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Roter Regen

Titel: Roter Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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lächelte sie wie eine
Gottesanbeterin, von der man sich nur zu gerne im Anschluss des Aktes fressen
ließ – solange man sich noch vor dem Akt befand.
    Während Maria Bava im Bad verschwand, versuchte Belledin seine Gedanken
zu ordnen. Was geschah hier? Das hatte er in seinen kühnsten Träumen nicht
erwartet. Aber es hatte wohl auch bei Anke gefunkt. Er wusste gar nicht, wohin
mit sich, und suchte aus reiner Gewohnheit des Mittwochakts mit Biggi nach
einem Veloursteppich am Boden. Aber es lag keiner da. Vielleicht mal auf dem
Tisch? Das hatte er noch nie gemacht. Belledin verstaute das Foto wieder in der
Innentasche seiner Jacke und zog die Schuhe aus. Er entledigte sich auch der
Hose. Ganz ausziehen wollte er sich aber nicht, er schämte sich für seinen
Bauch und schwor sich, morgen mit einer Diät zu beginnen.
    Er hatte sich schon immer gewundert, warum Frauen vorher ins Bad
gingen, aber er hatte sich nie getraut, sie danach zu fragen. Mussten sie noch
mal auf Toilette? Wuschen sie sich? Oder setzten sie ein Diaphragma ein?
Jedenfalls dauerte es ihm stets viel zu lange. Auch diesmal. Die erste
Erektion, der Rausch des Moments, ging dabei verloren. Auch mit Kondomen erging
es ihm so. Natürlich propagierte er wie alle anderen aufgeklärten Menschen den HIV -Schutz, aber das ging auch ohne
Gummi – jedenfalls wenn man es immer nur mittwochs und mit seiner eigenen Frau
trieb. Es sei denn, die eigene Frau ging anderweitig auf Spur, aber daran
wollte Belledin jetzt am allerwenigsten denken.
    Endlich kam Maria Bava wieder aus dem Bad – in Lack und Leder,
Stiefel und Mieder. »Mördertitten«, dachte er halb laut, und die abgeflaute
Erektion Belledins spannte sich mit neuer Kraft.
    Die lacklederne Schlange glitt auf ihn zu, riss ihren gierigen Mund
auf und schlug ihre Zähne in seinen Hals. Belledin schrie auf vor Lust und
Schmerz. Dann hörte er, wie die Knöpfe seines Hemdes mit einem Ruck absprangen
und über den Holzboden kullerten. Gleich darauf gruben sich die schwarz
lackierten Krallen in sein angegrautes Brusthaar und rissen daran, als wollten
sie testen, ob der Pelz auch echt war. Belledin stieß einen weiteren leisen
Schrei aus, aber seine Wollust war nicht zu bremsen. Im Gegenteil. Der Schmerz
war Öl auf sein loderndes Feuer.
    Er gierte nach Maria Bavas Lippen, aber sie zog ihren Kopf zurück,
warf ihn in den Nacken und lachte fordernd, während sie mit einer Hand zwischen
Belledins Beine glitt. Auch hier war der Griff härter als gewohnt. Belledin
wusste nun tatsächlich nicht mehr, ob es Schmerz oder Geilheit war, was Ursache
seines Stöhnens war. Der Druck nahm zu. Maria Bavas Finger pressten sich wie
Schraubzwingen um seinen bereits zusammengezogenen Sack. Er wollte schreien,
doch seine Gespielin erstickte den Versuch mit ihren Lippen, gleichzeitig löste
sie den Druck ihrer Finger, und Belledin spürte, wie das Blut wieder floss.
    Nun wollte er die Initiative übernehmen. Er packte Maria Bava bei
den Hüften und setzte sie wie geplant auf den runden Nussbaumtisch. Dann
tauchte er sein Gesicht zwischen ihre Brüste und schob ihr den schwarzen Rock
nach oben.
    Die Türklingel riss Belledin jäh aus dem Land der Sinnlichkeit
heraus. Maria Bava horchte auf. Es klingelte erneut. Das ungleiche Paar blickte
sich an, bis sich Maria Bava vom Tisch schwang, um nachzusehen, wer es war.
    Sie warf einen Blick durch die Gardine des Küchenfensters und
erschrak. Am Gartentor stand er . Damit
hatte sie nicht gerechnet. Und der Zeitpunkt war äußerst ungünstig. Sie war
kurz davor, die Codes von Hartmann zu ergattern und sich damit aus dem Staub zu
machen. Mit den Codes würde sie ein neues Leben anfangen können; sie wäre frei,
könnte unter anderem Namen eine neue Existenz aufbauen, sich selbst neu
erfinden. So dankbar sie Lupescu auch war, dass er sie damals aus dem Sumpf gerettet
hatte, so sehr war sie sich auch bewusst geworden, dass sie für ihn nicht mehr
als ein nützliches Werkzeug war. Und irgendwann würde sie ihren Nutzen
verlieren, und sie würde wieder in dem Sumpf enden, wo alles begonnen hatte.
    Lupescu durfte nicht wissen, wie dicht sie an der Liste dran war.
Hätte Lupescu gewusst, dass Belledin sie besaß, hätte er ihn selbst sofort
getötet und das Foto an sich genommen. Vielleicht hätte sie noch die Chance
gehabt, einen Blick auf die Zahlen zu werfen, aber ihr Vorsprung wäre dahin
gewesen. Und sie brauchte einen Zeitvorsprung, wenn sie Lupescu entkommen
wollte. Sein Netzwerk spannte sich

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