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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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direkt vor Amandas Leopardenfell.
    Die lehnte sich im Stuhl zurück und blickte etwas ratlos auf die Bilder von dem Toten.
    »Wenn sich tatsächlich herausstellen sollte, dass er Martins Vater war, dann wäre es doch verdammt seltsam, dass auch Marlies Berger innerhalb der letzten Tage das Zeitliche gesegnet hat, denkt ihr nicht auch?« Fiedler kam allmählich in Fahrt.
    Gut, dachte Amanda, eine gute Frage. In dem Moment war sie froh, dass ihr ebenfalls schon der Gedanke gekommen war und sie entsprechende Maßnahmen veranlasst hatte. »Ich habe Nowak nach München geschickt. Der soll mit den Kollegen vor Ort Kontakt aufnehmen. Vielleicht war ja tatsächlich etwas faul an ihrem Tod. Im Grunde war sie noch viel zu jung, um eines natürlichen Todes zu sterben.«
    »Woran ist sie denn gestorben?«, fragte Johnson.
    »Herzinfarkt.«
    »Mit 58?« Wolf, der selbst auf die 50 zuging, wirkte erstaunt.
    »Gar nicht so ungewöhnlich«, meinte Johnson. »In den USA liegt das Durchschnittsalter für den ersten Infarkt von Infarktpatienten bei etwa 42. Natürlich nur bei Männern.«
    »Und bei Frauen?« Amanda zuckte mit den Schultern. Sie hatte sich in der Zwischenzeit über die Umstände von Marlies Bergers Tod informiert und erst vor wenigen Stunden einen knappen Befund mit einem ebenso knappen Kommentar von der Münchner Staatsanwaltschaft per E-Mail erhalten, in dem Fremdverschulden so gut wie ausgeschlossen wurde. Ein Todesermittlungsverfahren werde zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht eingeleitet, hatte es geheißen. Eine Datei mit dem Totenschein, ausgestellt durch einen Notarzt, war als Anhang dabei gewesen, war jedoch nicht sonderlich aufschlussreich gewesen. Nachdem sie die Mail gelesen hatte, hatte sie lange Zeit auf den Monitor gestarrt, bis der in den Standby-Modus geschalten hatte und das Bild schwarz geworden war. Erst da war sie wieder in die Gegenwart zurückgekehrt. Aber sie war nicht so recht zufrieden gewesen.
    Noch einmal konzentrierte sie sich auf die Bilder mit dem Toten. Glaubte sie wirklich, was ihr da vorhin spontan herausgerutscht war? »Auf jeden Fall wäre er damals schon verdammt alt gewesen … als Mann für die Marlies. Deutlich älter als die Marlies, wenn er denn überhaupt …«, sagte sie schließlich.
    Zu vieles war noch ungeklärt, doch ahnte sie in diesem Moment etwas von möglichen Schatten der Vergangenheit, die in die Gegenwart griffen. Wenn er der Vater des Kindes war, warum hatte er damals Frau und Kind verlassen? War überhaupt er es gewesen, der die Flucht ergriffen hatte, oder doch die Marlies? Und hatte es dafür Gründe gegeben, die vielleicht jetzt, nach den vielen Jahren, zu einer Bluttat geführt hatten? Durchaus möglich, dachte sie. Oder war das damals eine stinknormale Trennung gewesen, in jener Zeit, in den späten 60ern und frühen 70ern, als die jungen Leute die freie Liebe erfunden hatten? Vielleicht hatten beide einfach nur die Liebe verloren und dann nach einem neuen Anfang gesucht. Dabei wissen wir nicht einmal, ob sich die Marlies und der Vater ihres Kindes damals getrennt haben, ging es ihr durch den Kopf. Waren die Vorkommnisse in Marlies’ Leben vielleicht doch ganz anders gewesen als sie vermutete? Wenn sie nur wüssten, was damals passiert war.

    München

    Verdammt. In diesem Alter verreckt man doch nicht einfach. Noch keine 60, das war doch kein Alter, um einfach abzukratzen. Nicht in der heutigen Zeit. Er musste an seine Mutter denken. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, da musste sie etwa in Marlies’ Alter gewesen sein. Vielleicht auch ein bisschen jünger. So genau konnte er das gar nicht sagen. Ganz verschwommen war ihr Bild vor seinen Augen aufgetaucht. Für ihn als Buben war sie damals eine alte Frau gewesen. Nicht wie die Marlies. Das hing aber auch mit dem Krieg zusammen. Mit den Jahren der Entbehrung, wie seine Mama das immer genannt hatte. Mit der schlechten Zeit, als es nichts zu essen gab. Das hatte der Körper nie verziehen. Da konnte man hinterher noch so viel fettes Schweinefleisch in sich hineinstopfen. Die bösen Jahre konnte man einfach nicht mehr wettmachen. Aber die Marlies …
    Richtig gut war die im Bett noch gewesen, und nicht nur im Bett. Da hätte sich manche Junge anstrengen müssen, um mitzuhalten. Und von einem kaputten Herzen hatte man auch nichts bemerkt. Na ja. Sie war immer schnell müde gewesen, das war richtig. Vor allem in den letzten Jahren. Aber sonst …
    Otto war zwölf gewesen, als er nach München gekommen

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