Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
dich gehetzt hat.«
Ich versuchte, meine Enttäuschung nicht zu zeigen. Aber insgeheim ärgerte mich diese Nachricht. Gleichzeitig wusste ich, es war nicht Maisies Schuld, wenn der Rat der Hekate anderen Problemen den Vorrang gab. »Hast du etwas von Adam gehört?«
Maisie lächelte. »Das ist einer der Gründe, warum ich dich gesucht habe. Orpheus hat ihn von seinem Auftrag
zurückbeordert. Er wird rechtzeitig zum Fest des Blutmondes wieder hier sein.«
Mein Herz tat einen kleinen Sprung. Rhea hatte mir bereits erzählt, dass die Magier stets ein großes Fest anlässlich des vollen Blutmondes feierten, das diesmal in vier Tagen stattfinden sollte. Noch vier Nächte und Adam wäre wieder da, um mich abzulenken.
»Schön«, sagte ich und versuchte, höflich interessiert zu klingen. Natürlich durchschaute Maisie meine Taktik.
»Das Fest wird der perfekte Rahmen für euer Wiedersehen sein«, sagte sie lächelnd.
Meine Wangen wurden rot. »Das bezweifle ich. Er wird doch sicher mit der Wache der Pythia beschäftigt sein. Außerdem meinte Rhea, ich müsse an irgendwelchen Riten teilnehmen. Schließlich bin ich Hohepriesterin des Blutmondes.«
Was auch immer das bedeuten mochte. Bisher hatte mir der neue Titel nur eine Halskette eingebracht, die man mir geschenkt hatte, als ich in New York eingetroffen war. Ich spielte auch jetzt mit ihr und betrachtete den Mondsteinanhänger, um Maisies scharfsinnigem Blick auszuweichen.
»Du suchst doch nicht etwa nach Ausreden, weil du nervös bist – oder?«
Immer noch mied ich ihren Blick. »Natürlich nicht. Wieso sollte ich nervös sein?«
Maisie nahm meine Hand und zwang mich dazu, ihr in die Augen zu sehen. »Ich finde, du solltest auf jeden Fall die Möglichkeit nutzen, etwas Zeit mit Adam zu verbringen. Allein.«
Die Ernsthaftigkeit ihrer Worte überraschte mich.
»Warum? Sollte ich etwas wissen, was mir bisher verheimlicht worden ist?«
Jetzt war es an ihr, den Blick abzuwenden. »Natürlich nicht. Ich finde nur, das Leben ist zu kurz, um uns von unseren Ängsten bestimmen zu lassen – vor allem, wenn das, was wir wollen, so nahe ist.«
»Maisie, wir sind unsterblich. Ein kurzes Leben gibt es für uns nicht.«
»Ich sage es ja nur ungern, Schwester. Aber Unsterblichkeit ist das Letzte, was du bei deinem Lebenswandel als selbstverständlich betrachten solltest.«
Ich runzelte die Stirn. »Was zum Teufel soll das jetzt heißen?«
»Wie viele Versuche, dich umzubringen, hat es in den letzten zwei Wochen gegeben?«
Ich schnitt eine Grimasse. »Okay, das mag sein, aber das ist eigentlich nichts Neues für mich. In meinem früheren Arbeitsumfeld hat mich fast täglich jemand ins Visier genommen.«
»Ich will damit nur sagen, dass du dich von nichts abhalten lassen solltest, wenn du an Adam interessiert bist. Wenn man das augenblickliche Klima bedenkt, das zwischen den Schattengeschlechtern herrscht, kann man nie wissen, wann sich der Wind dreht und du deine Chance verpasst hast.«
»Ich verstehe das jetzt mal als gut gemeinten Ratschlag.« Ich stand auf. Plötzlich fühlte ich mich ruhelos. Mein Blick blieb an einem Porträt über dem Kamin hängen. »Wer ist das eigentlich?«, wollte ich wissen.
Maisies Augen weiteten sich überrascht. »Das ist unser Vater. Tristan Graecus.«
Während ich verblüfft auf das Gemälde starrte, trat
Maisie neben mich. Aufmerksam betrachtete ich das Gesicht des Mannes auf dem Bild und suchte nach Ähnlichkeiten mit meinem eigenen. Jetzt wusste ich endlich, von wem der schwarze Teil meiner Haare stammte. Vielleicht gab es auch eine gewisse Ähnlichkeit in der Augenpartie. Und ein vertraut sturer Zug um das Kinn. »Ich habe noch nie ein Bild von ihm gesehen«, erklärte ich.
Maisie sah zu dem Porträt hoch und lächelte. »Nicht schwer, sich vorzustellen, warum sich unsere Mutter in ihn verliebt hat, was?«
Sie hatte Recht. Unser Vater war ein attraktiver Mann gewesen – jedenfalls für einen Magier. »Erzähl mir doch von ihm.«
Sie riss sich von seinem Anblick los und sah mich an. »Er gilt bei uns Magiern als Held. Als eine Art Märtyrer. Wusstest du, dass er als Nächster dazu vorgesehen war, die Wache der Pythia zu leiten?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Wenn man Orpheus Glauben schenken darf, ist er einer der begabtesten chthonischen Magier gewesen, denen Orpheus jemals begegnet ist.«
Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. »Unser Vater war auch chthonisch?«
Maisie nickte mit ernster Miene. »Ich war mehr als
Weitere Kostenlose Bücher