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Roter Zar

Roter Zar

Titel: Roter Zar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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nicht.«
    »Geben Sie ihm die Pfeife!«, herrschte Pekkala ihn an.
    »Was?«
    »Ja, die Pfeife würde mir gefallen«, sagte Majakowski.
    »Aber die bekommen Sie nicht!«, brüllte Kirow. »Ich schlafe hier auf dem Boden, da können Sie nicht auch noch verlangen …«
    »Geben Sie ihm die Pfeife«, wiederholte Pekkala, »und hören wir uns an, was er zu sagen hat.«
    Kirow flehte Anton an. »Er kann mich doch nicht dazu zwingen …«
    »Er hat es gerade getan«, sagte Anton.
    »Keiner weiß, was ich weiß«, sagte Majakowski.
    Kirow starrte Anton und Pekkala an. »Sie Schweinepriester.«
    Beide musterten ihn geduldig.
    Majakowski streckte ihm die Hand hin.
    Anton verschränkte die Arme und lachte, als Kirow die Pfeife übergab.
    »Und du gibst ihm deinen Tabak«, sagte Pekkala zu Anton und wies mit einem Nicken auf den Lederbeutel, der noch auf dem Tisch lag.
    Abrupt verging Anton das Lachen. »Meinen Tabak?«
    »Los!« Kirow schlug mit der Faust auf den Tisch. »Geben Sie ihm Ihren Tabak.«
    Der Alte streckte wieder die Hand aus.
    »Wehe, die Informationen taugen nichts.« Anton warf dem Alten den Lederbeutel hin. »In dem Fall werde ich mir Ihre Visage nämlich noch mal vornehmen.«
    Die drei Männer warteten. Majakowski stopfte sich die Pfeife und zündete sie mit einem Streichholz an, das er aus seiner Weste zog und an der Schuhsohle entfachte. Zufrieden paffend begann er zu erzählen: »Ich habe in den Zeitungen gelesen, dass die Romanows tot sind.«
    »Das hat jeder gelesen!«, sagte Kirow. »Die ganze Welt hat es gelesen.«
    »Ja.« Majakowski nickte. »Aber es stimmt nicht.«
    Anton wollte schon wieder losbrüllen, aber Pekkala brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    Grummelnd ließ sich Anton auf seinen Stuhl fallen.
    »Majakowski«, sagte Pekkala, »warum glauben Sie, dass sie nicht tot sind?«
    »Weil ich alles mit eigenen Augen gesehen habe!«, antwortete Majakowski. »Ich wohne gleich auf der anderen Straßenseite.«
    »Gut, erzählen Sie, was geschehen ist«, sagte Pekkala.
    »In der Nacht damals, als die Romanows gerettet wurden, sind die Tscheka-Wachen plötzlich aus dem Ipatjew-Haus in den Hof gestürzt. Dort hatten sie zwei Laster stehen, auf einen davon sind sie aufgesprungen und losgefahren.«
    »Wir hatten einen Anruf erhalten«, mischte sich Anton ein. »Der Befehl lautete, eine Straßensperre zu errichten. Die Weißen standen vor dem Angriff auf die Stadt. Hatte man uns jedenfalls erzählt.«
    »Wie auch immer, ein paar Minuten später, nachdem der Laster fort war, ist der Idiot Katamidse aufgetaucht. Das ist der, der jetzt in Wodowenko eingesperrt ist. Kein Wunder! Nennt sich Künstler, ha, ich habe seine Kunst gesehen! Nackte Frauen! Da gibt es auch einen anderen Namen dafür. Und diese Bilder waren noch nicht mal billig …«
    »Majakowski!«, unterbrach Pekkala. »Was ist passiert, als der Fotograf kam?«
    »Die Wachen haben ihn reingelassen, und ein paar Minuten danach ist ein Tscheka-Offizier aufgetaucht. Er hat angeklopft, und die Wachen haben die Tür aufgemacht. Dann waren Schüsse zu hören.«
    »Und was haben Sie gesehen?«, fragte Pekkala.
    »Eine richtige Schießerei«, antwortete Majakowski.
    »Einen Moment«, unterbrach Anton. »Es gab einen hohen Zaun, der bis auf die Eingangstür und die Hofeinfahrt um das ganze Gebäude verlief. Wie wollen Sie da irgendwas gesehen haben?«
    »Ich sagte doch, ich wohne gegenüber. Ich habe ein kleines Fenster im Dachstuhl. Von dort oben konnte ich über den Zaun sehen.«
    »Aber die Fenster waren doch angestrichen«, sagte Anton.
    »Das Mündungsfeuer der Waffen hat durch die Farbe geleuchtet. Als die Schießerei vorbei war, ist die Eingangstür aufgeflogen, und Katamidse ist herausgekommen und davongerannt.«
    »Könnte es sein, dass Katamidse an der Schießerei beteiligt war?«, fragte Pekkala.
    Majakowski lachte. »Wenn Sie dem eine Waffe in die Hand drücken, weiß er nicht, an welchem Ende die Kugeln rauskommen. Und wenn Sie glauben, er wäre tapfer genug, das Ipatjew-Haus anzugreifen, um den Zaren zu retten, dann kennen Sie Katamidse nicht.«
    »Was ist passiert, nachdem Katamidse fort war?«, fragte Pekkala.
    »Etwa zwanzig Minuten danach hat der zweite Tscheka-Laster den Hof verlassen. Das waren die Romanows, die mit dem Mann, der sie gerettet hat, geflohen sind. Kurz danach ist der erste Laster zurückgekehrt. Die Tscheka hat bemerkt, dass sie hinters Licht geführt worden sind. Und dann war die Hölle los. Die Wachleute

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