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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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haben. Hat er dir erzählt, wie Cornél geweint und gebettelt hat?«
    »Herrgott, Lemmer, das habe ich nicht gewusst!«
    »Es war ein Drama. Und du bist schuld. Dafür wirst du jetzt büßen.«
    »Lemmer, ich schwöre …«
    Ich schlug blitzschnell zu und traf ihn auf die unteren Rippenbögen.
    »Lemmer!«, schrie er. »Mein Gott, bitte nicht!«
    Wieder holte ich aus und traf ihn am Unterarm. »Bitte nicht!«, rief er erneut flehentlich.
    »Vati?«, ertönte die Stimme seiner Frau vor der geschlossenen Tür.
    |191| Mit erhobenem Schläger flüsterte ich: »Sag ihr, dass alles in Ordnung ist.«
    »Alles in Ordnung, Mutti!«
    »Wirklich?«
    »Ja, bestimmt.« Sein Atem ging jetzt schnell, und seine Augen huschten zwischen mir und der Tür hin und her.
    Stille. Dann hörte man Schritte auf dem Holzfußboden. Sie glaubte ihm.
    »Warum sollte ich den Transport begleiten?«
    Er hielt die Hände schützend vor sich. »Du wirst es mir nicht glauben …«
    Ich hob den Schläger. »Versuch, mich zu überzeugen.«
    Er zog sich bis zum Schreibtisch zurück. »Lemmer, ich schwöre, es war nur wegen der Hörner.« Er sprach schnell, verzweifelt. »Die Wilddiebe, die Wilderer, die nehmen einfach überhand. Und die Tiere kommen aus Simbabwe, du weißt doch, wie es da zugeht, die Polizei, alle sind am Schmuggel beteiligt, ich schwöre, ich schwöre, ich habe dich nur zum Schutz von Lourens und Cornél …«
    »Du hast recht. Ich glaube dir nicht. Wann hast du Lotter bestellt?«
    »Ich habe ihn am Freitagabend angerufen.«
    »Aber mich hast du erst am Samstagvormittag um elf angesprochen?«
    »Ich … Die Sache ist die, ich wollte eigentlich erst selbst mitfahren. Aber dann hat Marika von dir erzählt und gemeint, wir sollten lieber einen Profi engagieren. Daraufhin habe ich herumtelefoniert, aber niemand hatte deine Nummer. Du stehst auch nicht im Telefonbuch, und ich bin wegen der ganzen Organisationsprobleme erst am Samstagmorgen um neun hier weggekommen. Ich habe es bei dir zu Hause versucht, aber du warst nicht da. Schließlich habe ich dich in der Rooi Granaat gefunden.«
    »Und dann hast du mir die MAG7 gegeben, einfach so, nur für alle Fälle?«
    |192| »Lemmer, ich weiß, wie das aussieht …«
    »Woher hast du die Flinte?«
    »Das ist eine lange Geschichte …«
    Ich schlug erneut zu und traf ihn mit voller Wucht an der Schulter. Er stieß einen entsetzten Laut aus, flüchtete rund um den Schreibtisch und schien sich darunter verschanzen zu wollen. »Was willst du von mir?«, rief er verzweifelt.
    »Die Wahrheit, Diederik. Denn du lügst.«
    »Was meinst du?«
    Wieder erhob ich den Schläger und rannte hinter ihm her.
    »Okay.« Er flehte und flüchtete, rund um den Schreibtisch, ich hinterher.
    »Redest du jetzt?« Immer im Kreis herum, wie bei einem Kinderspiel.
    »Ich erzähl’s dir, aber nimm den verdammten Golfschläger runter.«
    Ich blieb stehen und ließ den Schläger sinken.
    Er keuchte stark und grinste schief. »Wenn uns einer sehen könnte.«
    Es war der reinste Zirkus, aber ich wollte ihm keine Ausweichmöglichkeit bieten. »Raus mit der Sprache, Diederik.«
    Er ließ sich auf den schönen alten Bürostuhl sinken. Die Luft war raus. »Das mit der Genehmigung war gelogen.«
    »Das mit der Genehmigung?«
    »Ja, sie ist gefälscht.«
    »Die Einfuhrgenehmigung?«
    »Ja. Und das Schreiben von der Naturschutzbehörde. Ich … ich habe damit ja niemandem geschadet. Nicola … er transportiert Wild nur unter der Bedingung, dass alle Genehmigungen vorliegen. Aber offiziell hätte ich niemals eine Genehmigung für die Nashörner erhalten.«
    »Wer hat die Dokumente gefälscht?«
    »Ich. Ich war’s. Nur, um Nicola zu überzeugen. Und euretwegen, falls ihr angehalten würdet.«
    »Du hast gar nicht mit den Politikern geredet.«
    |193| »Nein.«
    »Es war Schmuggel.«
    »Ja.«
    »Sind die Tiere gestohlen worden?«
    »Nein! Ich schwöre es. Ehrlichmann hatte gehört, dass ich Nashörner suche. Er rief mich an und sagte, die Tiere liefen außerhalb der Wildzäune herum, sie gehörten niemandem und ihre Überlebenschance sei gleich Null, es sei nur eine Frage der Zeit, wann sie erschossen würden. Lemmer, das war ein Nottransport, eine Rettungsaktion, das versichere ich dir. Aber ich musste vorsichtig sein, ich … Es waren viele Leute daran beteiligt, die Tiere einzufangen und zu verladen. Jeder von ihnen hätte planen können, sich die Hörner zu holen. Deswegen habe ich dich angeheuert, denn man weiß nie, wir sind hier in

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