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Roter Zar

Roter Zar

Titel: Roter Zar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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drehte sich kurz um und sah zu Pekkala.
    In ihrem Gesicht lag die gleiche panische Angst, die er einmal in den Augen eines alten, am Straßenrand zusammengebrochenen Pferdes gesehen hatte. Der Besitzer hatte damals ein Puukko-Messer gezückt und sich darauf vorbereitet, dem Tier die Kehle durchzuschneiden. Er hatte sich neben das Pferd gesetzt und das Messer an einem kleinen Wetzstein geschliffen, den er sich aufs Knie gelegt hatte. Und die ganz Zeit hatte das Pferd ihn mit verängstigtem Blick beobachtet.
    Die Frau sprang vom Bahnsteig, fiel schwer auf die tiefer liegenden Gleise, bevor sie sich aufrappelte und auf den Gleisen in Richtung Helsinki lief.
    Die Rotgardisten kamen auf den Bahnsteig. Einer von ihnen hielt sich den Finger an die blutende Lippe. Lachend sahen sie sich um.
    »He!« Einer von ihnen trat Pekkala gegen das Bein. »Wo ist sie?«
    Bevor er darauf antworten konnte, hatte der Anführer sie entdeckt. Sie lief immer noch. Alabasterweiß glänzte ihr nackter Körper im Mondlicht, über ihrem Kopf stiegen seidene Atemwölkchen auf.
    Der Rotgardist zog seine Pistole, eine Mauser C
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mit montierbarem Anschlagsschaft, der es ermöglichte, die Waffe wie ein Gewehr abzufeuern. Der Rotgardist klemmte sich den Schaft gegen die Schulter und visierte die Frau an.
    Die Pistole gab einen trockenen Knall von sich. Eine Patronenhülse wurde ausgeworfen und landete vor Pekkalas Füßen im Schnee. Ein dünner Rauchfaden stieg auf.
    Die anderen Gardisten standen am Bahnsteigrand und spähten in die Dunkelheit.
    »Sie läuft immer noch«, sagte einer von ihnen.
    Der Anführer zielte erneut und feuerte.
    Korditgeruch lag in der kalten Luft.
    »Vorbei«, sagte einer der Rotgardisten.
    Der Anführer fuhr herum. »Dann geht mir doch mal aus dem Weg!«
    Die anderen beiden, gut und gern drei Schritte von ihm entfernt, wichen gehorsam noch weiter zurück.
    Pekkala beugte sich vor. Undeutlich erkannte er die rennende Frau, deren Körper wie eine Kerzenflamme zwischen den silbernen Gleisen schimmerte.
    Wieder legte der Anführer an und gab schnell hintereinander zwei Schüsse ab.
    Die Frau stürzte zu Boden.
    Der Anführer setzte den Schaft in die Ellbogenbeuge, so dass der Lauf in den Himmel zeigte.
    »Sollen wir sie holen?«, fragte einer der anderen.
    »Lasst sie erfrieren«, erwiderte der Anführer. »Am Morgen wird sie nicht mehr da sein.«
    »Warum nicht?«
    »Vor der Morgendämmerung kommt noch ein Zug. Wenn der sie überrollt, zersplittert sie wie Glas.«
    Am folgenden Morgen stülpte ein Rotgardist Pekkala eine schwarze Kapuze über den Kopf. Als der Zug aus Helsinki einfuhr, wurde Pekkala, blind und nach Atem ringend, über den Bahnsteig geschoben. Grobe Hände hievten ihn in einen Waggon. Dann lag er im unbeheizten Gepäckabteil, mit den Handschellen an einen darin transportierten Motor gefesselt, bis der Zug in Petrograd einlief.

P ekkala folgte Majakowski zur Tür. »Was, wenn die Romanows auf dem Laster waren …?«
    Majakowski drehte sich um. »Das waren sie, sagte ich doch schon.«
    »Aber was, wenn sie tot waren, als der Laster sie weggebracht hat?«
    »Hören Sie«, sagte Majakowski. »Jeder in der Stadt weiß, dass die Tschekisten nur eine Aufgabe hatten: Sie sollten dafür sorgen, dass die Romanows tot sind, wenn die Weißen in die Stadt einmarschieren. Deshalb haben sie die örtliche Miliz rausgeworfen, die das Ipatjew-Haus bewacht hat. Moskau wollte absolut sichergehen, dass die Tscheka den Exekutionsbefehl ausführt, wenn die Weißen anrücken, und nicht einfach davonläuft, wie es vielleicht die Miliz getan hätte. Wenn irgendein Außenstehender es darauf angelegt hätte, die Romanows umzubringen, hätte er nur warten müssen, bis die Weißen auftauchen. Wenn also jemand ins Haus eindringt und bei einer Schießerei mit den Wachen sein Leben aufs Spiel setzt, dann doch nur jemand, der die Zarenfamilie nicht töten, sondern befreien möchte.«
    Nachdem Majakowski gegangen war, kehrten die drei Männer an den Tisch zurück.
    »Warum haben Sie ihn weiterreden lassen?«, fragte Kirow. »Obwohl Sie doch wissen, dass er uns nur einen Haufen Lügen auftischt.«
    »Zum ersten Mal stimme ich unserem Jungkommissar zu«, sagte Anton. »Und das Schlimmste ist: Majakowski glaubt auch noch, er wäre mit seinen Lügen durchgekommen.«
    »Majakowski ist davon überzeugt, uns nicht belogen zu haben«, sagte Pekkala. »Er glaubt wirklich, dass du und die Tscheka die Miliz abgelöst habt, damit ihr die Familie ermorden

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