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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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schaute er zur Fassade hoch, da bemerkte er, daß in der zweiten Etage ein Fenster aufgerissen wurde, hinter dem Lim Swee Long mit einem jungen Chinesen erschien, der lebhaft auf Su-su deutete, die unterhalb des Hauses auf und ab promenierte.
    Sekundenlang begriff Cooper nicht, was das zu bedeuten hatte, dann aber, als er sah, daß beide Männer hastig verschwanden, wurde ihm klar, daß Su-su in Gefahr geraten war. Wieso und warum, das wußte er nicht. Er spürte nur, daß er blitzschnell handeln mußte, und eilte auf Su-su zu, faßte sie bei der Hand und lief mit ihr davon.
    »Was hast du?« rief sie erschrocken.
    Cooper rannte mit ihr um eine Ecke und gewahrte in geringer Entfernung das Portal des Central Hotel. Ohne lange zu überlegen eilte er darauf zu und zog Su-su in den Eingang hinein. »Verschwinde in der Toilette«, sagte er ihr und drängte sie in den Hintergrund. »Mich findest du im Vestibül. Bleibe aber mindestens zehn Minuten fort.«
    Su-su ging schnell in die gewiesene Richtung, und Gordon Cooper trat an einen der freien Tische heran, nahm ein dort liegendes Tagesblatt auf, faltete es auseinander und setzte sich so, daß er den Hoteleingang hinter der vorgehaltenen Zeitung unbemerkt beobachten konnte. Seine Befürchtung trat jedoch nicht ein. Lim Swee Long erschien nicht auf der Bildfläche.
    Gordon Cooper fiel ein Stein vom Herzen, wenngleich für ihn alles höchst rätselhaft war. Er vermutete, daß der des Mordanschlages verdächtigte Chinese mit seinem Begleiter plötzlich am Fenster verschwunden war, um auf die Straße zu laufen und Su-su zu stellen. Wie immer die Dinge aber auch liegen mochten, er mußte dafür sorgen, daß Su-su unauffindbar blieb, weil er sonst gezwungen sein konnte, einzugreifen, wodurch Lim Swee Long gewarnt sein würde. Der Schlüssel zur Lösung des ihm erteilten Auftrages lag mit großer Wahrscheinlichkeit bei dem feingliedrigen Chinesen, und Cooper war nicht gewillt, die Chance zu gefährden, die das Glück ihm nun beschert hatte.
    Kurz entschlossen erhob er sich und ging zur Rezeption, wo eine korpulente Portugiesin Dienst tat. »Entschuldigen Sie, Senhora«, sagte er ohne Umschweife. »Könnte ich bis zum Abend ein Zimmer bekommen? Eine Bekannte von mir fühlt sich nicht wohl, und ich möchte, daß sie sich etwas hinlegt.«
    Die Portugiesin lächelte hintergründig. »Selbstverständlich können Sie ein Doppelzimmer haben. Wünschen Sie es mit oder ohne Bad?«
    »Mit Bad«, antwortete Gordon Cooper steif. »Wäre es Ihnen auch möglich, mir zwei Tickets für das Nachtschiff nach Hongkong zu besorgen?«
    »Aber gewiß, Sir«, erwiderte die Portugiesin und machte sich eine Notiz. »Eine Doppelkabine erster Klasse für heute abend. Wenn Sie etwas zu essen oder zu trinken haben möchten, brauchen Sie nur zu klingeln. Speise- und Getränkekarte finden Sie auf dem Zimmer. Die Hotelrechnung sowie den Fahrpreis für das Nachtschiff bitte ich gleich zu regulieren.«
    Das ist ja wie in einem Absteigequartier, dachte Cooper empört. Am liebsten hätte er auf der Stelle kehrtgemacht, doch er durfte nichts gefährden und wollte lieber Spießruten laufen, als Lim Swee Long in Begleitung von Su-su zu begegnen. Also zahlte er, was von ihm gefordert wurde, und es machte ihm kaum noch etwas aus, als die korpulente Portugiesin bei Su-sus Erscheinen die Lippen spitzte und einen anerkennenden Laut von sich gab.
    Wie schon zuvor, so stellte Su-su auch jetzt keinerlei Fragen, als Cooper sie zum Lift führte, in dem er hörbar aufatmete, als sich die Aufzugstür hinter ihnen schloß.
    »Ich erkläre dir gleich alles«, sagte er ihr, als sich der Lift in Bewegung setzte.
    Su-su lächelte ihn verschmitzt an. »Du hast ein Zimmer gemietet?«
    Er nickte. »Aber nicht, weil die Sehnsucht zu groß ist.«
    Sie legte ihren Zeigefinger auf den Mund. »So etwas sollte ein Mann einer Frau nicht sagen.«
    Er öffnete die Aufzugstür, vor der ein Boy stand, der sie in ein Zimmer führte, das muffig roch und altmodisch eingerichtet war. Das störte aber weder Gordon Cooper noch Su-su, die sich umarmten, als sie alleine waren.
    Minutenlang standen sie eng umschlungen, dann führte Cooper seine Geliebte zu einer Sesselgruppe, deren Armlehnen mit Spitzendeckchen versehen waren. »Jetzt werde ich dir erst einmal erzählen, warum ich dich vorhin so plötzlich fortgezogen habe«, sagte er ihr und schilderte mit wenigen Worten, welche Beobachtung er gemacht hatte.
    Su-su schüttelte den Kopf, als Cooper schwieg.

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