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Roter Zar

Roter Zar

Titel: Roter Zar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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stammen könnte.«
    »Die Weißen haben sie verwendet«, erwiderte Kropotkin. »Die meisten, die beim Angriff auf Swerdlowsk dabei gewesen waren, haben vorher in der österreichischen Armee gedient. Viele hatten noch ihre österreichische Ausrüstung.«
    »Also jemand, der bei den Weißen gewesen ist?«, fragte Pekkala.
    Kropotkin schüttelte den Kopf. »Der Mann, der diese Granate geworfen hat, war nicht bei den Weißen.«
    »Sie kennen ihn?«
    Kropotkin kniff die Augen zusammen. »Ich weiß genau, wer sie geworfen hat. Es gibt nur einen, der verrückt genug ist, so ein Ding auf Sie zu werfen, und dazu so dumm, die Reißschnur nicht zu ziehen. Er heißt Nekrasow. Er hat zur Miliz gehört, die die Romanows bewacht hat, bevor sie von der Tscheka rausgeworfen wurde. Wahrscheinlich hegt er deshalb noch einen Groll. Als er das Licht im Ipatjew-Haus gesehen hat, muss er gedacht haben, Ihre Leute sind wieder hier.«
    »Aber wie kommt er dazu, uns eine Handgranate durchs Fenster zu werfen?«
    »Das fragen Sie ihn am besten selbst.« Kropotkin griff sich einen Stift und einen Block, kritzelte eine Adresse auf ein Blatt, riss es ab und hielt es den beiden hin. »Hier finden Sie ihn.«
    Anton nahm den Zettel entgegen.
    »Kriegen Sie es nicht in den falschen Hals«, lachte Kropotkin. »Er will jeden umbringen, aber er stellt sich nicht besonders geschickt dabei an. Wenn Nekrasow bis zu Ihrer Abreise nicht mindestens eine Bombe auf Sie geworfen hat, hätten Sie genauso gut zu Hause bleiben können.«
    »Dann bin ich wenigstens nicht der Einzige, der hier allen Hass auf sich zieht«, sagte Anton, als er und Pekkala wieder draußen auf der Straße waren. »Soll ich dich zu Nekrasow begleiten?«
    »Nein«, sagte Pekkala. »Du siehst aus, als könntest du eine Mütze voll Schlaf vertragen.«
    Anton nickte und blinzelte in die Morgensonne. »Das lässt sich nicht bestreiten.«
     
    Die Tür ging einen Spaltbreit auf. Jemand in der Dunkelheit des Hauses spähte zu Pekkala hinaus. »Was wollen Sie?«
    »Nekrasow?«
    Die Tür schwang auf. Vor ihm stand ein Mann mit gewellten grauen Haaren und einem Zweitagebart. »Wer sind Sie?«, fragte er.
    »Ich heiße Pekkala«, sagte er und verpasste Nekrasow einen satten Schlag gegen den Kiefer.
    Als Nekrasow wieder zu sich kam, lag er auf einer Schubkarre, seine Hände waren auf den Rücken gebunden und an das Rad gefesselt.
    Pekkala saß auf einer dunkelgrünen Holzkiste mit Trageschlaufen. Auf die Kiste war der Habsburger Doppeladler der österreichisch-ungarischen Armee gestempelt, darunter, in gelben Lettern, standen die Worte: »Handgranaten« und »Achtung! Sprengstoff«.
    Nekrasow wohnte in einem von einem weißen Lattenzaun umgebenen, kleinen, strohgedeckten Haus. Die Decke war so niedrig, dass Pekkala den Kopf hatte einziehen müssen, als er den Raum durchquerte und die von den Dachbalken hängenden getrockneten Kräuter zur Seite schob, deren Geruch den Raum erfüllte.
    Er hatte Nekrasow unter den Achseln gefasst und durch das Haus geschleift. An der einen Wand stand eine altmodische Bank, wie sie früher auch als Bett benutzt worden war. Darauf lag eine ordentlich zusammengelegte blaue Decke, dazu ein verdrecktes rotes Kopfkissen, was darauf hinwies, dass die Bank nach wie vor ihren einstigen Zweck erfüllte. Neben der Bank hatte Pekkala die Kiste mit den Handgranaten entdeckt; siebzehn von den ursprünglich dreißig in braunes Wachspapier gewickelten Granaten lagen noch darin. Als er den Deckel anhob, schlug ihm der Marzipangeruch des Sprengstoffs entgegen.
    Hinten ging es in den kleinen Garten hinaus, in dem Stangenbohnen, Tomaten und Kürbisse vor sich hin wucherten. Die einzige freie Lücke bildete ein Weg, der mitten durch die Wildnis führte und gerade so breit war, dass die Schubkarre hindurchpasste.
    Die Sonne brannte die Feuchtigkeit des nächtlichen Regens fort, es war drückend schwül. Pekkala hatte sich in der Küche Brot und Käse abgeschnitten, die er nun zum Frühstück aß, während er darauf wartete, dass Nekrasow wieder zu Bewusstsein kam.
    Zwinkernd schlug dieser schließlich die Augen auf und sah sich benommen um, bis er Pekkala erblickte. »Wie, sagten Sie, heißen Sie noch mal?«
    »Pekkala«, antwortete er zwischen zwei Bissen.
    Nekrasow wand sich. »Sie hätten mich wenigstens an einen Stuhl fesseln können.«
    »Eine Schubkarre tut es auch.«
    »Sie haben meine Handgranaten gefunden, wie ich sehe.«
    »Waren kaum zu übersehen.«
    »Die Weißen haben sie

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