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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Geschichte von den Bikern in der Rooi Granaat hören wollen, und der Pfarrer habe gebetet, dass Gott seine schützende Hand über unseren Lemmer und unseren Lourens auf ihrer Reise halten möge.
    Unser Lemmer.
Zum ersten Mal.
    Und wenn ich Diederik Brand demaskierte?
    Als Emma fertig war, packte sie die Fläschchen und Tuben weg, schaltete das Licht aus, schmiegte sich an mich und legte mir sanft die Hand auf die Brust. »Morgen muss ich zurück nach Kapstadt«, flüsterte sie. Und dann, mit einem tiefen, wohligen Seufzer: »Ich liebe dich so sehr.«
    »Emma …«
    Sie legte mir den Finger auf den Mund. »Schlaf gut«, sagte sie und küsste mich auf die gesunde Wange.
    Morgen früh, dachte ich. Morgen früh werde ich ihr alles erzählen.
     
    Am Montagmorgen um Viertel vor sieben klopfte es leise an meine Tür.
    Emma schlief noch. Sachte stand ich auf, ging hinaus, den Flur hinunter und öffnete die Tür.
    Vor mir stand die siebzigjährige Antjie Barnard mit Hut, Wanderstiefeln und Wanderstock. Sie musterte mich von oben bis unten. Mir wurde bewusst, dass ich nur meine Rugbyhose trug und man die Verletzungen an meinem ganzen Körper deutlich erkennen konnte. »Hmm«, brummte sie anzüglich. »Sieht ja heiß aus.«
    »Morgen, Antjie.«
    »Diederik Brand lässt ausrichten, er hätte deine Nummer nicht, aber du sollst ihn dringend auf der Farm anrufen. Er klang ein bisschen besorgt.« Dabei reichte sie mir ein Stück Papier.
    |197| Ich hörte Emmas Schritte hinter mir. »Morgen, Antjie.«
    »Morgen, Emma. Du brauchst dich nicht zu schämen, ich hätte ihn genauso rangenommen.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis bei Emma der Groschen fiel. Sie kicherte und sagte: »Das war nur eine kleine Warnung.«
    »Ach?«
    »Falls er dir schöne Augen macht, wenn ich nicht hier bin.«
     
    »Lemmer, das musst du dir ansehen«, sagte Diederik am Telefon. Er klang eher aufgeregt als besorgt.
    »Was ist denn los?«
    »Lemmer, das ist ein gemeinschaftlicher Farmanschluss. Bitte komm einfach raus und sieh es dir an. Du wirst es nicht glauben!«
    Ich hatte eigentlich andere Pläne. Ich wollte mit Emma reden. »Mal sehen, vielleicht schaffe ich es heute Nachmittag.«
    »Du würdest es bereuen, wenn du so lange wartest.«
    »Diederik, was ist los?«
    Er dachte einen Augenblick nach, bevor er antwortete. »Das, wonach du mich gefragt hast. Ich glaube, ich weiß, was es ist. Und je länger du wartest …«
    Ich wollte ihm zuerst nicht glauben, obwohl er sehr überzeugend klang.
    »Es liegt an dir, Lemmer.«
    »Mal sehen, was sich machen lässt«, sagte ich und legte auf.
    »Was ist denn?«, rief Emma aus dem Badezimmer.
    Ich ging an die Tür. Sie stand vor der Dusche, nackt und ganz entspannt mit ihrem kleinen, perfekten Körper. Sie raubte mir jedes Mal wieder den Atem. »Ich …«
    »Konzentrier dich, Lemmer!«, sagte sie mit einem aufreizenden Lachen.
    Widerwillig wandte ich den Blick ab und sah zum Fenster. »Diederik Brand hat mich gebeten, zu ihm rauszufahren. Er hat etwas gefunden, will aber nicht verraten, was.«
    »Du musst auf jeden Fall zu ihm«, sagte sie.
    |198| Nein, erst musste ich mit ihr reden. Ganz in Ruhe, ich musste die richtigen Worte finden. »Ich …«
    Sie drehte sich um, so dass ich sie von vorne betrachten konnte, wobei sie sich verführerisch gegen die Duschtür lehnte. »Was wolltest du sagen?«
    »Emma …«
    »Ja?«
    »Ich …« Was wollte ich sagen?
    »Du hättest nicht zufällig Lust, einem schwer verletzten Mann die Wunden zu waschen?«
    »Eigentlich hätte ich mehr Lust auf die gesunden Teile. Und ›waschen‹ stand auch nicht unbedingt auf dem Plan.«
    »Frauen!«, sagte ich, während ich hastig die Rugbyhose abstreifte. »Keinen Respekt vor persönlicher Hygiene!«
     
    »Er ist bei den Nashörnern«, sagte Marika an der Haustür, steif und unfreundlich.
    Ich dankte ihr und ging in Richtung des Auslaufs, wo sich die Tiere laut Flohs Anweisungen erst zwei Wochen erholen und eingewöhnen mussten, bevor sie freigelassen werden konnten.
    Ich sah die Farm zum ersten Mal bei Tageslicht. Das schlichte Wohnhaus lag inmitten eines grünen, dicht bewachsenen Gartens in einer Senke der Nuweveldberge, malerisch vor dem Hintergrund des leuchtendblauen Himmels und der rauen, rostbraunen Kuppen. Eine schmale Straße wand sich um den Berg herum und an einem See vorbei, auf dem Enten unter herunterhängenden Weiden schwammen, dann durch einen Dornakazienwald. Zwei Kaffernadler segelten an den Felsen entlang nordwärts, auf

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