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Roter Regen

Titel: Roter Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Kopf auf den
Kasten des Lieferwagens, in dessen Inneren sich Lupescu befand.
    »Alte Freunde?«
    »Du weißt, auch bei uns steht nicht alles in den Dossiers. Hast du
die Abzüge?«
    Killian nickte, griff in die Innentasche seiner Kutte und zog die
Fotos heraus. Moshe nahm sie entgegen und blickte auf die Rückseite der Bilder.
Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Sehr gute Arbeit.«
    Killian nickte stumm.
    »Übrigens, deine Tochter ist mit ihrem Schauspieler nach Norwegen
gereist. So möchte ich auch studieren.« Moshe freute sich sichtlich über seinen
Klatsch. »Du kommst doch zu dem Konzert von John Zorn?«, fragte er dann
charmant. »Schalom.« Sein Gesicht verschwand wieder hinter der Fensterscheibe,
der Transporter fuhr an.
    Killian sah den roten Rücklichtern noch nach, bis sie die Schranke
des Parkhauses passiert hatten, und stieg dann über die Treppen nach oben.
    »Alte Freunde«, murmelte Killian, und er ahnte, dass Lupescu in
seiner langen Karriere wohl auch den einen oder anderen Dienst für den Mossad
oder den CIA getätigt hatte. Sei
es auch nur eine kleine Information, die dabei geholfen hatte, einen anderen
Schurken hochgehen zu lassen, um seinen eigenen Arsch zu retten. Nun würde man
überprüfen, ob man Lupescu noch gebrauchen konnte oder ob man ihn dem
Internationalen Gerichtshof in Den Haag auslieferte. Ein Verbrecher war man
nur, wenn man nicht mehr gebraucht wurde.
    Killian steuerte die italienische Eisdiele gegenüber dem Freiburger
Stadttheater an. Ihm war nach kalter Schokolade.
    Während er die Kugeln aus dem Becher löffelte, sah er zwei
Streifenwagen mit Blaulicht das Rot der Ampel ignorieren. Sie fahndeten nach Lupescu.
Killian dachte an Belledin. Er tat ihm leid. Killian hatte ihn benutzt, aber so
waren nun einmal die Regeln. Lupescu hätte für Belledin gar nicht existieren
dürfen. Da er aber von ihm wusste, war es besser gewesen, man tat so, als würde
man ihm den Fisch überlassen. Und nicht nur das. Belledin hielt obendrein als
Ablenkungsmanöver her. Anna Popescu wusste zwar, dass mehr dahintersteckte,
aber Lupescu hatte nur mit der Polizei gerechnet. Und je deutlicher man ihm
seine Vermutung bestätigte, umso unvorsichtiger war er. Hätte Lupescu geahnt,
dass der Mossad ihm eine Falle stellte, er wäre niemals zu diesem Treffen
gekommen. Und es ging nicht nur darum, Lupescu zu fassen, sondern ihn erst
einmal so zu fassen, dass niemand wusste, dass man ihn hatte. Nur so waren die
ersten Informationen, die man sich von ihm erhoffte, wertvoll.
    Es war dünnes Eis, auf dem sich Killian bewegte, und oft schon hatte
er einfach hinschmeißen wollen. Aber wenn er weiterleben wollte, hatte er diese
Regeln zu akzeptieren und zu befolgen. Er wollte aussteigen, aber das Schicksal
hatte ihm unverhofft eine Tochter beschert, die ihn erpressbar machte.
    Swintha sei in Norwegen, hatte Moshe gesagt. Auch er war in Norwegen
gewesen. Vor zwanzig Jahren. Mit Bärbel. Es waren verliebte vier Wochen
gewesen, und sie hatten sich nicht darum geschert, wie viel es regnete. Killian
wünschte Swintha aus der Ferne viel Glück und kratzte den Rest des Bechers aus.
Dann warf er ihn samt Plastikspachtel in einen Abfalleimer und schlenderte in
Richtung Bahnhof.
    * * *
    >Belledin fand sich langsam damit ab, dass Lupescu wie vom Erdboden
verschluckt war. Er hatte seine Mörderin, das Motiv der Geldgier überzeugte.
Die Zahlen auf der Rückseite des »Roten Regens« standen für Konten in Zürich
und Frankfurt. Ihre Tarnung als Anke Prückner und Maria Bava war Beleg für ihre
Heimtücke; was Belledin selbst mit ihr erlebt hatte, würde er nur lückenhaft zu
Protokoll geben. Um Lupescu sollten sich andere kümmern. Belledin hatte sein
Revier wieder sauber, die Zeitung würde ihn in Ruhe lassen. Er blies die
Fahndung nach Lupescu ab und gab Meldung an das BKA .
Damit war die Angelegenheit für ihn erledigt.
    Eine Sache hatte er aber noch zu erledigen. Da sein Audi noch immer
mit einem Platten in der Schumannstraße stand, hatte er sich auf Staatskosten
ein Taxi genehmigt. Er ließ sich aber nicht direkt nach Hause fahren, sondern
befahl das Taxi nach Bahlingen. Vor dem Hoftor der Bühlers hieß er den Fahrer,
auf ihn zu warten, da es sich nur um fünf Minuten handeln würde.
    Belledin stieg aus und testete mit einigen Brumm- und Summübungen
seine Stimme. Die Entzündung schien zurückzugehen. Er klopfte an das hölzerne
Hoftor und wunderte sich, dass Asta nicht anschlug. Seltsam. Um diese

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