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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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gefaßt wurde, würde er einen groß
    angelegten Bericht über die Festnahme herausbringen, in den sich dieses Material nahtlos einfügen lassen würde. Außerdem hatte er veranlaßt, daß ihm drei der fähigeren Reporter des Tattler zur Verfügung standen, sobald es soweit war. Wenige Stunden nach der Festnahme würden sie also die noch fehlenden Hintergrundinformationen zusammentragen können, ganz gleich, wo die Zahnschwuchtel zu Hause war.
    Sein Agent hatte bereits Summen genannt, die sich hören lassen konnten. Das Projekt bereits im voraus mit seinem Agenten zu besprechen, stellte einen Bruch der mit Crawford getroffenen Abmachungen dar. Um das zu vertuschen, würden sämtliche Verträge und jede Korrespondenz mit Datumsangaben nach der Festnahme versehen werden.
    Immerhin hatte Crawford Lounds’ Drohungen auf Band vorliegen und konnte ihm damit entsprechend die Hölle heiß machen, falls Lounds sich nicht an die Spielregeln hielt. Darüber hinaus verfügte Lounds durchaus noch über ein letztes Fünkchen Anstand. Wenn er sich auch keinen Illusionen bezüglich seiner Tätigkeit hingab, so stürzte er sich doch mit einem nahezu religiösen Eifer in dieses Projekt. Er war besessen von der Idee von einem besseren Leben jenseits finanzieller Belange. Unter all dem Schmutz, den er auf sich gehäuft hatte, tief begraben, schwelten nach wie vor seine alten Hoffnungen, die sich nun wieder regten und zu neuem Leben zu erwachen trachteten.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, daß seine Kameras und Tonbandgeräte bereit waren, fuhr er nach Hause, um noch drei Stunden zu schlafen, bevor er nach Washington flog, um sich in der Nähe der Falle dann mit Crawford zu treffen.
    Was bildete der Kerl sich eigentlich ein? Ein schwarzer Kombi war in der Tiefgarage so abgestellt, daß er ein gutes Stück von Lounds’ gekennzeichneter Stellfläche in Anspruch nahm. Und dabei stand doch an der Wand in unübersehbaren Lettern ›Mr. Frederick Lounds‹.
    Lounds stieß seine Tür heftig auf, so daß sie eine deutlich sichtbare Beule in der Seite des schwarzen Kombi hinterließ. Das sollte diesem rücksichtslosen Kerl eine Lehre sein.
    Lounds schloß eben seinen Wagen ab, als hinter ihm die Tür des Kombi aufging. Er kam gerade noch dazu, sich zur Hälfte nach dem Geräusch umzudrehen, als ihn ein harter Gegenstand über dem Ohr traf. Zwar bekam er noch die Hände hoch, aber seine Knie versagten ihm den Dienst. Er spürte einen enormen Druck um den Hals, und dann bekam er keine Luft mehr. Als seine nach Sauerstoff gierenden Lungen wieder Gelegenheit erhielten, sich zu füllen, saugten sie statt dessen jedoch Chloroform ein. Dolarhyde stellte den Kombi hinter seinem Haus ab, stieg aus und streckte sich. Die ganze Fahrt von Chicago über hatte er gegen einen extrem starken Seitenwind anzukämpfen gehabt; entsprechend verkrampft waren seine Arme. Er sah zum Nachthimmel hoch. In Kürze würde eine starke Konzentration von Perseid-Meteoren am Himmel zu sehen sein - ein Schauspiel, das er sich nicht entgehen lassen wollte.
    Geheime Offenbarung: Und sein Schweif zog den dritten Teil der Sterne des Himmels nach sich und schleuderte sie auf die Erde hinab...
In einer anderen Zeit war das sein Wirken gewesen. Er mußte es sehen und sich daran erinnern. Dolarhyde schloß den Hintereingang auf und machte sich daran, das Haus wie gewohnt von oben bis unten zu durchsuchen. Als er wieder nach draußen kam, hatte er sich einen Nylonstrumpf über den Kopf gestülpt.
Er öffnete die Hecktür des Kombi und brachte eine Rampe daran an. Dann rollte er den Rollstuhl heraus, in dem Lounds saß. Er hatte ihn geknebelt und ihm die Augen verbunden und bis auf die Unterhose entkleidet. Obwohl er nur halb bei Bewußtsein war, sackte er nicht in sich zusammen. Er saß sogar sehr aufrecht in dem Rollstuhl, den Hinterkopf gegen die Rükkenlehne gepreßt. Dolarhyde hatte ihn von Kopf bis Fuß mit Epoxykleber an den Rollstuhl geklebt.
Dolarhyde rollte ihn ins Haus und stellte ihn wie zur Strafe mit dem Rücken zum Raum in eine Ecke des Wohnzimmers.
»Ist Ihnen kalt? Möchten Sie eine Decke?«
Dolarhyde entfernte die Heftpflaster über Lounds’ Augen und Mund. Lounds gab keine Antwort. Er war von intensivem Chloroformgeruch eingehüllt.
»Ich hole Ihnen eine Decke.« Dolarhyde nahm eine Wolldekke von der Couch und packte Lounds damit bis zum Kinn ein, um ihm dann eine Ammoniakflasche unter die Nase zu halten.
Davon öffneten sich Lounds’ Augen auf die noch etwas

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