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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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Dank!« erwiderte er, um sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Dann nannte er dem Fahrer das Ziel und legte seinen Arm um Su-su.
    »Traurig?« fragte sie ihn ahnungsvoll.
    »Ein bißchen«, antwortete er bedrückt.
    Sie schloß die Augen und dachte: Merkwürdig, daß mit einer gewissen Trauer überlagerte Stunden unser Empfinden besonders stark werden lassen. Wie jetzt, da ich mir wünsche, für immer bei Gordon bleiben zu können, aber weiß, daß dies nicht der Fall sein kann. Früher oder später wird er in seine Heimat zurückkehren und an mich wie an eine exotische Blume denken, deren Duft bei aller Schönheit nur aus der Nähe wahrzunehmen ist.
    Als hätten ihre Überlegungen sich auf Cooper übertragen, sinnierte er voller Zärtlichkeit: Man müßte Orientale sein, um den Zauber dieser Stunde wiedergeben zu können. Ich liebe Su-su, wie ich noch nie ein Mädchen geliebt habe.
    Su-su versuchte Coopers Augen im Schein der vorbeihuschenden Straßenlaternen zu erkennen. »Soll ich in meinem Bericht für Lo Sung erwähnen, daß wir erst mit dem Nachtschiff zurückgekommen sind?« fragte sie ihn leise.
    »Natürlich«, antwortete er in der gleichen Weise. »Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, von irgend jemandem gesehen worden zu sein.«
    »Das Hotel erwähne ich aber nicht, oder?«
    »Nein«, erwiderte er nach kurzer Überlegung. »Du müßtest dann ja entweder den wahren Grund unseres dortigen Aufenthaltes nennen oder bekennen, daß wir uns lieben. Und das wollen wir so lange wie möglich hinausschieben.«
    Su-su legte ihr Köpfchen an seine Schulter und schob ihre Hand unter sein Jackett, so daß sie sein Herz schlagen fühlte. »Ich möchte einmal in deinen Armen einschlafen«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Gordon Cooper küßte ihr Haar. »Wenn du willst, übernachten wir morgen im Repulse Bay Hotel.«
    Der Abend war mild und die Luft infolge eines von China herüberwehenden Windes angenehm trocken, als Gordon Cooper mit Su-su durch den weiten Speisesaal des Repulse Bay Hotel zur überdachten Terrasse hinausschritt, wo ein Tisch für sie reserviert war, der einen Blick über den Park und die Bucht gestattete. Su-su hatte zur Feier des Tages einen blau und goldgelb schillernden Cheongsam angelegt, und Cooper trug ein weißes Dinner Jackett, das seiner sportlichen Erscheinung eine interessante Note gab. Beide waren in einer festlichen Stimmung, die sie erfaßt hatte, als sie fertig angekleidet aufeinander zugegangen waren. Obwohl sie gemeinsam ein Zimmer bewohnten, hatten sie sich in natürlicher Scheu getrennt voneinander umgezogen: zunächst Su-su, die dann auf den Balkon hinausgegangen war, anschließend Cooper, der Su-su mit einem Glas Sekt in der Hand in den Raum zurückholte. Sie hätte vor Glück weinen mögen, als er ihr einen zarten Kuß gab und wortlos mit ihr anstieß. Sie brauchten sich nichts zu sagen; ihre Augen drückten aus, was sie füreinander empfanden. Als Cooper dann aber noch einen hübschen Jadearmreifen aus seiner Tasche hervorzauberte und ihn Su-su anlegte, da ging es doch nicht ganz ohne Tränen ab.
    Gordon Cooper erwies sich als vollendeter Kavalier, und Su-su war überwältigt, als sie mit ihm auf die Hotelterrasse hinaustrat und sah, daß der für sie reservierte Tisch besonders feierlich gedeckt war und von Windlichtern erhellt wurde, die nicht zum Inventar des Hauses gehörten.
    »Ich habe das letzte Mal bemerkt, daß dich die infolge der Deckenventilatoren ständig flackernden Kerzen nervös machten«, sagte er ihr, als sie Platz genommen hatte. »Deshalb habe ich diese Lichter gekauft, die du zur Erinnerung an diesen Abend mitnehmen kannst.«
    Cooper ahnte nicht, daß sich im Verlauf des Abends etwas ereignen würde, das all seine Überlegungen, Kombinationen und Pläne über den Haufen werfen sollte. Es begann damit, daß zu ziemlich später Stunde ein am Nebentisch sitzender Junge plötzlich in die Dunkelheit hinauswies und seinen Eltern zurief: »Da steigt ein roter Lampion in die Höhe!«
    Ein Lampion kann doch nicht fliegen, dachte Gordon Cooper verwundert und blickte unwillkürlich nach draußen, wo er zu seiner Überraschung sah, daß genau über der am Meer liegenden Besitzung Ah Boons ein roter Lampion langsam in die Höhe stieg. Wie ist das möglich, fragte er sich.
    Er hatte es kaum gedacht, da wirbelten seine Gedanken wie ein Funkenregen durcheinander. Roter Lampion war doch das Kennwort, das Ivo Sorokin ihm genannt hatte! Später hatte er ihn dann

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