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Roter Regen

Titel: Roter Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Beckenrand zu räumen. Udo besaß alle Bildbände von
Killian und war stolz darauf, dass nun auch Eindrücke vom Bötzinger Freibad
gebannt werden sollten.
    Killians Handy klingelte. Normalerweise stellte er während des
Fotografierens das Telefon aus, aber diesmal hatte er es angelassen. Vielleicht
weil er hoffte, Swintha würde ihn anrufen. Er zog das Handy hervor und sah auf
dem Display, dass es Bärbel war. Er überlegte kurz, dann nahm er den Anruf
entgegen: Vielleicht hatte sie etwas von Swintha gehört?
    Bärbel sagte nicht viel, wollte nur wissen, ob sie ihn sehen könnte,
es sei wichtig. Sie würde in einer halben Stunde bei ihm im Atelier sein. Ohne
seine Antwort abzuwarten, legte sie auf. Killian ärgerte sich. Er ließ sich
nicht gerne so überfahren, schon gar nicht von Bärbel. Aber vermutlich gab es
Probleme wegen Swintha, also packte er seine Rolleiflex wieder ein. Da es nicht
mehr regnete, der erhoffte Nebel auch nicht aufstieg, war seine Idee ohnehin
hinfällig geworden und konnte jetzt nicht umgesetzt werden.
    Udo rief zu ihm herüber: »Scho fertig? Du bisch jo schneller wie de
Passbildautomat am Freiburger Bahnhof.«
    Killian lächelte freundlich und winkte ihm auf Distanz zum Abschied
zu; ihm war nicht nach längerem Gespräch. Udo nahm’s gelassen, auch er war es
gewohnt, mit sich selbst Gespräche zu führen.
    * * *
    Belledin kurvte über die schmale Landstraße von Wasenweiler nach
Merdingen. Er hatte heute keine Lust mehr, nach Freiburg aufs Revier zu fahren.
Seine Gedanken konnte er sich auch von zu Hause aus machen. Er hatte genügend
auf seinem Notizblock notiert, das es zu analysieren galt. Vor allem die
aufgescheuchte Anke Prückner hatte ihn irritiert. Es waren ganz normale Fragen
gewesen, die er der Damengruppe gestellt hatte, und mit einem Mal war Anke
Prückner aufgesprungen und hatte gezischt: »Das war doch abzusehen, dass den
irgendwann mal eine umbringt! Und wenn die es nicht getan hätte, dann hätte
ich’s gemacht!« Dann war sie aus dem Wirtshaus gerauscht und Belledin ihr
hinterher. Da er erst in die falsche Richtung gerannt war, hatte er sie
allerdings nur noch in ihren Wagen einsteigen und wegfahren sehen. Er würde sie
morgen aufs Revier bestellen, heute musste er sich erst einmal einen Überblick
verschaffen.
    Belledin fuhr auf den Garagenplatz vor seinem Haus und stellte den
Motor ab. Jetzt erst bemerkte er, dass er die Kladde in der Krone vergessen
hatte. Er wählte eine Nummer auf seinem Handy und wartete, bis am anderen Ende
abgehoben wurde.
    »Ja, hier Belledin. Du, Britta, ich hab was vergesse … ä grüne
Pappordner … Der müsst direkt do liege, wo ich gsesse hab … Was? Weg? … Kannsch
dich erinnere, wer nach mir dort Platz gnumme hät? … Reisebus? … Ach du Scheiße
…« Belledin drückte Britta weg, ohne sich von ihr zu verabschieden.
    Er stieg aus dem Wagen und knallte verärgert die Tür zu. Biggi
schoss erschrocken hinter dem Jägerzaun hoch. In Gummistiefeln und
Gartenschürze flatterte sie auf ihn zu und knuddelte ihren Bären, als wäre er
ein fünfjähriger Junge, dem man im Sandkasten gerade seinen Lieblingsbagger
zertreten hatte.
    »Heiße Schokolade mit Chili?«, säuselte sie und biss ihm dabei in
sein fleischiges Ohrläppchen.
    »Mit Zwetschge«, brummte Belledin und kullerte mit den Augen. Das
Rollenspiel musste eingehalten werden. Biggi hakte sich unter, und gemeinsam
verschwanden sie in ihrem trauten Heim.
    * * *
    Bärbel wartete ungeduldig vor Killians Atelier und zog nervös an
einer Zigarette. Über ein Jahrzehnt war sie aktive Antiraucherin gewesen,
nachdem sie es endlich geschafft hatte, es sich abzugewöhnen. Als Swintha
ausgezogen war, hatte sie allmählich wieder damit begonnen. Sie drehte und
benutzte den gleichen Tabak wie ihre Tochter. Allerdings glichen ihre Stängel
oft den Gebilden, die sonst nur das Bleigießen an Silvester hervorbrachte.
    Killian grinste in sich hinein, als er Bärbel vor der Rampe rauchen
sah. Genau so hatte Swintha im Januar auf ihn gewartet. Damals hatte er noch
nicht gewusst, dass sie seine Tochter war.
    Er parkte den Defender und sprang aus dem Wagen. Bärbel warf die
Kippe auf den Asphalt und trat sie aus, obwohl sie bereits in einer Pfütze
ersoffen war.
    »Siehst gut aus. Rot steht dir noch immer«, flachste Killian. Er
spielte auf die Haartönung an, die Bärbel dem Ergrauen entgegensetzte. Bärbel
lächelte gequält und folgte ihm stumm ins Atelier.
    »Tee? Kaffee?«, fragte Killian, warf

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