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Roter Regen

Titel: Roter Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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möglich, dass Belledin schnellstens einen Schuldigen mit
Privatmotiven für alle drei Morde hatte finden wollen, um möglichen Machtspielchen
mit dem BKA zu entgehen, wobei gar
nicht klar war, ob der Tod von Dr. Merz etwas mit den anderen beiden zu tun
hatte. Ja, vielleicht hatte sogar keiner der drei Morde etwas miteinander zu
tun? Es handelte sich noch nicht einmal um die gleiche Tötungsmethode. Jeder
der drei war auf andere Weise ermordet worden. Für einen Laien, der zum ersten
Mal tötet, äußerst ungewöhnlich. Laien entschieden sich meistens für eine
Methode, nur Profis waren in der Lage zu improvisieren. Es konnte durchaus
sein, dass drei Mörder zu den drei Leichen gehörten. Der Kaiserstuhl war zwar
ein erloschener Vulkan, aber das bedeutete nicht, dass hier nicht einiges unter
der Oberfläche der geputzten Gehsteige brodelte.
    Was aber, wenn der Fall Hartmann tatsächlich eine Angelegenheit für
die Geheimdienste war? Dann wäre es die erste Strategie einer solchen
Organisation gewesen, dem Dorfmarschall irgendeinen Sündenbock zu liefern, der
gerade zufällig dahergetappt kam. Und in Hartmanns Fall hätte man beinahe jedem
einen Strick drehen können. Der Weiberheld gab ausreichend Angriffsfläche.
Selbst Killian hätte ein böswilliger Geist das Motiv Eifersucht unterstellen
können. Immerhin hatte auch Bärbel mit dem smarten Visionär im Lavendelfeld
gelegen. Aber Eifersucht war das letzte Motiv, wofür Killian töten würde.
Jedenfalls nicht im Fall von Bärbel.
    Er musste bei diesem Gedanken in sich hineingrinsen. Dann schob er
Bärbel in ein Hinterzimmer seiner Hirnwindungen und setzte sich an den Mac.
Moshe hatte ihm Auskunft versprochen, vielleicht wartete die Nachricht bereits
im internen Postfach der Organisation. In Fällen wie diesen zog Killian es vor,
Post nur innerhalb des Mossad-Netzes zu empfangen. Dort waren die Daten sicher,
wenigstens was Schnüffler von außen betraf.
    Er stieg mit seinem Passwort in Moshes Welt und fand tatsächlich
zwei neue Nachrichten in seinem Fach. Die erste war von Moshe, die zweite von
der Klezmer-Association of Jerusalem. Killian öffnete zuerst diese. Es handelte
sich um eine Einladung zu einem Konzert am 3. Oktober in Jerusalem. John Zorn
veranstaltete dort eine Session. Killian wunderte sich, dass er eingeladen war.
Er hatte schon seit Jahren vergeblich versucht, Zorn in einem kleineren Kreis
zu hören – dass er nun ausgerechnet in den »Zappa-Club« eingeladen wurde,
schien ihm sonderbar. Zumal es sich um eine offizielle Einladung handelte. Es
war kein persönlicher Absender zu finden. Vermutlich steckte Moshe dahinter,
Killian würde es dann schon noch erfahren.
    Nun öffnete er die Mail, die von Moshe stammte:
    Mein lieber Freund,
    du hast wohl ein besonderes Näschen für brisante Geschichten.
Dabei wolltest du doch nach Hause, um einmal nicht zwischen Tellerminen zu
wandeln!
    Die Pläne, die du uns geschickt hast, sind die Konstruktionspläne
für eine Regenmaschine. Sie sind allerdings nicht sonderlich wertvoll. Es fehlt
eine wichtige Komponente. Entweder hatte dein toter Freund Hartmann sie noch
nicht ausgerechnet oder sie sind noch immer so unerreichbar wie die Umsetzung
eines Perpetuum mobile.
    Nach unseren Informationen war Hartmann nur ein kleiner Fisch,
der mehr Phantasie als physikalischen Spürsinn besaß. Und obendrein muss er
sehr naiv gewesen sein. Er hat sich in Rumänien nämlich keinen Geringeren als
Produktionspartner gesucht als Marcel Lupescu.
    Hier wird es für uns wieder interessant. Alle Gelder, die
Hartmann in Deutschland für sein Projekt »Regen für alle« gesammelt hat, sind
auf ein Schweizer Bankkonto transferiert worden. Mit dem Tod von Hartmann ist
das Geld eingefroren, es sei denn, jemand kennt den Code des Schließfaches samt
Geheimnummer. Lupescu scheint dieser Jemand allerdings nicht zu sein, denn das
Konto existiert noch. Wir schätzen es auf 20 Millionen Euro. Ein ganz hübsches
Motiv, oder?
    Falls Lupescu dahintersteckt und du uns einen sicheren Beweis
dafür liefern könntest, wäre dir der Internationale Gerichtshof sehr dankbar.
    Schalom, dein Freund Moshe
    PS: Deine Tochter amüsiert sich aufs Beste. Berlin scheint ihr zu
gefallen. Aber für meinen Geschmack studiert sie zu wenig.
    Killian loggte sich aus dem Netz aus und fiel auf die Lehne seines
hölzernen Drehstuhls zurück. Er rieb sich die Augen und atmete schwer durch.
Dann plusterte er die Wangen mehrmals hintereinander auf. Dass sich

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