Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
schmiedeeisernes Tor, geschmückt mit dem Rad der Hekate. Dahinter lag ein großer Innenhof. Adam gab ein paar Zahlen in eine kleine Tastatur ein und winkte zu den Kameras hoch, die oben auf den Torflügeln angebracht waren. Wenige Momente später setzten sich die schmiedeeisernen Giganten in Bewegung und schwangen auf.
»Ziemlich läppische Sicherheitsvorkehrungen für das Gebäude des Hekate-Rats«, bemerkte ich. »Da wäre ich ja schneller drinnen, als der Security-Mann ›Abrakadabra‹ sagen könnte.«
Adam warf mir einen Blick zu. »Du hältst also thermische Scanner für läppisch? Einer davon wertet dich gerade aus und identifiziert dich als Vampirin. Wenn ich dich im Vorhinein nicht als vertrauenswürdig angemeldet hätte, würde uns jetzt bereits eine Gruppe von Wächtern umzingeln.«
Ich lachte. »Das würde aber nicht viel nützen. Ich könnte schließlich eine Bombe im Auto versteckt haben. Wumm – und das ganze Gebäude fliegt in die Luft.«
»Die Metallplatte, über die wir am Eingangstor gerollt sind, scannt den Unterboden der Fahrzeuge nach Bomben ab«, erwiderte Adam. »Mit einer Bombe wärst du hier nie reingekommen.«
Ich lehnte mich zu ihm hinüber. »Ich könnte aber immer noch am Gebäude hochklettern und meine Zielperson durch ein Fenster erschießen.«
Er beugte sich über die Mittelkonsole zwischen uns und sah mich herausfordernd an. Sein selbstsicheres Lächeln lenkte meine Aufmerksamkeit auf seinen sinnlichen Mund. »Kugelsichere Scheiben.«
Ich kicherte und lehnte mich zurück, beeindruckt und nicht im Geringsten angetörnt durch das kleine Geplänkel – ehrlich!
»Schachmatt.«
Adams typisches Grinsen – sein Markenzeichen – zeigte sich zum ersten Mal seit Tagen wieder auf seinem Gesicht. Es freute mich, auch wenn ich dringend das Thema wechseln musste, wenn ich nicht auf der Stelle über ihn herfallen wollte. Ich fand Männer, die geschickt zu taktieren wussten, unglaublich sexy. Gleichzeitig irritierte mich in diesem Fall jedoch etwas. Für jemanden, der einen Gegner mit einem einzigen Zauber außer Gefecht setzen konnte, wusste Adam erstaunlich viel über Waffen und Sicherheitsvorkehrungen.
»Was genau ist eigentlich deine Aufgabe hier im Hekate-Rat?«
Er fuhr durch einen Säulengang in den großen Innenhof. Auf allen vier Seiten ragten die Mauern des Gebäudes zehn Stockwerke hoch in den nächtlich schwarzen Himmel.
»Ich gehöre zu einer Gruppe, die sich die Wache der
Pythia nennt. Wir wurden bereits im antiken Griechenland gegründet, um die Zauberer des Orakels von Delphi zu beschützen. Aber seitdem es für die Öffentlichkeit keine Orakel mehr gibt, hat sich unsere Rolle über die Jahre gewandelt. Heute dienen wir dem Rat eher als privates Wachpersonal. Außerdem übernehmen wir immer wieder Spezialaufträge – je nachdem, was so anfällt.«
»Spezialaufträge? So etwas wie die lange verloren geglaubte Schwester der Ratsanführerin zu suchen?«
Er lächelte. »Zum Beispiel.«
Ich musste grinsen, als ich merkte, dass er mir nicht direkt antworten wollte. »Werden wir hier auch deine Familie kennenlernen?«
Seine Miene verdüsterte sich. »Nur eine Tante. Meine Eltern starben, als ich noch sehr jung war.«
»Das tut mir leid«, sagte ich.
Er zuckte mit den Achseln. »Muss es nicht. Es ist schon lange her. Tante Rhea hat mich aufgezogen. Sie und Ameritat waren enge Freundinnen, deshalb haben auch Maisie und ich viel Zeit miteinander verbracht.«
»Heißt das, wir sind gleich alt?«
Adam lächelte. »Nein. Maisie kam hierher, als ich sechs war.«
Mir klappte die Kinnlade herunter. Er sah für einen Sechzigjährigen verdammt gut aus. Seine Zauberkraft musste noch stärker sein, als ich bisher angenommen hatte. Magier sind nicht unsterblich wie Vampire. Aber ihre Magie erlaubt es ihnen, extrem lang am Leben zu bleiben. Adam hatte mir bereits in Kalifornien erzählt, dass Ameritat, die Mutter meines Vaters, eintausend Jahre alt geworden war. Trotzdem hatte ich Adam auf etwa
Mitte dreißig geschätzt. Offensichtlich musste ich mehr über Magier lernen, als ich dachte – vor allem über diesen hier neben mir.
Ich öffnete den Mund, um ihm eine weitere Frage zu stellen, als sich Giguhl erneut zu Wort meldete. »Jetzt aber mal was anderes. Hat man hier nicht diesen romantischen Film gedreht?«
Adam betrachtete den Dämon durch den Rückspiegel. »Nein. Der Hekate-Rat hätte nie Kameras hereingelassen.«
Giguhl klopfte mir auf die Schulter. »Na, du weißt
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