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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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diese Zeit sind die meisten beim Abendessen.«
    Der FBI-Ausbilder sah mit seinem drahtigen, durchtrainierten Körper und seiner weit in den Nacken zurückgeschobenen Baseballmütze wie ein In-fielder aus. »Geben Sie uns morgen abend über Funk Bescheid, wenn sie den Bahnübergang überquert haben. Es könnte nicht schaden, wenn Sie es bis acht Uhr dreißig, spätestens acht Uhr vierzig schaffen könnten.«
    Er hielt auf dem Parkplatz des Wohnblocks. »Die Lage ist nicht gerade ideal, aber es könnte auch schlimmer sein. Sie werden morgen abend hier parken. Sie werden Ihren Wagen dann jeden Abend woanders abstellen, aber immer auf dieser Seite. Bis zum Hauseingang sind es zirka siebzig Meter. Gehen wir die Strecke mal ab.«
    Spurgen, klein und o-beinig, ging vor Graham und Crawford her.
Er hält nach Stellen Ausschau, wo er mich am besten überfallen könnte, dachte Graham.
»Hier wird es vermutlich passieren«, erklärte der Ausbilder, »falls überhaupt etwas passiert. Sehen Sie, die direkte Verbindung von Ihrem Wagen zum Eingang, der natürliche Weg, führt über die Mitte des Parkplatzes. Er wird sich Ihnen also über ein Stück freien Asphalt nähern müssen. Wie gut hören Sie?«
»Ziemlich gut«, entgegnete Graham. »Und vor allem auf diesem Parkplatz.«
Spurgen hielt in Grahams Gesicht nach irgendeiner Regung Ausschau, ohne jedoch eine solche zu entdecken.
»Wir werden die Wattzahl der Straßenbeleuchtung etwas reduzieren, um es einem Scharfschützen nicht ganz so einfach zu machen.« Sie waren inzwischen in der Mitte der freien Fläche stehen geblieben.
»Davon sind Ihre Leute aber ebenso betroffen«, gab Crawford zu bedenken.
»Zwei von unseren Männern sind mit Startron-Nachtsichtgeräten ausgerüstet«, erwiderte Spurgen. »Will, Sie werde ich bitten müssen, ihre Jacketts mit Clearspray einzusprühen. Und noch etwas: Ganz gleich, wie heiß es auch sein mag, Sie werden natürlich ständig eine kugelsichere Weste tragen müssen. Das ist doch richtig?«
»Ja.«
»Welches Fabrikat?«
»Eine Kevlar - so ist es doch, Jack? - Second Chance.«
»Eine Second Chance«, nickte Crawford.
»Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er sich Ihnen von hinten zu nähern versuchen«, fuhr Spurgen fort. »Oder er kommt Ihnen entgegen, um sich schnell umzudrehen und auf Sie zu schießen, sobald er an Ihnen vorbei ist. Sieben seiner Opfer hat dieser Kerl mit Kopfschüssen getötet, nicht wahr? Offensichtlich hat er eine ausgeprägte Vorliebe für diese Methode. Demnach wird er auch bei Ihnen auf den Kopf zielen, wenn Sie ihm hierfür die nötige Zeit lassen. Also lassen Sie ihm nicht so viel Zeit. Ich werde Sie gleich noch auf verschiedenes in der Eingangshalle und in Ihrer Wohnung aufmerksam machen, und dann sollten wir am besten zum Schießstand rausfahren. Paßt das in Ihren Zeitplan?«
»Es paßt in seinen Zeitplan«, antwortete Crawford für Graham.
Auf dem Schießstand war Spurgen in seinem Element. Er riet Graham, unter den Ohrenschützern noch zusätzlich Ohrenstöpsel zu tragen, und ließ die Schießscheiben aus allen Richtungen hochschnellen. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, daß Graham nicht mit einer vorschriftsmäßigen 38er bewaffnet war, wenn er sich auch wegen des Mündungsblitzes aus dem perforierten Lauf Sorgen machte. Nachdem sie zwei Stunden lang hart gearbeitet hatten, bestand Spurgen darauf, sich Grahams 44er auf mögliche Abnutzungserscheinungen anzusehen.
Graham duschte und schlüpfte in frische Kleider, um den Pulverdampf loszuwerden, bevor er zu seinem letzten gemeinsamen Abend mit Molly und Willy nach Chesapeake Bay hinausfuhr.
Nach dem Abendessen fuhr er mit seiner Frau und seinem Stiefsohn noch einkaufen; sein besonderes Augenmerk galt dabei der Auswahl von ein paar Melonen. Er vergewisserte sich, daß sie auch genügend Lebensmittel einkauften. In den Zeitschriftenregalen an der Kasse stand noch immer der alte Tattler, und Graham hoffte, daß Molly die neue Ausgabe, die am nächsten Morgen herauskam, nicht zu Gesicht bekommen würde. Er wollte ihr nicht erzählen, was sie nun vorhatten.
Als sie ihn fragte, was er während der nächsten Woche zu Abend essen wollte, sagte er ihr, daß er zurück nach Birmingham müßte. Es war das erste Mal, daß er sie wirklich belog, und er kam sich dabei so schmierig vor wie ein abgegriffener alter Geldschein.
Er beobachtete sie, wie sie den Einkaufswagen an den Regalen entlangschob - Molly, seine hübsche Baseballehefrau, die ständig auf der Hut vor Knoten

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