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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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erstklassigen japanischen Paß überreichte und dafür die ihm zugesicherten restlichen vierhundert Dollar kassierte.
    »Zufrieden?« fragte ihn dabei der zierliche Chinese.
    »Sehr!« antwortete Lee Akira, der bestimmt anders reagiert haben würde, wenn er gewußt hätte, was in den beiden vergangenen Tagen, in denen er Lim Swee Long nicht getroffen hatte, in Hongkong geschehen war.
     
     
    Nachdem Gordon Cooper die Triebwerke des Jet Commanders abgestellt hatte, schaute er mit zwiespältigen Empfindungen hinter Lee Akira her, der mit schnellen Schritten auf das Flughafengebäude zuging. Er beneidete den Japaner um die Aufgabe, die dieser übernommen hatte, und dennoch war er froh, nicht selber nach Macao fahren zu müssen. Die Vorstellung, nur eine Fahrstunde von Su-su entfernt zu sein und sie nicht aufsuchen zu dürfen, erweckte ein solches Unbehagen in ihm, daß er glücklich darüber war, in Hongkong bleiben zu können.
    Sosehr Cooper jedoch an Su-su dachte, er unternahm nichts, um sie zu sehen. Nicht einmal den Jet Commander verließ er, in dessen Cockpit er sitzen blieb, bis ein von Polizeihauptmann Collins beorderter Krankenwagen erschien, der Ivo Sorokin im Rollstuhl sitzend aufnehmen konnte. So unauffällig wie möglich sollte der Flugplatz verlassen werden, und aus diesem Grunde übergab Cooper auch einem mit dem Sanitätswagen erschienenen britischen Zivilbeamten die Flugzeugpapiere und erklärte ihm, wohin er mit ihnen gehen müsse und was bei den einzelnen Dienststellen zu erledigen sei. An alles war gedacht worden, und wenn Captain Collins einige der festgelegten Punkte auch für übertrieben gehalten hatte, so ließ sich Gordon Cooper doch nicht beirren. Er wollte lieber zuviel als zuwenig tun, und es konnte kein Fehler sein, völlig unbemerkt nach Stanley zu gelangen, wo niemand ahnte, daß Sorokin zurückkehren würde. Cooper ging es darum, Ah Boon und Lo Sung erst am Spätnachmittag von Sorokins Rückkehr in Kenntnis zu setzen, um eine klare Differenz zu der Ankunftszeit zu schaffen, die Lee Akira aller Voraussicht nach Lim Swee Long nennen mußte.
    Die Fahrt nach Stanley verlief reibungslos, und das Glück des Hauspersonals kannte keine Grenzen, als es seinen ›Tai Pan‹ wiedersah. Das Heulen und Schluchzen nahm kein Ende, und es wurde herzzerreißend, als Sorokin in etwas feierlicher Form erklärte, der Boy Tim sei in Kuala Lumpur geblieben, um dort eine junge Frau zu betreuen. Das deutete auf eine schon nicht mehr für möglich gehaltene, aber sehnlichst herbeigewünschte Veränderung hin.
    Ivo Sorokin tat es gut, das ihm treu ergebene Personal wieder um sich zu haben, und es verdroß ihn nicht im mindesten, als Gordon Cooper ihm bedeutete, daß er die Zeit, die bis zur Benachrichtigung Ah Boons noch verstreichen müsse, zur Durchsuchung des Safes sowie einiger Schränke und Schubladen benutzen wolle.
    »Mir wäre es sehr lieb, wenn Sie dabeisein würden«, fügte Cooper in dem Bestreben hinzu, der erforderlichen Aktion einen verbindlichen Charakter zu geben.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, erwiderte Ivo Sorokin distanziert. »Ich möchte aber, daß Sie Ihres Amtes so walten, als befänden Sie sich in der Wohnung meines Kompagnons.« Damit griff er in die Speichen seines Rollstuhls und dirigierte ihn in den Garten hinaus.
    Gordon Cooper unterzog sich der unangenehmen Pflicht, in fremden Papieren und Dokumenten herumwühlen zu müssen, und er war froh, als er seine Tätigkeit beendet hatte und Sorokin die Schlüssel zurückgeben konnte. »Zwei habe ich behalten«, sagte er dabei. »Die Schlüssel zu Ihrem Büroschreibtisch.«
    Ivo Sorokin nickte und wies auf seine Armbanduhr, um von dem leidigen Thema fortzukommen. »Ich glaube, jetzt könnten wir meinen Kompagnon anrufen.«
    Da Cooper sah, daß es kurz vor Büroschluß war, wählte er sogleich die Nummer der ›British Chinese Ex- and Import Company‹. Wie vorauszusehen war, glaubte Ah Boon, Gordon Cooper erlaube sich einen Scherz, als er sich von Kuala Lumpur zurückmeldete und lakonisch hinzufügte: »Ich übergebe an Mister Sorokin.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der Chinese begriff, daß er nicht genarrt wurde. Dann aber erklärte er freudig erregt: »Ich komme sofort. In spätestens einer Stunde bin ich bei Ihnen.«
    »Bitte, tun Sie das nicht«, ersuchte ihn Sorokin. »Der Flug hat mich so angestrengt, daß ich mich hinlegen muß. Besuchen Sie mich morgen um zehn Uhr. Bis dahin habe ich durchgestanden, was in der Frühe

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