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Roter Regen

Titel: Roter Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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wäre ein
nerviger Regenmacher zu unnötigem Ballast geworden. Aber warum mussten auch
Christa Faller und Dr. Merz sterben? Christa hatte vermutlich auch von Lupescu
gewusst, aber Dr. Merz?
    Wieso all die Toten, wenn einer genügt hätte? War Lupescu auf der
Suche nach etwas? Dem Code und der Geheimzahl des Nummernkontos? Das wäre mit
Lupescus Foltererfahrung ein Klacks gewesen. War Lupescu selbst hier? Wenn
nicht, wem konnte er in dieser Angelegenheit vertrauen?
    Killian plusterte erneut die Wangen auf und ließ beim Ausatmen die
Lippen flattern. Das war alles sehr hypothetisch, was er sich da ausgedacht
hatte, und Belledin würde ihn sofort ins Kino schicken, damit er sich einen
richtig guten Agentenfilm ansähe, anstatt solche Abziehbilder zu kleben. Nur
Moshe würde auf Killians Theorie einsteigen. Aber Moshe gab es offiziell nicht,
wie es so vieles nicht gab, von dem Killian wusste, dass es existierte.

DREI
    Herbert Brenn hatte darum gebeten, dass Margit nicht in die
Uni-Klinik, sondern ins Sauerbruchkrankenhaus gebracht wurde. Hier ging es
nicht zu wie auf dem Viehmarkt, der Patient kam in den Genuss eines
Einzelzimmers und fühlte sich darin bestätigt, weiterhin in private Kassen
einzuzahlen.
    Margit konnte ihre verklebten Augen nur mit Mühe öffnen. Es hatte
sie heftig erwischt. Die adrette Chefärztin hatte Brenn erklärt, dass es sich
um einen Nervenzusammenbruch in Kombination mit fortgeschrittenem Burn-out
nebst einer akuten Streptokokkeninfektion handelte. Kurz: Absolute Ruhe und
keinerlei Aufregung waren die Voraussetzungen für eine zügige Genesung. Am
liebsten wolle man sie eine Woche hierbehalten, um auch gleich die
psychologische Betreuung für das Burn-out einzuleiten, nachdem das Fieber
gesunken wäre.
    Herbert Brenn wollte gar nicht daran denken. Die Woche Krankheit
hätte er noch verkraftet, aber Belledin würde Margit anschließend in U-Haft
stecken, solange ihre Unschuld nicht erwiesen wäre. Das Weingut ohne Margit,
wie sollte das funktionieren? Er konnte doch in der jetzigen Situation nicht irgendeinen
an ihre Stelle setzen. Margit war unersetzbar, das Weingut Brenn würde binnen
zwei Wochen vom Erdboden verschluckt sein.
    Wer wusste schon von den Verbindlichkeiten und den Risiken, die
Brenn eingegangen war, um die Nummer eins am Kaiserstuhl zu werden? Mit einer
Mörderin als Tochter wäre ohnehin alles aus. Aber Brenn glaubte an die Unschuld
Margits. Vor allem weil er daran glauben musste. Ansonsten konnte er sich den
Strick nehmen und sich im Hoftor erhängen, wie es so viele seiner Winzerkollegen
bereits getan hatten. Der Kaiserstuhl war bekannt für seine Affinität zum
Suizid. Der Selbstmord lag in den Genen wie der Geschmack des Vulkansteins im
gereiften Wein – aber Mörder waren selten. Eher löschte man sich selbst aus,
als anderen das Leben zu nehmen. Selbst Brenn würde in seiner Not keinen
Amoklauf auf die Sparkasse starten, sondern sich in aller Stille ein Ende
setzen. Ohne Abschiedsbrief, nur als baumelndes Überbleibsel, als stummer
ewiger Vorwurf an die Verbliebenen.
    Die Tür des Krankenzimmers öffnete sich, und Silke trat ein. Sie
blieb stehen und wartete, bis einer der beiden Polizisten, die Belledin vor dem
Zimmer postiert hatte, damit seine Hauptverdächtige nicht überraschend
durchbrannte, die Tür hinter ihr wieder schloss. Dann stürzte sie auf ihren
Vater zu und umarmte ihn, während sie ein paar Tränen herauspresste. Wie konnte
Margit ihr so etwas antun? Kurz vor ihrer Krönung? Hatte sie mit ihrer
heimlichen Schwangerschaft nicht schon genug Sorgen? Am liebsten hätte sie sich
auf die hilflose Kranke geworfen und sie grün und blau geschlagen. Aber sie
heuchelte Sorge. Das war sie ihrem Vater und ihrer Rolle schuldig.
    Brenn strich der schluchzenden Silke über die blonden Locken, wie er
es auch bei einem Hund getan hätte. Silke war ihm immer eine Fremde geblieben.
Zu sehr hatte ihre Mutter sie von ihm ferngehalten, nie war sie im Weinberg zu
gebrauchen gewesen. Sie waren sich fremd, aber jeder wusste den anderen zu
benutzen. Brenn war selbst überrascht gewesen, dass Silke für das Weingut noch
so wertvoll hatte werden können. Durch ihre Prinzessinnen-Allüren war es
überhaupt erst möglich geworden, die Elefantenhochzeit mit Zimmerlin
anzudenken. Die Idee hatte aber nicht Brenn gehabt, sondern sein strategischer
General: Margit.
    Und Margit lag nun außer Gefecht, mit hohem Fieber auf dem Feldbett
von Waterloo.
    * * *
    Das Frühstücksei war zwar

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