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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Afrika …«
    »Was hat Ehrlichmann mitgeschickt, Diederik?«
    »Ich weiß es nicht!«, flehte er.
    »Vati?«, rief Marika, die wieder vor der Tür stand, besorgt aus. Sie rüttelte an der Klinke.
    »Alles in Ordnung«, antwortete er.
    »Mach die Tür auf.«
    »Marika, alles ist gut.«
    »Dann mach die Tür auf.«
    Ich sah ihn an, diesen Erzlügner, der mir in meinem Haus die »Genehmigung« überreicht hatte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Und er log immer noch. Ich holte den Schlüssel aus der Tasche und warf ihn zu ihm hinüber. Er griff daneben, bückte sich, nahm ihn, richtete sich auf und schloss die Tür auf.
    »Was ist hier los?«, fragte Marika und sah mich vorwurfsvoll an.
    »Nur ein Missverständnis«, beruhigte Diederik seine Frau. »Wir kommen gleich.«
    Sie wollte erst nicht gehen, drehte sich dann langsam um und verschwand den Flur hinunter.
    Diederik und ich starrten uns an. »Lemmer, auf mein Ehrenwort, ich weiß nicht, was sie gesucht haben. Es tut mir furchtbar leid, was passiert ist, aber ich bin unschuldig, Ehrenwort.«
    |194| »Die Frage ist, ob du noch Ehre im Leib hast«, erwiderte ich. »Du bezahlst auf der Stelle Jeanette Louw. Vorher kommst du hier nicht raus.«
    »Natürlich.«
    Anschließend verließ ich sein Büro und ging zu Emma.

34
    Ein Spurenleser hat oft eine Vorstellung davon, wie ein bestimmtes Zeichen auszusehen hat. Diese vorgefertigte Meinung kann dazu verleiten, nur das zu sehen, was man sehen will. Um solche Irrtümer zu vermeiden, sollte man darauf achten, keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen.
    Grundzüge des Spurenlesens: Die Erkennung von Zeichen
     
    Wir kehrten in Emmas Freelander nach Loxton zurück. Sie fuhr, ich erzählte.
    »Ai«, sagte sie, als ich fertig war, genauso enttäuscht von Diederik wie ich, mit demselben Gefühl, etwas verloren zu haben. Ein Riss in der ehrbaren Fassade der Bo-Karoo.
    »Was willst du unternehmen?«
    »Ich weiß es noch nicht. Ich muss erst mal eine Nacht darüber schlafen. Und mit Jeanette reden.«
    »Vielleicht solltest du die Sache auf sich beruhen lassen«, meinte sie. »Lourens hat mir erzählt, dass du noch einmal auf die Harley-Typen gestoßen bist …«
    Ich hätte es wissen müssen.
    »Ich …« Ich suchte nach einer Entschuldigung, fand aber keine.
    Emma streckte die Hand aus und berührte meine, die mit den Schnitten.
     
    Jeanette Louw war eine ehemalige Regimentssoldatin im Rang eines Hauptfeldwebels des Frauencorps in George sowie die |195| Gründerin, leitende Direktorin und einzige Anteilseignerin von Body Armour. Ihr Alter – schätzungsweise Ende vierzig – war ein streng gehütetes Geheimnis. Sie hatte eine Schwäche für Gauloise-Zigaretten, frisch geschiedene, gekränkte, heterosexuelle Frauen und teure, dunkle Designeranzüge mit hellen Krawatten. Sie war eine anspruchsvolle Arbeitgeberin, die absolute Loyalität, Integrität und Professionalität von ihren Leuten forderte – genau das, was sie ihnen vorlebte.
    »Ich hoffe, du hast ihn ordentlich vermöbelt«, sagte sie am Telefon, als ich ihr meine Geschichte erzählt hatte.
    »Mit einem Golfschläger.«
    »Ha!« Ihr explosives, eigentümliches Lachen. »Und du wirst es nicht dabei belassen.« Sie kannte mich.
    »Nein.«
    »Hör zu, Lemmer: Ich rufe den Schwachkopf jetzt an und sage ihm, dass die Kosten für ihn weiterlaufen, bis du herausgefunden hast, was los ist. Und wenn er nicht bezahlt, schicke ich ihm zwei Gorillas vorbei, die das Geld eintreiben.«
    »Danke.«
    »Geht’s dir gut?«
    »Bis auf ein paar kleinere Verletzungen an interessanten Stellen. Sehr sexy. Ich könnte dir Fotos schicken.«
    »Shit«, sagte sie. »Wie soll ich dieses Bild jetzt wieder aus dem Kopf kriegen?«
     
    Am späten Abend, auf den schneeweißen Laken meines Bettes, schnappte Emma nach Luft, als sie die blauvioletten Blutergüsse und Schürfwunden an meinem Körper erblickte. Sie holte einen Erste-Hilfe-Beutel und rieb mich mit Tinkturen und Salben ein, langsam und sehr sorgfältig. Ihre Hände waren weich und kühl, ihre Stimme melodiös, als sie mir von dem Nachmittag bei Antjie Barnard und dem Morgen in der Kirche erzählte. Antjie habe hinter der Rauchgardine einer Zigarette gesagt: »Emma, du bist die Richtige für Lemmer. Aber wenn ich dreißig Jahre jünger wäre …« Und über Diederik Brand: »Sein |196| Problem ist, dass er sich schnell langweilt. Er ist zu intelligent, um nur Farmer zu sein.«
    Vor dem Gottesdienst, erzählte Emma, hätten alle die

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