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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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Eifersüchtig war er mit einem Male sogar auf den Freund, den Su-su vor ihm gehabt hatte. Bewirkte das seine Liebe zu ihr oder meldete sich seine Eitelkeit? Er hatte noch keine Frau wie Su-su geliebt, fragte sich aber ausgerechnet in dieser Stunde: Was ist eigentlich Liebe, die uns so sehr bewegt, in der Gewohnheit und Alltäglichkeit aber in eine beklemmende und stumpf machende Einsamkeit treibt?
    Su-su schmiegte sich an ihn. »Bleibe heute nacht bei mir«, bat sie ihn und nahm sein Ohrläppchen zwischen die Lippen.
    Gordon Cooper fühlte ihre Wärme, sah ihr puppenhaftes Gesicht und atmete den Duft ihrer Haut. »Mach es mir nicht so schwer. Du weißt, wie scheußlich es auch für mich ist, dich jetzt verlassen zu müssen, aber es geht nicht anders. Ich verspreche dir jedoch, einen Monat lang mit dir zu verreisen, sobald ich meine Aufgabe hier erfüllt habe.«
    Sie richtete sich jäh empor. »Großes Ehrenwort?«
    Er deutete auf ihren nackten Oberkörper. »Deine Schönheit ist Garant genug.«

20
     
     
     
    Das vom Wasser reflektierte und nur während des Monsunregens nicht gleißende Hongkonger Tageslicht stach Gordon Cooper in die Augen, als er am nächsten Morgen zur Repulse Bay fuhr, um Su-su abzuholen. Ausschließlich ihretwegen war er zu früher Stunde aufgebrochen, denn im Gegensatz zu einst drängte es ihn nicht mehr, die Büroräume der ›British Chinese Ex- and Import Company‹ aufzusuchen. Den Schein aber mußte er wahren, und es interessierte ihn auch, zu erfahren, wie Lo Sung die unerwartete Rückkehr Ivo Sorokins aufgenommen hatte. Er stellte sich eben vor, welches Gesicht der schwammige Chinese bei Erhalt der überraschenden Nachricht gemacht haben mochte, als der Inder Rajan das Fahrtempo verringerte und sich nach ihm umwandte. »Verzeihen Sie, Sir, wenn ich Sie störe«, sagte er wie jemand, der innerlich einen langen Anlauf nehmen mußte, bevor er sich dazu aufrafft, das Wort zu ergreifen. »Ich halte mich aber für verpflichtet, Ihnen etwas mitzuteilen.«
    »Dann heraus mit der Sprache«, ermunterte ihn Cooper. »Versäumte Pflichten liegen schwer im Magen.«
    Der Chauffeur bog seinen Kopf halb zurück. »Mister Lo Sung erschien gestern abend im Personaltrakt und wollte wissen, wie es Mister Sorokin ergehe, den er, wie er sagte, in der vorgeschrittenen Stunde nicht mehr stören mochte. Aber das war nicht der Grund seines Kommens. Ihm ging es darum, zu erfahren, ob wir über Mister Sorokins Rückkehr informiert gewesen waren.«
    »Und was haben Sie ihm gesagt?«
    »Die Wahrheit! Daß wir nichts gewußt haben! Und dann passierte etwas sehr Merkwürdiges. Mister Lo Sung wurde leichenblaß, als er erfuhr, daß Tim in Kuala Lumpur geblieben ist, um dort eine junge Frau zu betreuen. ›Blödsinn!‹ hat er im ersten Moment geschrien, doch dann hat er mit einem Male gelacht und gesagt: ›Es wäre natürlich wunderbar, wenn Mister Sorokin heiraten würde. Ich glaube jedoch noch nicht daran!‹ Anschließend verteilte er Kekse und forderte uns auf, den Himmel durch Abbrennen von Räucherstäbchen um Glück und Gesundung für Mister Sorokin anzuflehen.«
    Cooper dachte sich seinen Teil und erwiderte: »Es ist gut, daß Sie mich informiert haben. Mister Lo Sung ist manchmal wirklich sehr komisch.«
    Dem Inder Rajan schien diese Beurteilung nicht zu gefallen, Gordon Cooper aber war nicht gewillt, sich aus seiner Reserve herauslocken zu lassen.
    Nur nichts gefährden, sagte er sich und dachte an Lee Akira, der sich in Macao gewissermaßen in der Frontlinie befand. Ob er Lim Swee Long schon ausfindig gemacht hatte?
    Cooper würde seine Freude gehabt haben, wenn er Lee Akira hätten sehen können, der vor lauter Glück über den unverhofft errungenen Erfolg nicht hatte schlafen können und so frühzeitig aufgestanden war, daß er die neun Quadratkilometer große portugiesische ›überseeische Provinz‹ an diesem Morgen bereits zweimal durchwandert hatte. Dabei fragte er sich immer wieder, ob Cooper sich nicht täusche, wenn er Lo Sung als das Haupt der Agentenorganisation betrachtete, die sich allem Anschein nach speziell mit Werkspionage befaßte und nicht kommerziellen, sondern nationalen Zielen diente. Gewiß, er kannte Lo Sung nur vom Hörensagen, doch alles, was Cooper über ihn erzählt hatte, deutete auf Hinterhältigkeit und Skrupellosigkeit hin, wohingegen Lim Swee Long einen intelligenten Eindruck machte.
    Indessen fuhr Gordon Cooper mit Su-su nach Victoria, wo er den Inder Rajan anwies, nicht

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