Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
Vom Netzwerk:
Sekunde war er versucht, die verhaßte Gegnerin in den Graben zu drängen, dann aber siegte die Vernunft in ihm. Zumindest in dieser Hinsicht, denn das Tempo, das er auf der nunmehr freien Strecke anschlug, war halsbrecherisch. Er holte das letzte aus seinem Wagen heraus, um die zwischen sich und Patrice MacDonald liegende Strecke so schnell wie möglich unübersehbar zu machen. Es war, als befürchte er, doch noch etwas Unverantwortliches zu tun.
    Die Fahrt aber hinterließ Spuren in seinem Gesicht, über die er selbst erschrak, als er Kuala Lumpur erreichte und sich zufällig im Rückspiegel seines Wagens gewahrte.
    Allmächtiger, dachte er erschrocken. So kann ich mich den ›Aasgeiern‹ nicht präsentieren.
    Ein Blick auf das Armaturenbrett zeigte ihm, daß er bis zum Beginn der von ihm anberaumten Sitzung noch eine Stunde Zeit hatte. Er fuhr deshalb schnell in das nahe gelegene Hotel Merlin, in dem er ein Apartment unterhielt, nahm ein heißes Bad und zog frische Wäsche an. Dann begab er sich in sein Büro, wo er als erstes seinen Hauptbuchhalter aufsuchte, der ihn strahlend begrüßte.
    »Von mir aus kann es losgehen«, sagte ihm der Malaie. »Das Konto bei der ›The Hongkong & Shanghai Banking‹ ist bis auf dreißigtausend Singapore-Dollar abgehoben.«
    »Und wo ist das Geld untergebracht?«
    Der Hauptbuchhalter wies auf einen in seinem Raum stehenden Tresor.
    »Dann sind wir laut Konto also nicht mehr liquide.«
    Der Malaie nickte. »Bin gespannt, was Bankdirektor Aidah Rahman sagen wird, wenn ihm die Wechsel präsentiert werden.«
    Lee Akira stieß seinen Hauptbuchhalter vor die Brust. »Beschrei es nicht! Noch sind die Papiere nicht an den Mann gebracht.«
    »Die Aasgeier werden ihre Hände schon nach ihnen ausstrecken«, beruhigte ihn der Malaie. »Mich brauchst du nur zu rufen, wenn es soweit ist. Ich habe alles vorbereitet.«
    »Okay!«
    Eine Viertelstunde später empfing Lee Akira sechs Grundstücksbesitzer, denen er bereits manchen Hektar zinnhaltige Erde zu Phantasiepreisen hatte abkaufen müssen. Zwei von ihnen waren Chinesen, die übrigen Malaien. Den jüngeren von ihnen war anzusehen, daß sie ihr Geld für rassige Wagen und attraktive Weiber ausgaben, die älteren hingegen hatten schlaue Augen und machten Gesichter, als müßten sie am Hungertuch nagen.
    Lee Akira begrüßte die Versammelten nicht wie jemand, der etwas erreichen will, sondern wie ein Mann, der sich über ein Zusammentreffen mit alten Freunden freut. Nach Austausch der üblichen Höflichkeitsfloskeln erklärte er jedoch in knappen Sätzen, weshalb er die Herren zu sich gebeten hatte.
    »Wie Sie wissen, schlossen wir vor Jahresfrist einen Vertrag miteinander ab, bei dem Sie mir das Fell über die Ohren zogen«, begann er etwas burschikos. »Doch, doch, Sie haben mir das Fell über die Ohren gezogen!« bekräftigte er seine Behauptung, als Widerspruch laut wurde. »Aber das war Ihr gutes Recht, wie es das meine war, mir als Äquivalent für Ihre Halsabschneiderei ein preislich festgelegtes und auf zwei Jahre limitiertes Vorkaufsrecht für weitere fünfhundert Hektar auszubedingen.«
    »Damit haben Sie uns das Fell über die Ohren gezogen!« krächzte einer der Chinesen. »Die Preise sind in den letzten Wochen so gestiegen, daß wir ruiniert sind, wenn Sie Ihr Verkaufsrecht erst in einem Jahr ausüben.«
    »Das dürfte übertrieben sein«, erwiderte Lee Akira, fügte jedoch sogleich hinzu: »Hinsichtlich der Grundstückspreise haben Sie aber nicht ganz unrecht. Und damit sind wir an dem Punkt angelangt, um dessentwillen ich Sie heute zu mir gebeten habe. Im Interesse einer weiteren guten Zusammenarbeit erkläre ich mich bereit, die fünfhundert Hektar sofort zu übernehmen, obwohl ich das Land noch lange nicht benötige. Mein Angebot muß ich allerdings an die Bedingung knüpfen, daß ich Ihnen diesmal anstelle der üblichen Schecks Drei-Monats-Wechsel überreichen darf. Die Belastung wird sonst zu groß für mich.«
    »Und wer zahlt die Spesen?« rief ein junger Malaie.
    Da Lee Akira Wert darauf legte, daß die Papiere schon in den nächsten Tagen bei der Bank präsentiert wurden, erbot er sich, fünfzig Prozent der Spesen zu übernehmen, und auf dieser Basis einigte man sich so schnell, daß der Hauptbuchhalter mit der Ausstellung der Wechsel beauftragt werden konnte.
    Lee Akira hatte einen weiteren Stein zur Vernichtung von Patrice MacDonald ins Rollen gebracht.
     
     
    Die Sonne warf ihre letzten Strahlen über den Horizont

Weitere Kostenlose Bücher