Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
immer festhielten. »Bringt sie in die Haftzelle.«
»Orpheus – nein!«, flehte Maisie. Tränen strömten ihr über die Wangen.
Er blickte sie voll Bedauern an. »Wenn die Königin erfährt, dass ich eine Ausnahme gemacht habe, weil sie deine Schwester ist, würde das alles noch schlimmer machen. Versteh das bitte.«
In Adams Kiefer zuckte ein Muskel. »Ich bringe sie in die Zelle.«
»Sie können froh sein, wenn ich Sie nicht wegen Gehorsamsverweigerung gleich mit einsperren lasse«, fuhr ihn Orpheus an. »Ihr beide«, sagte er zu den beiden Wachen. »Los.«
Grobe Hände rissen mich nach vorn und brachten mich aus der Turnhalle. Ich ließ mich bereitwillig abführen, denn ich wünschte mir augenblicklich vor allem Stille. Einen Moment der Einsamkeit, in dem ich zusammenbrechen konnte, ohne dass mir jemand dabei zusah.
Als ich an Adam vorbeiging, warf er mir einen sehnsüchtigen Blick zu. Unmerklich schüttelte ich den Kopf. Ich wollte nicht, dass er meinetwegen noch mehr Probleme bekam. Ich war es nicht wert. Schließlich war ich
es, die mit dem Mord an dem Abgesandten alles zerstört hatte, was Maisie und er mühsam aufgebaut hatten.
Er nickte, trat neben Maisie und legte ihr einen Arm um die Schultern. Ihr ganzer Körper bebte, so heftig schluchzte sie.
Als ich an Giguhl vorbeikam, sagte ich zu ihm: »Bleib in Maisies Nähe. Und was immer du tust – mach nichts Unüberlegtes, okay?«
Der Dämon ballte seine Klauen, als hätte er die Wachen am liebsten verprügelt. Stattdessen nickte er nur kurz. Er würde mir gehorchen. Ich zwang mich zu einem Lächeln und ließ mich dann von den Wachen weiter durch die Halle führen. Bevor wir die Tür erreichten, hob Rhea die Hand, um die Männer noch einmal zum Stehen zu bringen.
»Bleib ruhig und hab Vertrauen«, sagte sie zu mir.
Ich nickte, um sie wissen zu lassen, dass ich ihre Unterstützung zu schätzen wusste. Aber Vertrauen und ich waren nicht gerade die besten Freunde, und ich bezweifelte stark, dass der Aufenthalt in einer Gefängniszelle das ändern würde.
Zehn Minuten später schlugen mir Gitterstangen, durchsetzt mit Messing, ins Gesicht. Ich kauerte mich an die Zellenwand. Dort schlang ich die Arme um mich, da ich befürchtete, sonst in tausend Stücke zu zerspringen.
Da war ein Riss in der Wand, einen Meter vor mir. Ein winziger Spalt. Ich starrte eine ganze Zeit lang darauf.
Es war nicht so, als hätte ich aufgegeben. Ich hatte nur angefangen, der Wahrheit ins Auge zu blicken und sie zu akzeptieren. Diesmal hatte ich so richtig Mist gebaut. Ich
wusste, wie viel von der Unterstützung der Königin abhing, und jetzt hatte ich alles, wofür Maisie so hart gearbeitet hatte, in Gefahr gebracht. Aber Orpheus hatte trotzdem Unrecht. Wenn ich Hawthorne nicht umgebracht hätte, wäre dieser als mein Mörder durchgekommen. Daran bestand kein Zweifel. Ich hatte es in seinen Augen gesehen, dass er mich umbringen wollte. Doch die Tatsache, dass mir keine andere Wahl geblieben war, machte die ganze Situation nicht weniger schwierig. Selbst wenn ich den Rat davon überzeugen konnte, dass mich der Feen-Mann mehr oder weniger dazu gezwungen hatte, ihn zu töten, würde man mir trotzdem vorwerfen, dass ich die Chance, die Königin auf die Seite der Magier zu bringen, für immer ruiniert hatte.
In diesem Moment kroch eine Kakerlake aus dem Spalt. Während ich zusah, wie sie über den Boden hastete, dachte ich an Hawthornes Amulett. Mein Gefühl sagte mir, dass ich Recht hatte mit der Nod-Kaste. Ich dachte nach. Versuchte, die ganze Sache aus allen nur erdenklichen Blickwinkeln zu betrachten. Doch sosehr ich mich auch bemühte, war ich doch nicht in der Lage, eine Erklärung dafür zu finden, warum mich die Kaste tot sehen wollte. Ich war noch nie einem Mitglied dieser Organisation begegnet – zumindest nicht wissentlich. Und selbst wenn ich einem begegnet wäre, welche Bedrohung konnte ich für die Kaste darstellen?
Vor der Zelle war ein Knistern von Energie zu hören. Ich spürte es nicht, da ich hinter dem Messinggitter eingesperrt war, aber das Knistern erreichte mein Ohr. Ich blinzelte und hob den Blick gerade in dem Moment, als sich Maisie auf der anderen Seite der Gitterstäbe materialisierte.
»Wir müssen uns beeilen«, sagte sie und fasste in eine Tasche ihres Rocks, aus der sie einen Schlüssel zog. Ich sah zu, wie sie die Zellentür aufschloss, bewegte mich aber nicht, als diese aufging.
»Sabina! Wir müssen uns beeilen!«
Wieder blinzelte
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