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Roter Regen

Titel: Roter Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Tisch
kommen, auf dem sich eine Metallkiste befand. Darin lagen Streichhölzer und
Kerzen.
    Sie stieß an die Tischkante und tastete nach der Kiste. Sie stand
genau an dem Ort, an dem Margit sie vor ihrem letzten Beutezug zurückgelassen
hatte. Nach ihrer Jugendhaft war sie nie mehr hierhergekommen. Das Kapitel war
für sie abgeschlossen gewesen. Nun wurde es fortgeschrieben. Dank Belledin.
    Die Taschenlampe gab kein Licht mehr, dafür waren die Zündhölzer
noch trocken und ließen sich zur Flamme reiben. In der Metallkiste befanden
sich noch Teelichter, sodass sie es für einige Stunden wenigstens so hell
hätte, um sich in der Höhle orientieren zu können.
    Margit begutachtete die Koje, die noch mal mit einem
Bretterverschlag als Dach geschützt war, damit keine Erde auf die Matratze
fallen konnte. Staub gab es hier drin nicht, der Berg reinigte sich selbst. Das
Versteck war trotz der langen Regenperiode noch immer trocken. Margit rätselte
darüber, woher ihr Urgroßvater die weitsichtigen geologischen Kenntnisse gehabt
hatte. Dann fiel ihr Blick auf ein Regal, in dem sich elektronische Geräte
stapelten. Beute aus alten Raubzügen. Keine fünf Euro würde sie heute mehr für
die einzelnen Teile bekommen. Die Zeit der analogen Technik war vorbei. Mit dem
Blick auf die vergangene Zeit versank Margit in Grübelei: Hatte sie denn noch
eine Zukunft? Oder gehörte sie ebenso unter der Erde verstaut wie all die
Hehlerware, die niemals versilbert worden war?
    * * *
    Erneut meldete sich nur die Mobilbox von Belledins Handy. Killian
wählte die Nummer des Polizeireviers in der Hoffnung, den Kommissar dort zu
erreichen. Aber weder er noch Wagner waren da. Also schlüpfte er in seine Weste
für besondere Einsätze, in denen sich auch das Set mit den Schließwerkzeugen
befand, stieg in seinen Defender und fuhr nach Bötzingen; vielleicht würde er
in Hartmanns Praxis eine Liste seiner Kursteilnehmer finden.
    Zwischen Vogtsburg und Bötzingen kam ihm ein gelber Beetle entgegen
und machte wilde Zeichen mit der Lichthupe. Es war Bärbel. Killian fuhr rechts
in einen Feldweg; der Beetle wendete und folgte in den Weg.
    »Ich fahre nach Berlin«, sagte sie. Ansatzlos, den letzten Streit
hatte sie bereits vergessen. So war es immer gewesen. Es krachte schnell und
heftig, aber ebenso schnell war es auch wieder vorbei. Das war das Schöne an
Bärbel. Man konnte immer wieder neu mit ihr beginnen.
    »Gestern hat Swintha angerufen. Hat sie mit dir auch telefoniert?«,
fragte sie. Killian schüttelte den Kopf. Bärbel kniff die Augen zusammen, als
könnte sie dadurch besser erkennen, ob er flunkerte.
    »Geht es ihr gut?«, fragte Killian und bemühte sich dabei, nicht all
zu viel Vatersorge durchsickern zu lassen.
    »Wir haben uns gestritten.«
    Killians spürte, dass er wieder einmal sein unangemessenes Grinsen
unterdrücken musste. Bärbel entging es nicht.
    »Ja, ich weiß. Mit wem streite ich nicht. Sag’s doch und grins nicht
so doof.«
    »Ich grinse doch überhaupt nicht.«
    »Egal. Jedenfalls werde ich nach Berlin fahren. Ich muss wissen, wie
Swintha dort haust. Sie hat einen Freund, einen arbeitslosen Schauspieler. Ist
um einiges älter und gegen alles.«
    »Hat sie das gesagt? Dass er gegen alles ist?«
    »Nicht direkt, aber man kennt diese Typen ja.«
    »Ich nicht.«
    »Du bist ja auch nicht von dieser Welt, dich gibt es ja gar nicht.«
    Killian hatte keine Lust, den Dialog in der Weise fortzuführen.
    »Gefällt Swintha das Studium?«, fragte er, um von der Streiterei
wegzukommen.
    Bärbel zuckte mit den Schultern. »Die Großstadt wird ihr gefallen,
das Leben dort, die Liebe. Vom Studium hat sie nichts erzählt.«
    »Wenn es so ist, wie du sagst, ist doch alles wunderbar.«
    Bärbel blickte Killian stumm an. Dann entschied sie sich ebenfalls,
einen anderen Kurs einzuschlagen. »Vermutlich hast du recht. Ich weiß auch
nicht, was mit mir los ist.«
    »Passiert halt gerade viel«, lächelte Killian.
    »Kann man wohl sagen.«
    »Wann fährst du?«
    »Jetzt am Freitag. Kommst du mit?«
    Das Angebot überraschte Killian nun doch, und er hörte sich sagen:
»Gerne.«
    Ein warmes Lächeln zog sich über Bärbels Gesicht. »Damit hatte ich
nicht gerechnet.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Killian.
    »Wohin willst du gerade?«
    »In Hartmanns Praxis.«
    »Warum?«
    »Mir ist etwas aufgefallen, was mit dem Mord an ihm zu tun hat, und
dazu brauche ich eine Liste von seinen Kursen und Teilnehmerinnen.«
    »In letzter Zeit hatte er

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