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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Schiffsladung«, ergänzte Quinn.
    »Und Inkunzi soll herausfinden, welchen Weg sie wählen und welche Südafrikaner beteiligt sind.«
    Die beiden Männer sahen Janina Mentz an. Sie schob ihre Brille auf die Nase und stand auf.
    »Ich glaube, damit können wir einen sehr interessanten Bericht zusammenstellen«, sagte Tau Masilo. »Für den Präsidenten.«
    Mentz zögerte. Die beiden Männer warteten gespannt.
    »In Ihrem Entwurf steckt ein entscheidender Fehler«, sagte sie. »Und zwar bei der Rollenverteilung. Der Bericht wird seine Wirkung vollkommen verfehlen, wenn Sie Chitepo und Macki als Hauptdarsteller präsentieren.«
    Masilo verstand sofort. »Für unsere Zwecke werden wir den Höchsten Rat und die Waffentransaktion in den Mittelpunkt stellen.«

10
    (7. September 2009. Montag.)
    Milla trug ein schwarzes Kleid, darüber eine kurze Jeansjacke und dazu Stiefel. Sie fühlte sich wohl mit ihrem eigenen Stil, einem Büro-Outfit, wie es zur lockeren Atmosphäre des Info-Teams passte. Um Viertel vor neun saß sie an ihrem Computer und las ihre erste Ausgabe von
News This Week
, den Teil über Limpopo und Mpumalanga. Im Büro herrschte eine erwartungsvolle Spannung. Oom Theunie, einer der kahlköpfigen Mitarbeiter, hatte behauptet, etwas Großes sei im Anzug, denn Bigfoot hätte Mutter hereingerufen – ein sicheres Anzeichen.
    |62| Oom Theunie und seine Spitznamen. »Mutter« war Mevrou Killian, »Bigfoot« bezeichnete den untersetzten Inder, den er auch »Z. Y.« nannte, den zotteligen Yeti, und manchmal »König Dickbauch«.
    Milla nannte er »Carmen«, Jessica »Freia« (oder auch »die Göttin«, wenn er in der dritten Person von ihr sprach) und Don MacFarland, den anderen Glatzkopf im Team, »Donatella«.
    »Warum »Donatella?«, wollte Milla wissen.
    »Weil ich schwul bin, Schätzchen«, beantwortete Don ihre Frage.
    Um Viertel nach neun eilte Mevrou Killian ins Büro, einen Stapel Akten unterm Arm, und rief alle zusammen.
    »König Dickbauch hat gesprochen«, bemerkte Oom Theunie.
    »Theunie, Sie werden den Kernbericht verfassen, alle anderen die ergänzenden Beiträge.« Sie reichte Milla eine Akte. »Sie übernehmen Johnson Chitepo. Schauen Sie sich die Akte an und versuchen Sie, aktuellere Informationen im Internet zu finden. Theunie soll Ihnen erklären, wie Sie Ihren Text formatieren. Jess, Sie kümmern sich um Sayyid Khalid bin Alawi Macki …«
    »Wen?«
    »Steht alles hier drin, aber unvollständig datiert. Ein interessanter Mann. Don, Ihnen vertraue ich das Wichtigste an.«
    »Natürlich.«
    »Qibla, der Höchste Rat, al-Qaida und ein unbeschriebenes Blatt – einen Mister Julius Nhlakanipho Shabangu, alias ›der Bulle‹.«
    »Weil er so ein großes Horn hat?«
    Sie lachte nicht. »Es ist wichtig, und es ist dringend. An die Arbeit.«
     
    Zu Hause auf ihrem Sofa, noch immer mit einem hohen Adrenalinspiegel von diesem Tag voller Kollegialität, intensiver Konzentration und Büroscherze, beschloss sie spontan, sich bei ihrem Sohn zu melden.
    |63| »Hallo?«, sagte er mit dem Misstrauen des Teenagers gegenüber einem unbekannten Anrufer.
    »Barend, ich bin’s.«
    »Mama?«, fragte er erstaunt.
    »Ich wollte nur deine Stimme hören.«
    »Wo bist du, Mama?«
    »In meiner neuen Wohnung. Wie geht es dir?«
    »Mama … Weißt du, Mama …«
    »Barend …« Schon bereute sie den Anruf, weil sie erkannte, dass er ihre Euphorie nicht teilte.
    »Du hast eine Wohnung?«
    »Ja, eine ganz kleine. Können wir uns ein bisschen unterhalten?«
    Ihr Sohn zögerte einen Augenblick und sagte dann skeptisch: »Okay.«
    »Wie geht es dir?«
    »Möchtest du das wirklich wissen?«
    »Ja, Barend, ich will es wirklich wissen. Du weißt, dass ich dich sehr lieb habe.«
    »Warum bist du dann weggelaufen?«
    Weggelaufen
. »Hast du meine Briefe bekommen?«
    »Sind wir denn so schlimm, Mama?«
    Etwas in seiner Stimme ließ sie vermuten, dass die Formulierung von Christo stammte. Auf einmal hatte sie keine Lust mehr, mit ihm zu reden, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie setzte sich aufrecht hin und konzentrierte sich. »Ich habe doch so klar und deutlich auszudrücken versucht, dass es nicht an euch liegt …«
    »Mama …«
    »Gib mir bitte eine Chance. Ich musste raus, gerade, weil ich dich lieb habe, Barend, obwohl du das vielleicht nicht verstehst.«
    Er sagte nichts.
    »Ich möchte dir gerne etwas erzählen. Ich habe eine Arbeit gefunden und hatte heute einen ganz besonderen Tag. Ich habe das Gefühl, eine wichtige

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