Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
Presse weiterzuleiten?« warf Simpkins, der Pressesprecher, ein. »So eine Art Umfrage: Wer hat diese Zähne gesehen?«
»Ich wüßte nicht, was dagegen sprechen könnte«, erklärte Springfield. »Was denken Sie, Herr Kommissar?«
Lewis nickte.
Doch damit gab Simpkins sich noch keineswegs zufrieden. »Dr. Princi, die Presse wird sicher wissen wollen, weshalb es vier Tage gedauert hat, bis diese Gebißrekonstruktion endlich vorgelegen hat. Und warum dies nur in Washington möglich war.«
Special Agent Crawford versank in die Betrachtung des Druckknopfs seines Kugelschreibers. Princi errötete leicht, antwortete jedoch vollkommen ruhig: »Bißspuren auf menschlicher Haut verzerren sich, wenn der Körper bewegt wird, Mr. Simpson -«
»Simpkins.«
»Na gut, dann eben Simpkins. Zudem wäre die Rekonstruktion anhand der Bißspuren auf der Haut des Opfers nicht möglich gewesen. Deshalb war besagtes Stück Käse von so großer Bedeutung. Käse ist zwar relativ fest, aber trotzdem ist es nicht ganz einfach, davon einen Abguß herzustellen. Man muß ihn erst einölen, um von der Abdruckmasse jede Feuchtigkeit fernzuhalten. Außerdem steht einem hierfür in der Regel nur ein Versuch zur Verfügung. Die Leute vom Smithsonian Institute haben so etwas schon mehrfach für den FBI gemacht. Sie sind für solche Gebißrekonstruktionen besser ausgerüstet und verfügen auch über die entsprechenden Fachkräfte, die wir nicht haben. Wäre Ihre Frage hiermit beantwortet?«
»Wäre demnach die Feststellung gerechtfertigt, daß diese Verzögerung nicht auf unsere Kosten geht, sondern auf die des FBI-Labors?«
Princi platzte langsam der Kragen. »Gerechtfertigt wäre eher die Feststellung, Mr. Simpkins, daß ein FBI-Mann, Special Agent Crawford, besagtes Stück Käse erst vor zwei Tagen im Kühlschrank der Leeds’ gefunden hat - nachdem Ihre Leute das Haus bereits gründlich durchsucht hatten. Er hat die Laboruntersuchung auf mein Betreiben hin veranlaßt. Es wäre demnach also auch gerechtfertigt zu sagen, daß ich froh bin, daß es nicht einer von Ihnen war, der ein Stück von diesem Käse abgebissen hat.«
An dieser Stelle schaltete sich Kommissar Lewis ein; seine dröhnende Stimme hallte von den Wänden des Bereitschaftsraums wider. »Kein Mensch stellt Ihre Kompetenz in Frage, Dr. Princi. Was uns gerade noch fehlen würde, Simpkins, wäre, aus dem Ganzen einen bescheuerten Konkurrenzkampf mit dem FBI zu machen. Fahren’ Sie also fort.«
»Wir verfolgen schließlich alle dasselbe Ziel«, flocht Springfield ein. »Jack, haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen?«
Crawford trat vor die Versammlung. Die Gesichter, die sich ihm nun zuwandten, waren nicht unbedingt freundlich. Dagegen galt es etwas zu unternehmen.
»Ich sollte diesbezüglich vielleicht erst mal gewisse Ressentiments ausräumen. Noch vor einigen Jahren herrschte eine äußerst ungute Rivalität zwischen dem FBI und der örtlichen Polizeibehörde. Beide Seiten versuchten, die andere auszustechen, indem sie wichtige Informationen zurückhielten. Diese Lücke im Fahndungsnetz konnten sich nun freilich nicht wenige Straftäter zunutze machen, um sich unserem Zugriff zu entziehen. Doch hat der FBI von derlei Praktiken in der Zwischenzeit Abstand genommen, und in eben dem Maße gilt das auch für mich. Was meine Person betrifft, ist es mir vollkommen egal, wer die Lorbeeren einheimst. Ebenso gilt das für den Ermittlungsbeamten Graham. Das ist übrigens der Herr, der dort hinten sitzt, falls einige von Ihnen sich über seine Anwesenheit gewundert haben sollten. Falls der Mann, der das getan hat, von einem Lastwagen überfahren werden sollte, wäre mir das nur recht, solange er dadurch unschädlich gemacht würde. Und ich will doch meinen, daß es Ihnen in diesem Punkt genauso geht.«
Crawford ließ seine Blicke über die Gesichter der Detektive wandern und hoffte, sie mit seiner kurzen Ansprache einigermaßen besänftigt zu haben. Er konnte nur hoffen, daß sie keine Anhaltspunkte zurückhielten.
»Hat Investigator Graham derlei Fälle schon öfters behandelt?« wollte nun Lewis wissen.
»Jawohl, Sir.«
»Haben Sie dem bisher Gesagten noch etwas hinzuzufügen, Mr. Graham? Irgendwelche Vorschläge?« Crawford sah Graham fragend an.
»Würden Sie bitte nach vorn kommen?« schlug Springfield vor.
Graham hätte lieber erst unter vier Augen mit Springfield gesprochen. Er wollte nicht nach vorn gehen. Trotzdem tat er es.
Zerzaust und braungebrannt sah Graham nicht gerade wie der

Weitere Kostenlose Bücher