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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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schön gemütlich und können alles sprechen.«
    Und abhören, dachte Cooper bissig. Bestimmt kam Bill wegen der Geheimanlage. Das aber bedeutete, daß Harrison einen Weg zur unauffälligen Aufklärung der mit der Abhöranlage verbundenen wichtigsten Frage, nämlich, wer das Gerät bediente, gefunden haben mußte.
    »Ich glaube auch, daß Mister Sorokin nichts dagegen hat, wenn ich meinen Verwandten in Stanley einquartiere«, erwiderte Cooper nach kurzer Überlegung. »Dennoch werde ich ihn heute abend anrufen und um Erlaubnis bitten.«
    Lo Sung lächelte. »Wenn es Sie beruhigt… Notwendig wäre es nicht.«
    »Ich muß mich ohnehin einmal bei ihm melden, und ich möchte auch wissen, wie es ihm geht.«
    »Unverändert«, entgegnete Lo Sung in einem Tonfall, als sei von einem wildfremden Menschen die Rede.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Mein Onkel telefonierte gestern mit ihm.«
    Was die beiden nur dauernd miteinander zu reden haben, dachte Cooper und spürte neben seinem natürlichen Interesse an dieser Frage eine höchst unnatürliche Eifersucht in sich aufsteigen, die ihn in den folgenden Stunden ebenso beschäftigte wie das Verlangen, herauszufinden, ob zwischen Hongkong und Kuala Lumpur Dinge besprochen wurden, die man ihm verschwieg.
    Für Gordon Cooper war es nicht leicht gewesen, Lo Sung gegenüber die Erregung zu verbergen, in die ihn Bill Hawkers Brief versetzt hatte. Harrison mußte den Fall Sorokin für sehr wichtig halten, wenn er eigens einen Mitarbeiter nach Hongkong schickte. Daß der junge und immer lustige Bill Hawker den Brief an die Geschäftsadresse schickte, gab Cooper zu verstehen, daß er seinen Inhalt publik machen sollte. Doch das hatte der Zufall ja bereits großartig besorgt. Cooper brauchte nur noch Su-su anzurufen und ihr zu sagen, daß er sie an diesem und voraussichtlich auch an den nächsten Abenden nicht treffen könne, weil er Verwandtenbesuch erwarte, um den er sich kümmern müsse.
    »Und warum haben Sie heute keine Zeit?« fragte sie ihn mit trauriger Stimme, als er sie am Spätnachmittag anrief.
    »Weil ich schon jetzt nach Hause fahren muß, um ein Telefongespräch mit Kuala Lumpur zu führen. Bis eine solche Verbindung hergestellt ist, vergehen oft Stunden.«
    »Schade«, erwiderte sie tonlos. »Und ich hatte mich gestern dazu durchgerungen, Ihnen Antwort auf Ihre Frage bezüglich meines Freundes zu geben.«
    Sein Herz klopfte unwillkürlich schneller. Wollte sie ihm reinen Wein einschenken? Sich nur keinen Illusionen hingeben, sagte er sich. Außerdem interessierten ihn im Augenblick ganz andere Dinge. »Darüber können wir morgen sprechen«, entgegnete er zerfahren.
    »Morgen?« fragte Su-su hoffnungsvoll. »Eben sagten Sie doch, daß Sie in den nächsten Tagen keine Zeit haben.«
    »Ja, natürlich!« antwortete Cooper schnell. »Ich bitte um Entschuldigung, aber ich scheine etwas durcheinander zu sein. Kein Wunder nach der furchtbaren Nacht. Das Personal war so liebenswürdig, sich in meinen Räumen zu versammeln und bis zum Morgen Mord und Zeter zu schreien.«
    »Aiii-ya!« rief Su-su mit hoher Stimme, um gleich darauf herzhaft zu lachen. »Jetzt wird mir manches klar, und ich habe volles Verständnis für Ihre geistige Indisposition. Ich hoffe nur, daß Sie mich in den nächsten Tagen nicht vergessen.«
    »Ganz bestimmt nicht«, entgegnete Cooper und sah im Geiste das von einem blauschwarzen Pagenkopf umrahmte Gesicht Su-sus vor sich, dessen durchsichtig erscheinende Haut glatt wie Elfenbein war. »Sie können sich sogar darauf verlassen, daß ich Sie täglich anrufen werde. Und wenn ich wieder allein bin, feiern wir unser Wiedersehen mit einem kantonesischen Festessen im ›Tai Tung‹, ›Kwong Chau‹ oder wo immer Sie wollen.«
    »Danke«, flüsterte sie erstickt. »Danke, Gordon. Ich bin jetzt sehr froh und warte geduldig, bis Sie kommen. Sie wissen ja: Für eine Frau ist der Mann der Spiegel, in dem sie sich sieht.«
     
     
    Gordon Cooper atmete erleichtert auf, als die Sonne sich dem Horizont näherte und die kurze Dämmerung ankündigte, die den stets erbarmungslos hellen Hongkonger Tag mit einem wohltuenden Akkord beendet. Unter der Markise sitzend blickte er über die Tai Tarn Bay hinweg, und nach mancherlei Überlegungen kam er zu der Auffassung, daß er seit Antritt seiner Reise zwar eine ganze Reihe merkwürdiger Dinge beobachtet und persönlich auch viel erreicht habe, in der Sache selbst aber keinen Schritt weitergekommen sei. Lag es an ihm? Hatte er sich

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