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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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der Suche nach Klippschliefern.
    Ich fand Diederik Brand am Gehege. Er lehnte sich gegen den Zaun neben der Windpumpe und dem Betonwasserreservoir.
    Er hörte mich kommen, drehte sich aber nicht um. Ich stellte mich neben ihn. Er zeigte auf die Nashörner und sagte: »Sieh sie dir an!«
    |199| Die Nashörner weideten ruhig zwischen den Dornakazien. »Ja, und?«
    Er lächelte. Neben dem Schnauzer bildeten sich Grübchen.
    Dann sah ich es.
    Die Tiere waren … gesund. Stellenweise war ihre Haut dunkel, feucht und schlammverklebt. Aber die nekrolitische Dermatitis war weg, die rosaroten, septischen Geschwüre waren über Nacht restlos verschwunden.

35
    Eine auf den ersten Blick getroffene Entscheidung führt oft in die Irre. Vielmehr sollten neu entdeckte Zeichen sehr sorgfältig und mit aller Ruhe begutachtet werden.
    Grundzüge des Spurenlesens: Die Erkennung von Zeichen
     
    Ohne ein Wort zu sagen und mit einem triumphierenden Funkeln in den Augen reichte mir Diederik einen kleinen Gegenstand. Er war so groß wie sein Daumen, rosafarben und von innen ausgehöhlt. Es sah aus wie die Ecke einer abgeschnittenen Halterung. Ich nahm das Ding in die Hand. Plastik. Weich, biegsam, widerstandsfähig.
    Ich befühlte es, sah wieder zu den Nashörnern hinüber. Meine Gedanken kreisten, aber ich erkannte den Zusammenhang nicht.
    »Es hat hier gelegen«, sagte Diederik und zeigte mir die Stelle, wo das Gras im überlaufenden Windpumpenwasser neben dem Zaun hoch wucherte. »Innen hat etwas geklebt, ein Gel, eine zähe Klebmasse.«
    Er beobachtete mich, während ich versuchte, die Informationen zu verarbeiten.
    »Augenblick …«, sagte ich, denn ich erkannte noch immer keinen Sinn darin. Ich roch an dem Plastik. Nichts.
    »Sie ist weg«, sagte Brand.
    |200| Ich versuchte, ihm zu folgen. »Wann?«
    »Irgendwann im Laufe der Nacht. Gestern Abend hat sie noch mit uns zusammen gegessen. Danach hat Marika ihr das Gästezimmer gezeigt, gute Nacht gesagt und sie allein gelassen. Als ich dann gegen sechs Uhr heute Morgen hier herausgekommen bin, waren die Käfige offen und die Tiere draußen. Da habe ich bei ihr angeklopft, um sie zu wecken, aber das Zimmer war leer. Sie hat gebadet, aber nicht in dem Bett geschlafen.«
    »Warte, Augenblick mal …« Ich dachte fieberhaft nach. »Floh hat in der Nacht die Käfige geöffnet?« Denn als gestern Abend die Käfige endlich hier im Gehege standen, hatte sie darauf bestanden, die Nashörner zunächst drinnen zu lassen. Auf Diederiks Frage nach dem Grund hatte sie geantwortet, dass Nashörner schlecht sehen könnten. »Sie würden die Zäune durchbrechen, wenn wir sie im Dunkeln herausließen. Morgen früh öffnen wir die Käfige. Nach neun Uhr. Bis dahin haben sie sich an die Geräusche und Gerüche gewöhnt.«
    »Cornél«, sagte Diederik.
    »Ja, die meine ich.«
    »Sie musste die Tiere in den Käfigen lassen, damit sie das Zeug entfernen konnte«, sagte Diederik. »Und meiner Meinung nach hat sie gehofft, die Nashörner würden sich heute Morgen irgendwo verstecken, wodurch sie noch mehr Zeit gewonnen hätte.«
    »O nein«, stöhnte ich, denn allmählich wurde mir einiges klar.
    »Ich habe eben Ehrlichmann auf seinem Satellitentelefon angerufen. Er hat gesagt, als sie die Tiere in Simbabwe verladen hätten, seien sie kerngesund gewesen. Erregt und wild, aber ohne die Spur einer Hautkrankheit. Sie muss das Plastik unterwegs aufgeklebt haben. Schau mal genau hin, sie haben sich heute Morgen hier neben der Futterstelle im Schlamm gewälzt. Siehst du die dunklen Flecken auf ihrer Haut, überall, wo die Geschwüre waren? Ich glaube, der Klebstoff juckt sie ein bischen.«
    |201| »Nur obendrauf«, sagte ich.
    »Wie bitte?«
    »Die Geschwüre. Sie waren nur auf dem Rücken der Nashörner und oben auf dem Hals und der Kruppe. An den Stellen, die sie von oben durch die Gitterstäbe erreichen konnte.«
    Er nickte grinsend. »Ganz schön schlau, das musst du zugeben.«
    Wieder sah ich mir das Stück Plastik an. »Was war nur darin?«
    »Weiß der Teufel. Jedenfalls das, was eure Angreifer gesucht haben.«
    »Ja, vermutlich.«
    »Du solltest dich bei mir entschuldigen, Lemmer.«
    »Sie hat für dich gearbeitet, Diederik.«
    »Nein! Ich kenne sie überhaupt nicht. Ehrlichmann hat sie angeheuert. Er bezahlt sie.«
    »Und er behauptet, nichts von dem Zeug zu wissen?«
    »Ich sage dir, er war wie vom Donner gerührt am Telefon.«
    »Hast du Ehrlichmann gefragt, ob beim Verladen in Simbabwe irgendetwas an ihr

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