Rote Spur
über meine Arbeitgeberin.«
»Oh. Ach so, dann wird ja alles in Ordnung sein. Und was sollst du für ihn tun?«
»Das darf ich nicht sagen.«
»Ja, ja, der Diederik«, sagte er, und ich hörte sein fröhliches Lachen. »Schön, dann halte die Ohren steif, Lemmer, alter Junge. Tante Anna lässt dich auch grüßen.«
Um zehn nach vier klingelte mein Handy wieder. Oom Ben Bruwer, Loxtons Baumeister, der Mann, der mich wegen meines maroden Dachs beraten hatte. Vorwurfsvoll sagte er: »Du arbeitest jetzt also für Diederik Brand.«
»Nur für ein, zwei Tage, Oom.«
Er dachte darüber nach. »Wie dem auch sei, wenn ich du wäre, hätte ich eine Anzahlung verlangt. Fünfzig Prozent im Voraus.«
»Er verhandelt mit meiner Arbeitgeberin, Oom Ben.«
»Wie dem auch sei, ich hätte fünfzig Prozent im Voraus verlangt. Schönen Tag noch.« Dann war er weg.
Loxton erwachte aus seiner Mittagsruhe. Die Neuigkeit verbreitete sich wie ein Virus.
Um halb fünf rief die exzentrische Antjie Barnard an, eine siebzig Jahre alte, pensionierte, früher international bekannte Cellistin, die rauchte und trank wie eine Zwanzigjährige. »Emma sitzt hier bei mir auf der Veranda. Wir trinken Gin Tonic und vermissen dich«, sagte die tiefe, noch immer sinnliche Stimme.
Und ich hocke hier in der Limpopo-Sonne, schwitze und warte und bin mit meiner Geduld am Ende. Aber ich schluckte es herunter. »Ich vermisse euch auch.«
»Emma sagt, du arbeitest für Diederik. Sie tut aber sehr geheimnisvoll.«
»Meine Emma. Das ewige Rätsel.«
|135| Antjie kicherte, was bedeutete, dass sie bei ihrem dritten Glas Gin angelangt war. »Du weißt, was man zu tun hat, wenn man für Diederik arbeitet?«
»Man verlangt sein Geld im Voraus.«
»Aha, Joe hat dich schon angerufen.«
»Und Oom Ben.«
»Das Dorf macht sich Sorgen um dich.«
»Das weiß ich sehr zu schätzen.«
»Möchtest du kurz mit Emma reden?« Antjie wollte natürlich mithören und Hinweise darauf erhaschen, was ich für Diederik tat.
Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um mit Emma zu reden.
»Ich habe gerade ziemlich viel zu tun, Antjie, bitte sag Emma, dass ich sie später anrufe.«
Um zehn nach fünf kam der Lkw die Straße entlang. Auf der weißen Kabinentür prangte Nicolas Logo »Karoo Wildtransporte«, und vor der Kühlerfront blitzte ein massiver Kuhfänger. Ich trat an den Straßenrand und wedelte mit den Armen, denn wenn er vorbeigefahren wäre, hätte ich das Schrotgewehr rausgeholt und einen Reifen zerschossen.
Er blieb stehen.
Als ich die Beifahrertür öffnete, die Tasche hineinschwang und hinterherkletterte, sagte der Fahrer: »Ich dachte, du würdest am Flugplatz warten, Oom.«
Ich sagte nichts, sondern schlug nur die Tür ein wenig fester zu als nötig.
»Ich bin Lourens le Riche, Oom.« Er streckte mir die Hand hin. »Hast du schon lange hier gewartet?«
Die Familie le Riche war eine Loxton-Legende.
Ich kannte ihre Geschichte nur bruchstückhaft, kurze Episoden, die ich hier und da aufgeschnappt hatte: Sie betrieben eine Farm draußen am Pampoenpoortpad, sechstausend Hektar, keine Arbeiter. Die Familie erledigte alles selbst, Vater, Mutter, |136| zwei Söhne und eine Tochter. Die Kinder waren wie ihre Eltern, sehnig und zäh.
Lourens, der Älteste, stand nun kurz vor seinem Studienabschluss in Landwirtschaft an der Universität Stellenbosch, erarbeitete sich sein Studium selbst und ergriff jede Gelegenheit beim Schopf, sich ein paar Rand zu verdienen. Wie diese hier zum Beispiel. Ich fragte mich, ob er sein Geld im Voraus erhalten hatte. Aber ich sagte nichts, denn ich klebte vor Schweiß und hatte die Schnauze voll.
»Oom Diederik hat angekündigt, ihr würdet so gegen fünf Uhr hier sein«, erklärte er sein spätes Kommen, als er losfuhr. »Da habe ich noch mal schnell ein bisschen die Augen zugemacht, denn ich bin heute Nacht durchgefahren.« Sein Gesicht war kantig, die Stirn hoch, das Kinn energisch. Er wirkte freundlich, schnell zu einem Lächeln bereit. »Hattest du einen guten Flug, Oom?«
Es war die Unschuld in seiner Stimme, die mich davon abhielt, meine Wut an ihm auszulassen. Ich spürte den erleichternden Luftzug der Klimaanlage, drehte die Lüftung auf mich, stellte sie höher und sagte: »Nicht wirklich, danke. Und du brauchst nicht Oom zu mir zu sagen.«
»Okay, Oom.«
Ich schob die Sporttasche in den Zwischenraum hinter den Sitzen, legte den Sicherheitsgurt an und setzte mich bequem zurecht.
»Diederik hat sich mit dem
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