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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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auf mich zukommt: Massage, Gymnastik und dergleichen. Im Moment ging es mir nur darum, Sie über meine Rückkehr zu informieren.«
    Cooper rieb sich die Hände, als Sorokin den Hörer zurücklegte. »Jetzt würde ich gerne Lo Sungs Gesicht sehen. Bestimmt wird er außer sich darüber sein, daß Sie Ihre Rückkehr nicht angekündigt haben. Bin gespannt, was er Su-su sagen wird, die ich übrigens auch noch anrufen möchte. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich heute abend mit ihr treffe?«
    Ivo Sorokin lachte. »Hervorragend, wie Sie das Thema von Lo Sung auf Miß Su-su übergeleitet haben. Brausen Sie also getrost von dannen.«
    »Herzlichen Dank!« erwiderte Cooper, der bald darauf mit dem Inder Rajan in Richtung Victoria davonfuhr.
     
     
    Su-su glaubte auf einer Wolke zu schweben, als sich die von ihr gemietete Barkasse dem Blake Pier näherte, wo sie Gordon Cooper wie einen jungen Gott stehen sah, der vom Olymp herab nach seiner Göttin Umschau hält. »Gordon!« stammelte sie und warf ihr Köpfchen in den Nacken, als er seine Arme wie ein Gewand um sie legte.
    »Su-su!« erwiderte er verliebt und schaute ihr in die Augen. »Ich möchte dich küssen und kann es nicht, weil deine Augen mich nicht loslassen.«
    »Dann werde ich sie schließen«, entgegnete sie mit vibrierender Stimme.
    »Noch nicht«, bat er inständig. »Du weißt ja gar nicht, was ich alles sehe. Es ist, als fände eine Explosion in dir statt. Ich fühle deinen Körper…«
    Sie schloß hastig die Lider. »Küß mich!«
    Das Wiedersehen und die herausfordernde Süße der Begegnung ließ beide ihre Umgebung vergessen. Die Welt existierte nur noch für sie allein.
    Später erst, als sie im Wagen saßen und in Richtung Repulse Bay davonfuhren, fanden sie in die Gegenwart zurück.
    »Du hast mir schrecklich gefehlt!« flüsterte Su-su bewegt. »Und das, obwohl Ling mich mit seinen treuen und dankbaren Augen die ganzen Abende über tröstete!«
    Gordon Cooper faßte sich an die Stirn. »An den Hund habe ich überhaupt nicht mehr gedacht. Was ist mit ihm? Wo steckt er?«
    »Er hat sich prächtig erholt und ist das zufriedenste Tier, das es gibt«, antwortete Su-su begeistert. »Ich kann ihn unbesorgt zu Hause lassen. Wenn er mich am Abend jedoch sieht, ist es aus. Dann gebärdet er sich wie verrückt, bis ihm einfällt, daß es höchste Zeit ist, nach draußen zu rennen. Nun, du wirst ihn ja erleben.«
    Su-su hatte nicht übertrieben. Kaum hatte sie die Wohnungstür geöffnet, da sprang der Hund wie besessen an ihr hoch. Als er aber Cooper gewahrte, da war er nicht mehr zu halten. Er jaulte und winselte, bis er auf den Arm gehoben wurde, machte dann jedoch vor lauter Aufregung das, was ihn sonst veranlaßte, schnellstens das Freie aufzusuchen. Der Schaden war aber gering, da Cooper mit der Piloten eigenen Geschwindigkeit reagierte und Ling wie ein Baby von sich hielt, was Su-su in ein schallendes Gelächter ausbrechen ließ.
    »Geh mit ihm etwas spazieren«, bat sie ihn. »Ich ziehe mich inzwischen um.«
    Der Hund schien Su-su zu verstehen, denn er machte sich plötzlich frei und rannte in mächtigen Sätzen die Treppe hinunter.
    Gordon Cooper lief lachend hinter ihm her, und es machte ihm in der Folge Spaß, zu sehen, mit welch schuldbewußtem Ausdruck Ling immer wieder zu ihm hochblickte.
    Als er später in Su-sus hübsch eingerichtetes Apartment zurückkehrte, legte sie ihre Hände um seinen Hals und fragte ihn verliebt: »Wäre es nicht netter, wenn wir hier blieben? Eine kalte Platte könnte ich im Nu herbeizaubern.«
    Er zog sie an sich. »Dann werde ich doch nicht so dumm sein, dich in ein Lokal zu entführen.«
    Es wurde ein Abend, an dem der Pulsschlag der Liebe Zärtlichkeiten ungeahnten Ausmaßes weckte, und mit Schaudern dachten beide daran, daß hinter dem Traumbild, das sie umfangen hielt, jene gnadenlose, barbarische Trennung stand, welche körperliche Erschöpfung zur geistigen Verwundung machen kann.
    »Würdest du mich heiraten, wenn ich Europäerin wäre?« fragte Su-su, als eine tiefe Niedergeschlagenheit in ihr aufstieg.
    »Da gibt es für mich keinen Unterschied«, antwortete Cooper ausweichend. Er konnte und wollte ihr nicht sagen, daß es das Ende seiner Karriere wäre, wenn er eine Chinesin heiraten würde. Unwillkürlich fragte er sich, ob er nicht einen anderen Beruf ergreifen sollte. Er konnte auf Su-su nicht verzichten und spürte zu seiner eigenen Verwunderung das Gespenst der Eifersucht in sich aufsteigen.

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