Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
Schließlich war der Schwarzlichtbezirk voll zwielichtiger Gestalten und nicht gerade der richtige Ort für die geistige Anführerin der Magier.
In Maisies Miene veränderte sich etwas – als hätte jemand eine Lampe eingeschaltet. »Wann ist sein nächster Kampf?«
»Morgen Abend. Warum?«
»Na ja«, meinte sie langsam. »Ich habe gerade gedacht, dass ich vielleicht mitkommen könnte. Hättest du etwas dagegen?«
»Ich weiß nicht, Maisie. Ich meine, da geht es ziemlich rau zu. Außerdem wissen wir noch immer nicht, wer hinter mir her ist. Falls dieser Magier einen weiteren Anschlag plant, will ich nicht, dass du ins Kreuzfeuer gerätst.«
Ich hatte bisher keinem der Magier etwas von Michaels Theorie erzählt und wollte das auch nicht, ehe ich nicht handfeste Beweise hatte. Ob er nun Recht hatte oder nicht – ich war mir jedenfalls ziemlich sicher, dass ein weiterer Angriff nur dann erfolgen würde, wenn ich mich außerhalb des magischen Schutzkreises befand.
Maisie winkte ab. Sie schien meine Sorgen nicht ernst zu nehmen. »Wir werden uns doch in einem öffentlichen Raum aufhalten, nicht wahr? Ich kann mir kaum vorstellen, dass man dich vor Zeugen angreifen würde. Außerdem weiß auch ich, wie ich mich verteidigen muss. Falls der Magier, der dich angegriffen hat, es also noch einmal versuchen sollte, kann ich dir vielleicht sogar helfen.«
»Und wenn dich jemand erkennt? Ich kann mir kaum vorstellen, dass es für jemanden in deiner Position ratsam ist, sich öffentlich in einem solchem Club zu zeigen.«
Sie hob das sture Kinn, das wir beide von unserem Vater geerbt hatten. »Ich könnte mich doch verzaubern, so dass man mich nicht mehr erkennt.«
Mit jedem Argument, das ich vorbrachte, wurde Maisie entschlossener. »Ach, ich weiß nicht, Maze.«
»Komm schon. Das macht bestimmt Spaß. Wir Mädels zusammen auf der Piste. Eine solche Nacht hatte ich schon … Na ja – ehrlich gesagt, noch nie. Bitte, Sabina!«
Ich seufzte. Obwohl ich mir Sorgen machte, wusste ich gleichzeitig, dass Maisie alt genug war, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Außerdem gefiel mir die Vorstellung, zur Abwechslung einmal Zeit mit meiner Schwester zu verbringen – fernab von magischer Kontrolle.
»Ich sollte vermutlich vernünftig sein und ablehnen.« Ich seufzte. »Aber was soll’s?«
Sie lächelte zufrieden, und ihre Miene zeigte auf einmal eine Lebhaftigkeit, wie ich sie seit Tagen nicht mehr an ihr bemerkt hatte. »Toll! Ich freue mich.«
Trotz meiner Vorbehalte musste ich lachen. »Dann machen wir uns morgen Abend nach meinem Unterricht bei Rhea auf den Weg. Einverstanden?«
»Danke, Sabina.« Sie nahm mich in die Arme, und zum ersten Mal, seit wir uns kannten, zuckte ich nicht zurück. »Okay. Dann gehe ich jetzt wohl besser schlafen. Sieht ja ganz so aus, als könnte es morgen recht spät werden. Träum süß, Schwesterherz.«
Nachdem sie gegangen war, nahm ich wieder das Buch zur Hand, in dem ich gelesen hatte, ehe sie mich unterbrochen hatte. Aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Die Unterhaltung mit Maisie hatte mir eine Menge zu denken gegeben. Und immer wieder redete ich mir ein, nicht hungrig genug zu sein, um auf Jagd gehen zu wollen, aber leider schien mein Körper da anderer Meinung zu sein. Nachdem ich dieselbe Seite zehn Mal gelesen hatte, ohne auch nur ein Wort wahrzunehmen, klappte ich das Buch zu und stand auf.
Während ich in der Bibliothek auf und ab ging, fiel mir wieder Tristans Porträt ins Auge. Man musste kein Psychologe sein, um Parallelen zwischen der Beziehung meiner Eltern und der Situation zwischen Adam und mir zu sehen. Ich war mir sicher, es gab sogar eine Bezeichnung für Töchter, die auf Männer stehen, die ihrem Vater ähnlich sind. Wahrscheinlich hatte Freud zu diesem Thema viel zu sagen. Aber das Warum interessierte mich eigentlich gar nicht. Mir ging es vielmehr um das Was. Was wollte ich? Was wollte Adam und was zum Teufel würde ich tun, wenn er wieder da war?
Ich holte tief Luft und sah mich um, weil ich sicherstellen wollte, dass ich tatsächlich allein war. Ich wollte keine Zuschauer, wenn ich mir selbst eingestand, dass ich Adam mochte. Sehr sogar. Mehr als mochte. Ihn begehrte? Mich nach ihm sehnte? Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf. Nur die eine nicht. Liebe? Ich bezweifelte, dass ich zu so etwas überhaupt fähig war. Trotzdem – wenn es um diesen Magier ging, waren meine Gefühle stärker als ich zugeben wollte.
Und da ich gerade allein war,
Weitere Kostenlose Bücher