »Ich habe eine Nachricht für Inkabi.«
»Inka…? Ach ja, Inkabi. Wie lautet die Nachricht?«
»Sagen Sie ihm, er hatte recht. Unser Freund in Simbabwe ist wieder im Exportgeschäft, hat aber neue Partner und möchte nach Südafrika exportieren. Richten Sie ihm aus, das sei zu neunundneunzig Prozent sicher, aber mehr wüssten wir nicht. Wir werden versuchen, mehr in Erfahrung zu bringen.«
»Ich werde es ihm ausrichten.«
»Danke. Das war alles.«
»Khuda hafiz.«
»Okay.«
Aufgelegt. Quinn wandte sich vom Bildschirm ab und Mentz und Masilo zu. »›Inkabi‹ bedeutet auf Zulu ›Ochse‹, afrikaans ›os‹, wie in ›Osman‹. Diesen Code könnten Shabangu und Osman bei ihrem Treffen vereinbart haben. Shabangu scheint einen Sinn für Humor zu haben.«
Nur Masilo lächelte.
Quinn fuhr fort: »Man merkt auch, dass Hendricks ziemlich überrascht auf den Anruf reagiert. Er hat den Code offenbar nicht sofort erkannt. Wir nehmen an, dass es Shabangus erster Anruf war, bei dem er auch zum ersten Mal den Code benutzte, um Osman Bericht zu erstatten, nachdem sie sich in Johannesburg getroffen hatten.«
|58| »Was bedeutet ›khuda hafiz‹?«, fragte Mentz.
»Das ist ein muslimischer Gruß, etwa ›Gott schütze dich‹. Shabangu wusste das offenbar auch nicht.«
»Wissen wir, wer die Kontaktperson Shabangus in Harare ist?«
»Nein, Mevrou. Aber wir wissen ein paar andere Dinge. Zum Beispiel, warum sich Osman mit Shabangu getroffen hat.«
»Klären Sie uns auf.«
»Das Bild ist noch ein wenig unvollständig …«
»Ich weiß, Quinn. Und für mich ziemlich verwirrend.«
»Fangen Sie ganz von vorne an«, bat Masilo. »Es ist entscheidend, dass wir alle ganz genau verstehen, was hier gespielt wird.«
Quinn nickte, dachte einen Augenblick lang nach und nahm dann ihnen gegenüber Platz.
»Na schön«, begann er. »Betrachten Sie es als ein Drama mit zwei Haupt- und zwei Nebendarstellern. Hauptdarsteller Nummer eins ist Johnson Chitepo, Leiter des Einsatzführungskommandos von Simbabwe. Er war Mugabes rechte Hand und hat damals die Vereinbarung über die Konzessionen für die Diamantminen im Kongo eingefädelt. Er war auch derjenige, der die Diamanten in den Jahren verkauft hat, als das noch ohne weiteres möglich war. Er und Genosse Bob haben damals ihre Schäfchen ins Trockene gebracht und nach und nach ein immenses Vermögen angehäuft. Die Zeiten sind jedoch vorbei, heute sieht alles ganz anders aus. Mugabe und Chitepo verlieren langsam aber sicher die Macht in Simbabwe. Durch Sanktionen und internationale Vereinbarungen ist der Diamantenmarkt eingebrochen, und ihre Auslandskonten wurden eingefroren, womit sie
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