Roter Lampion
daran, seine Position zu starken, sondern wünschte lediglich, die Starrheit des Waffenhändlers zu durchbrechen.
»Es ist vielleicht besser, wenn ich mich für heute verabschiede«, erwiderte Margit Holstein nach kurzem Zögern.
»Das würde ich sehr bedauern«, entgegnete Cooper und warf ihr einen bittenden Blick zu. »Was zwischen Mister Sorokin und mir zu bereinigen ist, nimmt nur wenige Minuten in Anspruch.«
»Gut«, erwiderte sie, trat auf den Balkon hinaus und schloß die Tür hinter sich.
Gordon Cooper wandte sich an den Kranken. »Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Sir.«
Ivo Sorokins Augen brannten. »Beachtlich, wie Sie das Heft hier in die Hand nehmen.«
»Sie haben mich vertraglich verpflichtet, Ihre Interessen wahrzunehmen«, antwortete Cooper schlagfertig.
Ivo Sorokin fixierte ihn wie einen Gegner.
Das vertrauliche Verhältnis zwischen Margit und mir tut ihm weh, dachte Gordon Cooper. Ich muß mit ihr sprechen. Wenn sie sich schon um ihn kümmert, darf sie sich ihm gegenüber nicht mehr förmlich wie am ersten Tage geben.
Sorokin riß ihn aus seinen Gedanken. »Ich habe Sie hierherbestellt, um einen klaren Bericht über das zu erhalten, was in meinem Haus geschehen ist.«
Cooper strich sich über die Nase. »Ich hoffe, es enttäuscht Sie nicht, wenn der Bericht mit wenigen Worten gegeben ist. Der Bruder meines Schwagers, den ich mit Ihrer gütigen Genehmigung in Ihrem Haus wohnen ließ, wurde heute morgen wegen einer in Rotterdam begangenen Unterschlagung verhaftet.«
»Sie wiederholen sich!« unterbrach Ivo Sorokin ihn zynisch. »Das haben Sie mir bereits am Telefon erzählt.«
Da Cooper spürte, daß er beleidigt werden sollte, war er nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. Seinen Auftrag aber durfte er nicht gefährden. »Gut«, erwiderte er gelassen und steckte die Hände in die Hosentaschen, »dann fasse ich mich kürzer. Ich befand mich im Büro, als die Verhaftung vorgenommen wurde. Man rief mich an und erklärte mir, die Wohnung durchsuchen zu müssen, weil anzunehmen sei, daß der Verhaftete Gelder oder Travellerschecks in ihr versteckt habe. Ich verlangte, daß mit der Haussuchung bis zu meinem Eintreffen gewartet werde. Man gab mir diese Zusicherung, und ich fuhr mit Mister Lo Sung, den ich bat, mich zu begleiten, um das Personal zu beruhigen, im Höllentempo nach Stanley. Dennoch waren bei unserer Ankunft die Gesinderäume bereits durchsucht. Erfolglos. Ich versuchte eine Durchsuchung Ihrer Wohnung zu verhindern. Vergeblich. Man hatte sich nach einer gegebenen Anweisung zu richten.«
»Und…?« keuchte Sorokin, als Cooper an dieser Stelle absichtlich eine Pause einlegte.
»Man tat, was man tun mußte, erfüllte den Auftrag allem Anschein nach aber mehr pro forma, denn schon nach wenigen Minuten war die Aktion beendet.«
»Es wurde also nichts gefunden?« fragte Sorokin mit allen Anzeichen nervöser Spannung.
»Natürlich nicht«, antwortete Cooper wie selbstverständlich. »Was hätte man auch finden sollen? Vielleicht eine Kiste oder einen Safe mit dem veruntreuten Geld meines betrügerischen Verwandten?«
Ivo Sorokin sah Gordon Cooper durchdringend an. »Das Wort ›Safe‹ haben Sie nicht zufällig benutzt. Heraus mit der Sprache! Was ist damit los? Hat man meinen Geheimtresor entdeckt?«
»Davon ist mir nichts bekannt«, erwiderte Cooper, und er brauchte sich nicht einmal verwundert zu stellen, weil er es wirklich war. Sorokin hatte die absichtliche Benutzung des Wortes erkannt und damit erneut bewiesen, daß er wie ein Computer zu reagieren verstand. Erstaunlicher aber noch war die Tatsache, daß er das Vorhandensein eines Geheimtresors, dessen Auffindung er offensichtlich befürchtet hatte, selbst erwähnte, und Cooper fragte sich unwillkürlich: Ist das nun ein Trick oder ist ihm die Bemerkung nur herausgeflogen?
»Es ist also nichts gefunden worden«, wiederholte Sorokin erleichtert und schloß für einen Augenblick die Augen. »Dann bin ich beruhigt. Ich verwahre in meinem Haus nämlich Dokumente, die etliche Menschen in eine peinliche Lage bringen würden, wenn sie in falsche Hände fielen«, fügte er erklärend hinzu. »Mit meiner beruflichen Tätigkeit haben sie nichts zu tun. Es sind Unterlagen aus einer Zeit, da ich noch die Schulbank drückte. Ich bin gebürtiger Russe, wie Sie wissen. Meine Mutter heiratete… Ich werde Ihnen das ein anderes Mal erzählen«, unterbrach er sich. »Es ist ganz gut, wenn Sie auch über diese Dinge Bescheid wissen. Aber
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