Roter Lampion
gebeten, das Kennwort zu vergessen, wobei er hinzufügte, daß er es mit Ah Boon nur für den Notfall vereinbart habe. Jetzt aber stieg ein offensichtlich an einem Luftballon hängender roter Lampion über dem Anwesen seines Kompagnons in die Höhe! Das konnte kein Zufall mehr sein.
Gordon Cooper schwor sich, innerhalb von vierundzwanzig Stunden zu wissen, welche Bewandtnis es mit dem roten Lampion habe. Nicht die geringste Rücksicht wollte er mehr auf Sorokin nehmen, der möglicherweise doch eine andere Rolle spielte, als es in letzter Zeit den Anschein gehabt hatte.
»Was ist mit dir?« fragte ihn Su-su erschrocken, da sie sich den plötzlich grimmigen Ausdruck seines Gesichts nicht erklären konnte.
Er schaute sie an, als komme er aus einer anderen Welt. »Was soll mit mir sein«, antwortete er ausweichend.
Sie streckte ihm besorgt ihre Hand entgegen. »Deine Stirnadern sind angeschwollen, und die Narbe auf deiner Wange ist ganz rot angelaufen.«
Er ergriff ihre Hand. »Bitte, nimm es mir nicht übel, wenn ich dir jetzt sage, daß ich dich noch in dieser Stunde verlassen muß.«
Su-su erbleichte.
»Wir holen alles nach«, beschwor er sie. »Nichts wird uns verlorengehen. Ich muß nur… Mir ist eben ein Gedanke gekommen, der mein sofortiges Eingreifen erforderlich macht.«
Su-su zwang sich, zu lächeln. »Deine Aufgabe hat selbstverständlich den Vorrang. Ich bedaure lediglich, daß ich dir nicht helfen kann.«
»Das kannst du!« erwiderte er, sich über den Tisch beugend und seine Stimme dämpfend. »Wir gehen jetzt auf unser Zimmer und packen unsere Sachen. Zwischendurch reguliere ich die Hotelrechnung. Dann bringe ich dich nach Hause und fahre weiter nach Stanley, wo ich deinen Anruf eine halbe Stunde nach meinem Fortgang erwarte. Sprechen dürfen wir aber nicht miteinander, da die Möglichkeit besteht, daß Sorokins Telefonleitung angezapft ist. Wähle also nur die Rufnummer, und lege den Hörer auf, wenn ich mich gemeldet habe. Hast du verstanden?«
Su-su nickte. »Ich kann mir zwar nicht denken, was du damit bezweckst, aber du wirst es schon wissen. Sage mir nur, wann wir uns wiedersehen werden.«
»Unter Umständen erst in ein paar Tagen, weil ich morgen früh nach Kuala Lumpur fliegen muß.«
Sie sah ihn enttäuscht an. »Und ich soll dich nicht zum Flughafen begleiten?«
Gordon Cooper fuhr sich über die Stirn. »Entschuldige, ich bezog deine Frage auf ein längeres Zusammensein. Selbstverständlich fahren wir gemeinsam zum Flughafen.«
Bereits zwanzig Minuten später verließen sie das Repulse Bay Hotel. Im Gegensatz zu Su-su stieg Cooper jedoch nicht sofort in das Taxi ein, das er beordert hatte. Er suchte vielmehr eine wenige Meter vom Hotel entfernt gelegene öffentliche Fernsprechzelle auf und wählte die ihm vom vorhergehenden Abend bekannte Nummer des Privatanschlusses von Captain Collins, der sich sogleich meldete.
»Denken Sie nicht, es würde mir zur lieben Gewohnheit werden, Sie des Nachts zu stören«, sagte er ihm zur Begrüßung. »Es brennt aber plötzlich so lichterloh, daß ich Sie einschalten muß.«
»Wenn Sie in Ihrer Sache weiterkommen, dürfen Sie mich die ganze Nacht über in Anspruch nehmen«, erwiderte der Polizeihauptmann zuvorkommend.
»Sehr liebenswürdig«, entgegnete Cooper und blickte zu dem Taxi hinüber, in dem Su-su Platz genommen hatte. »Ich rufe Sie aus einer Telefonzelle an, um Sie zu bitten, sich sofort mit der Außenstelle von M.I.5 in Singapore ins Benehmen zu setzen und dafür zu sorgen, daß die Telefonverbindung zu Mister Sorokin noch heute nacht blockiert wird. Ich muß eine Garantie dafür haben, daß zwischen ihm und seinem hiesigen Kompagnon kein Gespräch mehr geführt werden kann!«
»Das wird eine harte Nuß für mich werden!«
»Für mich ist sie härter«, erklärte Gordon Cooper unbekümmert.
»Ich habe noch allerhand zu erledigen und muß morgen früh nach Kuala Lumpur fliegen, um Mister Sorokin auseinanderzunehmen. Das kann mir aber nur gelingen, wenn die Telefonverbindung zu ihm unterbrochen ist. Am einfachsten wird es sein, wenn unser V-Mann in Kuala Lumpur die zum Haus von Sorokin führende Leitung durchzwickt. Ich habe zufällig gesehen, daß dort noch kein Erdkabel verlegt ist.«
»Wenn wir es mit einer Freiluftleitung zu tun haben, ist die Geschichte überhaupt kein Problem«, rief der Polizeihauptmann erfreut. »Sonst noch Wünsche?«
»Im Augenblick nicht. Es könnte aber sein, daß ich Sie morgen von Malaya aus
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