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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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Swee Long abfällig. »Wir möchten lediglich abschätzen können, welchen Wert Ihre derzeitige Arbeit repräsentiert.«
    »Okay« erwiderte Lee Akira, der sich auf die von ihm übernommene Rolle mit Hilfe einer wissenschaftlichen Zeitschrift im Rahmen des Möglichen vorbereitet hatte. »Holen Sie Ihren Bekannten. Ich mache aber darauf aufmerksam, daß ich mich nur ganz allgemein ausdrücken und keinerlei Geheimnisse preisgebe werde.«
    Lim Swee Long ging in den Nebenraum des Restaurants und kehrte mit einem intelligent aussehenden Chinesen zurück, dem Lee Akira nach erfolgter Vorstellung und dem Austausch der üblichen Höflichkeitsphrasen in knapper Form über angeblich von ihm durchgeführte Untersuchungen der Geschwindigkeit sehr schneller chemischer Umwandlungen berichtete, die, wie er abschließend erklärte, von ihm und einigen seiner Mitarbeiter vor kurzem meßbar gemacht worden seien.
    »Können Sie andeuten, auf welchem Wege Sie Ihr Ziel erreicht haben?« fragte ihn der chinesische Wissenschaftler.
    Lee Akira zögerte. »Wenn ich eine chemische Umwandlung einmal mit einer sich drehenden Trommel vergleichen darf, in der viele Kugeln umhergeschleudert werden, so steht am Ende der Umwandlung ein chemisches Gleichgewicht, das dem Stillstand der Trommel entspricht, in dem sich keine Kugel mehr bewegt. Dieses Gleichgewicht haben wir mit Hilfe starker elektrischer Entladungen, über die ich mich hier nicht näher auslassen kann, blitzschnell in einer bestimmten Richtung gestört.«
    Die Augen des Chemikers glänzten. »Ich verstehe. Ein genialer Gedanke. Da der Anfangszeitpunkt des Experimentes festliegt…«
    »Genau!« unterbrach ihn Lee Akira. »Unsere Arbeit wird in der Kunststoffindustrie für die Vereinigung von Riesenmolekülen von eminenter Bedeutung sein.«
    Der Wissenschaftler reichte ihm die Hand. »Ich kann Ihnen nur gratulieren.«
    Nachdem der Chemiker gegangen war, erklärte Lim Swee Long ohne Umschweife, für eine Kopie der aus Osaka zu holenden Unterlagen zwanzigtausend US-Dollar in bar zahlen zu wollen.
    Lee Akira lehnte entrüstet ab. »Ich habe keine Veranlassung, Ihnen meine Arbeit so billig zu verkaufen. Dreißigtausend Dollar sind das mindeste, was ich verlange.«
    Die Augen des Chinesen wurden zu dünnen Schlitzen. »Okay!« preßte er mühsam heraus. Es war das erste Mal, daß er einer Äußerung kein ›Hah‹ voranstellte.
    »Und wie verständigen wir uns in Zukunft?« erkundigte sich Lee Akira.
    Lim Swee Long zögerte einen Moment, bevor er antwortete: »Hah, grundsätzlich ist folgendes zu sagen. Bei Anfragen und Informationen dürfen Sie niemals Ihr eigenes, sondern nur das Schreibpapier und den Briefumschlag eines Hotels benutzen, und zwar des Hotels einer Stadt, in die wir unser Antwortschreiben hauptpostlagernd unter einer von Fall zu Fall willkürlich von Ihnen zu wählenden Chiffre schicken sollen. Die Chiffre geben Sie jeweils oben auf der Rückseite Ihres Schreibens mit farbloser Tinte an, mit der Sie ebenfalls auf der Rückseite all das notieren, was Sie uns mitteilen wollen. Die Vorderseite versehen Sie stets mit einem sichtbar geschriebenen Text, der irgend etwas mit Waffen zu tun haben muß. Zum Beispiel: Über eine neuartige Bombe las ich heute in der ›New York Times‹ nachstehenden Artikel, der Sie interessieren wird. Oder: In der Auslage der Waffenhandlung Maxwell & Nottingham sah ich heute…«
    »Sehr geschickt!« erklärte Lee Akira, dem es plötzlich schwerfiel, zu verbergen, was in ihm vor sich ging. Er wußte, welche Anschrift ihm nun genannt werden würde, und die auf ihn zukommende Gewißheit, seine Aufgabe durch glückliche Umstände in unvorstellbar kurzer Zeit gelöst zu haben, ließ ihn nervös werden.
    »Zu adressieren sind die stets mit der Hand zu beschriftenden Briefumschläge an die ›British Chinese Ex- and Import Company‹ Hongkong, Postbox 335«, fuhr Lim Swee Long geschäftig fort und fügte in einer jähen Anwandlung beruhigend hinzu: »Sie brauchen nicht zu befürchten, daß bei dieser Firma ein mit einem Hotelaufdruck versehenes und nicht mit der Schreibmaschine beschriftetes Kuvert in falsche Hände gerät. Dafür stehe ich ein.«
    Bis ich die Schlinge zuziehe, in die du deinen Kopf gerade gesteckt hast, dachte Lee Akira voller Genugtuung. Er konnte es kaum mehr erwarten, Macao zu verlassen, mußte sich jedoch noch drei Tage gedulden, bis ihm Lim Swee Long, mit dem er im weiteren Verlauf des Abends noch viele Details besprach, einen

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