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Roter Regen

Titel: Roter Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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echauffierten Abgang hatte sie inszeniert,
um Belledin auf sich aufmerksam zu machen. Sie hätte also die Täterin sein
können, damit wollte sie Belledin zu sich locken, damit sie an ihm dran war.
Und nun hatte sie ihn so weit, dass er nicht glauben wollte , dass sie etwas damit zu tun hatte.
    Anna Popescu war zufrieden. Aber sie war noch nicht im Besitz der
Zahlen, die ihr den letzten Zugang zu Hartmanns Berechnungen geben sollten. Sie
brauchte die Liste.
    * * *
    Die Hausdurchsuchung war erfolglos geblieben, Margit war weiterhin
verschwunden. Belledin hatte angeordnet, den Besitz der Brenns nach
Gartenhütten und Reblauben abzugrasen, in denen sie möglicherweise Unterschlupf
gesucht hatte.
    Er selbst war auf dem Weg zu Anke Prückner, um ihr seinen persönlichen
Polizeischutz zu gewähren. Falls Brenn der unbekannte Schreiber der SMS gewesen war, wäre Anke jetzt außer
Gefahr, es sei denn, Margit befände sich auf dem Weg zu ihr. Sollte der Wind
aber aus unbekannten Richtungen wehen, würde der Fall noch lange nicht zu Ende
sein. Belledin hoffte auf die erste Variante. Sie wäre beschaulich und würde
den Fall regional halten. Das wäre Belledin angenehm. Aber die Globalisierung
vernetzte den gesamten Erdball miteinander, da kam der Hühnerdieb nicht mehr
aus demselben Dorf, sondern aus Usbekistan, Uruguay oder Ulanbator. Eigentlich
konnte man jeden zweiten Fall bereits an international operierende Behörden
abgeben. Vielleicht auch diesen. Aber Belledin wollte diesen Fall nicht
abgeben. Anke Prückner sollte sein Fall bleiben.
    Belledin brachte den Audi energisch vor Anke Prückners Haus zum
Stehen und stieg aus. Im Gehen zog er sein Handy hervor und schaltete es wieder
ein. Er hatte es seit der Hausdurchsuchung bei Brenn nicht mehr angestellt. Er
schaltete sein Handy stets ab, wenn er mit der Waffe in fremde Häuser drang. Es
war ihm wichtig, in solchen Situationen den Fokus zielgerichtet zu halten. Das
Klingeln eines Handys hatte schon manchen Kollegen das Leben gekostet.
    Ein kurzer Blick auf das Display zeigte ihm drei entgangene Anrufe
an. Alle drei waren von Killian gekommen. Sein Impuls war es, ihn sofort
zurückzurufen. Wenn Killian schon dreimal hintereinander anrief, musste es sich
um etwas Wichtiges handeln. Aber Anke Prückner öffnete die Tür, und damit hatte
alles andere bis später Zeit.
    Sie lächelte wie eine unsichere Geisha aus der Feudalzeit Japans,
und in Belledin keimten Beschützerinstinkte auf, die einem Samurai zur Ehre
gereichten.
    »Es gibt gute Nachrichten«, krächzte er, noch immer lädiert vom
Halsschmerz. Anke ließ ihn herein und zog hinter ihm die Tür zu.
    »Wir haben vermutlich den Verbündeten von Margit Brenn. Es ist – war
ihr Vater. Er hat sich erhängt.« Belledin hatte seine Arme hinter dem Rücken
verschränkt und wippte wie ein Studienrat, der über den gallischen Krieg
referierte. Er genoss seine edle Ritterschaft und zog das Foto mit dem
ausgefällten Wasserkristall aus der Innentasche seiner Jacke.
    »Und hier ist die Liste, auf der Rückseite dieses Fotos. ›Roter
Regen‹, so heißt das Foto. Kennen Sie es? Es hing in der Praxis von Hartmann.
Es gibt eine ganze Reihe davon.«
    Anna war hellwach. Sie musste dieses Foto haben, und zwar sofort. Am
liebsten hätte sie es Belledin aus der Hand gerissen und wäre damit abgehauen.
Aber sie musste es geschickter anstellen. Noch durfte niemand wissen, wer sie
wirklich war.
    Anna tauchte in den Untergrund, dafür schaltete sich Maria Bava
plötzlich ein und lächelte charmant: »Roter Regen, das wäre ein schöner Titel
für mein nächstes Buch.«
    »Schreiben Sie denn schon wieder ein Neues?«
    »Ja, und Sie werden eine Rolle darin spielen.«
    »Ich hoffe, ich komme gut dabei weg.«
    »Ich schätze, viel zu gut«, hauchte Maria Bava und näherte sich
Belledins Lippen. Dieser wich nicht zurück, sondern hielt dem heißen Atem, der
ihm entgegenblies, Stand. Ihre Zunge wand sich über Belledins Oberlippe und
benetzte seinen Schnäuzer. In seiner Hose wurde es eng. Seinem Hirn wurden
Unmengen an Blut abgezwackt, um an anderer Stelle für Zirkulation und
Einsatzbereitschaft zu sorgen.
    Anna Popescu müsste nur einmal auf die Rückseite des Fotos sehen,
dann würde sie sich die Zahlen merken können; das hatte sie gelernt. Aber je
geiler Belledin wurde, umso krampfhafter hielt er sich an dem Foto fest.
    »Ich muss mal kurz ins Bad«, schnurrte Maria Bava. »Mach du es dir
doch schon mal gemütlich. Wo du willst …«,

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