Roter Lampion
erwiderte Cooper und schilderte, wie er seine Landsmännin auf dem Schiff kennengelernt und sich durch Margit Holstein mit ihr angefreundet hatte. »Es gab allerdings ein Gerücht an Bord, das uns vor ihr warnte«, flunkerte er hinzu, um zur Sprache bringen zu können, was er vom Secret Service erfahren hatte. »Aber wir glaubten dem Gerede nicht, weil es zu dumm war. Es hieß, Mistreß MacDonald hätte vor Jahren einen malaiischen Rebellen und Partisanen für ein schmutziges Kopfgeld verraten.«
Der Barkeeper brachte den Whisky.
David Hamilton ergriff sein Glas. »Auf meinen Freund Lee Konkim, der mir einmal sagte: Wen der Herrgott strafen will, dem schickt er eine schöne Frau über den Weg.« Damit leerte er sein Glas in einem Zuge und stellte es knallend auf den Tisch zurück. »Noch zwei doppelte!«
Was mag in ihm vor sich gehen, fragte sich Cooper, da er deutlich spürte, daß sein Gegenüber mit sich zu kämpfen hatte. »Miß Holstein studiert an der hiesigen Hochschule«, nahm er das Gespräch wieder auf. »Sie erhielt ein Stipendium der Universität Kuala Lumpur, und Mistreß MacDonald war so freundlich, sie als ihren Gast ins ›Federal‹ einzuladen. Sie kümmert sich auch sehr um einen Hongkonger Großkaufmann, der auf dem Schiff verunglückte und hier operiert wurde.«
»Von Professor Crabb?« fragte David Hamilton aufhorchend.
»Richtig! Sie kennen ihn?«
»Ja, er ist ein Klubkamerad und erzählte mir von dem Fall. Wie heißt der Verunglückte noch?«
»Sorokin.«
»Richtig!«
»Ich bin sein Privatsekretär.«
»Interessant. Und was hat Mistreß MacDonald mit ihm zu tun?«
»Direkt nichts. Sie lernte ihn auf dem Schiff kennen und baut nun ein Meer von Blumen um ihn auf.«
»Dann sagen Sie Ihrem Mister Sorokin, er soll sich vor Mistreß MacDonald in acht nehmen«, fauchte der Amerikaner erbost. »Dieses Scheusal hat meinen Freund erledigt, und nun hat sie, wie ich jetzt weiß, auch mich aufs Kreuz gelegt! Ebenfalls Lee Akira! Ich sage Ihnen, der Junge wird sie umbringen, wenn er das erfährt!« In seiner Erregung schlug David Hamilton krachend auf den Tisch und rief: »He, Dick, wo bleibt der Whisky?«
»Kommt schon, Sir«, antwortete der malaiische Keeper und brachte zwei neue Gläser.
David Hamilton stieß mit Gordon Cooper an. »Cheerio! Auf meinen Freund Kon-kim!« Damit kippte er den Alkohol wie Wasser hinunter, schloß die Augen und lehnte sich zurück, als müsse er Kraft sammeln.
Cooper spürte, daß sein Gegenüber nahe daran war, sich Luft zu verschaffen. Und er täuschte sich nicht, denn David Hamilton gab sich plötzlich einen Ruck und stand auf.
»Kommen Sie«, sagte er und fuhr sich über die Augen. »Machen wir einen Spaziergang. Ich werde Ihnen erzählen, wer Patrice MacDonald, alias Lawrence, ist und was sie angestellt hat.« Mit wütender Gebärde stülpte er sich seinen Golfhut auf den Kopf und gab dem Keeper zu verstehen, die Getränke auf sein Konto zu setzen. Dann verließ er das Klubhaus mit weitausholenden Schritten, die seiner Erregung entsprechen mochten, und steuerte auf den Rand eines Waldes zu, der das Spielfeld begrenzte. Seine Hände hielt er dabei zu Fäusten geballt in den Taschen seines Sportjacketts. »Haben Sie schon etwas von Lee Kon-kim gehört?« fragte er, als sie den Waldrand erreicht hatten.
»Sie erwähnten seinen Namen bereits zweimal«, antwortete Gordon Cooper ausweichend.
»Kon-kim entstammte einer enorm reichen chinesischen Familie«, fuhr der Amerikaner beinahe pathetisch fort. »Für mich ist er der Kennedy Südostasiens.«
»Wie bitte?«
»Sie haben richtig gehört, und ich will Ihnen auch sagen, warum er das für mich ist. Weil er sich aufgrund seines Vermögens verpflichtet fühlte, etwas für sein Land zu tun. Wie John F. Kennedy, so verzichtete auch er darauf, den vermögenden Nichtstuer und Playboy zu spielen, und beide wurden deshalb erschossen. Einem Rubirosa kann so etwas nicht passieren!«
»Auf dem Schiff wurde aber erzählt, Patrice MacDonald habe einen Partisanen ans Messer geliefert«, warf Gordon Cooper in dem Bestreben ein, seinen Begleiter in die Wirklichkeit zurückzuführen.
»Von mir aus können andere ihn nennen wie sie wollen«, entgegnete David Hamilton ruppig und riß sich die Krawatte vom Hals. »Lee Kon-kim war kein Partisan, sondern ein Mann, der die Freiheit liebte und das Land verteidigte, in dem er lebte. Wir waren Studienkameraden. Nach den Unruhen der dreißiger Jahre wanderte er von China nach Malaya
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