Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
hier haben, wäre ganz gut.«
»Das ist er durchaus - aber nicht so gut wie Price.«
»Was soll er denn machen? Was soll er sich vornehmen?«
»Mrs. Leeds’ Finger- und Zehennägel. Sie sind lackiert und bilden damit eine glatte Oberfläche. Und dann noch die Hornhäute der Augen des Mannes und der Kinder. Ich glaube, er hat seine Handschuhe abgenommen, Jack.«
»Dann wird Price sich aber beeilen müssen«, erwiderte Crawford. »Heute nachmittag soll nämlich das Begräbnis stattfinden.«

3. K APITEL

    I ch bin fest davon überzeugt, daß er sie einfach anfassen muß te«, erklärte Graham anstatt einer Begrüßung.
    Crawford reichte ihm eine Coke aus dem Getränkeautomaten in der Empfangshalle des Polizeipräsidiums von Atlanta. Es war zehn vor acht.
    »Sicher hat er sie hin und her bewegt«, pflichtete ihm Crawford bei. »Wir haben Griffspuren an den Handgelenken und unter den Knien gefunden. Allerdings rührten alle Abdrücke von undurchlässigen Handschuhen her. Aber keine Sorge, Price ist hier. Dieser alte Griesgram. Im Augenblick ist er gerade unterwegs zum Bestattungsinstitut. Zwar wurden die Leichen schon gestern abend freigegeben, aber sie haben sie im Bestattungsinstitut bisher noch nicht angerührt.
    Du siehst ja ganz übernächtigt aus. Hast du denn nicht geschlafen?«
»Höchstens eine Stunde. Ich bin fest davon überzeugt, daß er sie einfach mit bloßen Händen berühren mußte.«
»Ich hoffe natürlich, daß du recht hast, auch wenn unsere Leute vom Labor schwören, daß er die ganze Zeit Gummihandschuhe getragen hat«, entgegnete Crawford. »Die Spiegelscherben wiesen alle die entsprechenden glatten Abdrükke auf. Der Zeigefinger auf der Rückseite des Stücks, das er zwischen die Schamlippen geschoben hat, ein verwischter Daumenabdruck auf der Vorderseite.«
»Er hat die Scherbe extra poliert, nachdem er sie ihr reingesteckt hatte - vermutlich, um sein Gesicht darin sehen zu können.«
»Die Scherbe in ihrem Mund war blutverschmiert. Dasselbe trifft auf die in den Augen zu. Er hat die Handschuhe nie abgenommen.«
»Mrs. Leeds war eine gutaussehende Frau«, beharrte Graham. »Du hast doch die Fotos aus dem Familienalbum gesehen, oder nicht? Würdest du in einer intimen Situation etwa nicht ihre Haut berühren wollen?«
»Intim?« In Crawfords Stimme schwang unverhohlener Abscheu mit, und plötzlich war er vollauf beschäftigt, in seinen Hosentaschen nach Kleingeld zu wühlen.
»Intim - ganz richtig. Sie waren doch ganz allein. Alle anderen waren tot. Er hätte ihre Augen ganz nach Belieben öffnen oder schließen können.«
»Ganz nach Belieben«, echote Crawford. »Die Leute von der Spurensicherung haben selbstverständlich ihre Haut nach Fingerabdrücken abgesucht. Nichts. Lediglich einen Handabdruck von ihrem Hals haben sie.«
»In dem Bericht steht zum Beispiel nichts davon, daß sie sich ihre Fingernägel vorgenommen haben.«
»Ich nehme an, mögliche Abdrücke auf ihren Fingernägeln wurden verwischt, als sie nach Kratzspuren untersucht wurden. Die Hautreste darunter stammten allerdings von ihren Handflächen, wo sie sich aufgekratzt hatte. Ihn hat sie nie gekratzt.«
»Sie hatte auch hübsche Füße«, gab Graham zu bedenken.
»Mhm. Gehen wir schon mal nach oben«, schlug Crawford vor. »Die anderen dürften inzwischen auch schon eingetroffen sein.«
    Jimmy Price hatte eine Riesenausrüstung dabei - zwei schwere Koffer sowie seine Kameratasche und ein Stativ. Entsprechend machte er damit einigen Radau, als er sich durch den Haupteingang des Lombard-Bestattungsinstituts in Atlanta zwängte. Er war ein gebrechlicher alter Mann, dessen Laune auch die lange Taxifahrt im morgendlichen Berufsverkehr vom Flughafen in die Stadt nicht gerade zu heben vermocht hatte.
    Ein offiziell wirkender junger Schnösel mit makellosem Haarschnitt führte ihn in ein in Apricot und Beige gehaltenes Büro. Bis auf eine Reliefdarstellung der Betenden Hände war der Schreibtisch vollkommen leer.
    Price untersuchte gerade die Fingerspitzen der Betenden Hände, als Mr. Lombard persönlich hereinkam. Lombard überprüfte Prices Beglaubigungsschreiben mit größter Sorgfalt.
    »Ihr Büro oder Ihre Agentur in Atlanta, oder wie ich es nennen soll, hat sich natürlich mit mir in Verbindung gesetzt, Mr. Price. Aber nachdem wir gestern abend die Polizei rufen mußten, um uns diesen penetranten Menschen vom Hals zu schaffen, der doch tatsächlich ein paar Aufnahmen für den National Tattler machen wollte, werden Sie sicher

Weitere Kostenlose Bücher