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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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keinesfalls in falsche Hände geraten durfte. Er unterließ es deshalb, seine Dienststelle zu informieren und nahm sich vor, von Penang aus die Außenstelle des Secret Service in Singapore anzurufen. Wenn der dortige Leiter nicht allzu bürokratisch vorging, konnte der Chinese Lim beim Verlassen des Schiffes eine böse Überraschung erleben.
    Sosehr diese Vorstellung Cooper befriedigte, so traurig stimmte ihn der Gedanke an Penang, wo Margit Holstein von Bord gehen mußte. Er hatte sich in sie verliebt und fragte sich immer häufiger, ob sie nicht die richtige Frau für ihn sei. Ihr Charme, ihr gutes Aussehen und ihre hübsche Figur bezauberten ihn; Angst aber flößte ihm ihre Intelligenz ein. Er wurde das Gefühl nicht los, ihr Intellekt könne sich jeden Augenblick in eine kleine Bestie verwandeln.
    Margit Holstein kannte Coopers Abneigung, mit ihr über Probleme zu diskutieren, und sie bedauerte dies um so mehr, als er dem Traumbild ihrer Jugend sehr nahe kam. Seine unkonventionelle und manchmal geradezu jungenhafte Art gefiel ihr und sprach ihren mütterlichen Instinkt an.
    Völlig anders waren ihre Empfindungen Ivo Sorokin gegenüber. Seine Zurückhaltung erschien ihr männlich, und sie konnte sich wesentlich besser mit ihm als mit Gordon Cooper unterhalten. Es war jedoch etwas da, womit sie nicht fertig wurde. Manchmal glaubte sie, sein Herz sei vom Verstand dirigiert und registriere Empfindungen gleichsam nur theoretisch. Dieses Gefühl stand wie eine gläserne Wand vor ihr, bis der nächtliche Mordanschlag einen jähen Wandel herbeiführte. Sie wünschte sich plötzlich nichts sehnlicher, als dem Menschen beizustehen, dessen Verhältnis zu sich selbst, wie ihr schien, nicht in Ordnung war.
    Ivo Sorokin aber hielt sich mehr denn je zurück. Nicht zuletzt, weil ihm Margit Holsteins Zuneigung, die er nun deutlich spürte, mitleidiger Natur zu sein schien. Das jedoch war das letzte, was er sich wünschte.
    Cooper entging Margit Holsteins Veränderung nicht, und er verdoppelte seine Bemühungen, ihr zu gefallen. Sie fühlte sich hin und her gerissen, aber unter der leichten Art, mit der er sich über alles hinwegsetzte, schmolz sie schließlich wie Butter in der Sonne dahin. Zumal sie ein Erlebnis hatten, das einen starken Eindruck in ihr hinterließ.
    Gemeinsam mit Ivo Sorokin und Gordon Cooper hatte sie in Dschibuti, dem Hafen Französisch-Somalilands, eine Rundfahrt durch die Stadt und deren nähere Umgebung unternommen, auf der sie an einem Lagerplatz vorbeikamen, der ihre Aufmerksamkeit erregte. Verwegen aussehende Kameltreiber suchten sich dort von ihren Strapazen zu erholen. Ihre Lasttiere lagen mit zusammengebundenen Beinen hilflos am Boden und glotzten glasig vor sich hin.
    »Darf man sich den Platz näher ansehen?« erkundigte sie sich, als der Fahrer anhielt.
    Da niemand einen Fotoapparat mitgenommen hatte, um die strenggläubige mohammedanische Bevölkerung, die in der Schaffung eines Ebenbildes ein schweres Vergehen erblickt, nicht unnötig zu reizen, hatte der Taxifahrer keine Bedenken. Er erklärte allerdings: »Aber vorsichtig sein! Beduinensöhne sein stolz!«
    Als Margit Holstein zwischen Sorokin und Cooper über den Platz ging, auf dem die meisten Männer im Windschatten einiger Ziegelsteine auf dem nackten Boden schliefen, sagte sie mit einem Male bedrückt: »Wir hätten diesen Platz nicht betreten sollen. Unsere Neugier ist geschmacklos.«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung«, pflichtete ihr Sorokin bei. »Machen wir kehrt!«
    Cooper nickte zustimmend und zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche, um sie unter einige Jungen zu verteilen, die ihnen gefolgt waren. Er hatte zunächst jedoch kein Glück. Niemand wollte eine Zigarette annehmen. Plötzlich aber lachten die Jungen und entsprachen Coopers Wunsch, woraufhin er ein Streichholz anzündete, um ihnen auch Feuer zu reichen. Im selben Augenblick trat jedoch ein alter Karawanenführer an ihn heran und schlug ihm das Streichholz aus der Hand. Dann schrie er die Jungen an, die erschrocken zusammenfuhren und schleunigst versuchten, ihre Zigaretten zurückzugeben.
    Margit Holstein bemerkte mit Entsetzen, daß von allen Seiten unheimlich aussehende Gestalten herbeiliefen.
    Cooper blickte verwundert von einem zum anderen, aber noch bevor er etwas sagen konnte, wies der Alte schimpfend auf die Zigaretten und deutete mit unmißverständlicher Geste an, sie zurückzunehmen und zu verschwinden.
    »Nicht so hitzig«, entgegnete Cooper in aller Ruhe. »Ich

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