Rotes Haar - Herz in Gefahr!
die ging dann für ihn zur Kantine, allerdings … er hatte ja noch gar keinen Ersatz für Lexie gefunden!
Unschlüssig blieb Joey auf der Türschwelle stehen. „Sag mal, Gideon, warst du überhaupt schon einmal in einem gewöhnlichen Café?“
„Nein“, gab er knapp zu.
„Und in einem Schnellimbiss?“
„Wenn du damit so einen Hamburgerladen meinst, lautet die Antwort ebenfalls nein. Und ich war auch nicht Roller-skaten, Segelfliegen oder Tauchen. All das möchte ich ebenso wenig tun, wie jetzt in irgendeinem Straßencafé zu sitzen.“
„Was das Tauchen betrifft, verstehe ich dich vollkommen“, erwiderte Joey im Plauderton. „Man weiß ja nie, welche Kreaturen da unten auf dem Meeresboden auf einen lauern. Aber ich war schon Rollerskaten und auch Segelfliegen und fand beides klasse. Und bezüglich der Cafés und Hamburgerbuden weißt du wirklich nicht, was dir entgeht.“
„Zum Beispiel ein langhaariger, zwanzigjähriger Frauenschwarm“, brummte er ungnädig. „Nicht gerade mein Typ. Und ist er nicht auch für dich ein bisschen zu jung?“
„Jüngere Männer zu haben ist zurzeit schwer angesagt“, informierte sie ihn und zuckte spöttisch mit einer Augenbraue. „Hat vielleicht etwas mit dem Umstand zu tun, dass sie im Bett mehr Durchhaltevermögen haben als die älteren Vertreter ihres Geschlechts.“
Beinahe hatte Gideon sich verschluckt und einen Hustenkrampf bekommen. Wer, um Himmels willen, führte eigentlich solche unangebrachten Gespräche? Tja, ganz offensichtlich Joey McKinley! Er hatte allerdings nicht vor, mit ihr über Sex zu sprechen. Vor allem wollte er nicht, dass sie ihn so selbstverständlich zu den älteren Vertretern zählte. Ihr abfälliger Kommentar wurmte ihn jedoch.
Ruckartig lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und ließ sich zu einer Antwort hinreißen. „Ich finde Erfahrung grundsätzlich wichtiger als bloßes Durchhaltevermögen.“
Beinahe hätte Joey laut gelacht, weil es ihr gelungen war, den steifen Gideon St. Claire aus der Reserve zu locken. Seine unbelehrbare Einstellung, der Mensch sei eine Insel, war für sie ein rotes Tuch. Und sie wollte ihm alle möglichen Dinge an den Kopf werfen, nur um ihn zu schockieren.
Die schwache Februarsonne schien zum Fenster hinein und ließ sein kurz geschnittenes Haar wie pures Gold aufleuchten. Bestimmt war es genauso weich, wie es aussah, vermutete Joey. Und Gideons intelligente dunkle Augen strahlten, so als würde ihm dieser Schlagabtausch auch ein wenig Spaß machen.
Schnell ballte sie die Hände zu Fäusten und unterdrückte den Impuls, den Raum zu durchqueren und sich davon zu überzeugen, ob seine Haare wirklich weich waren! Immerhin hatte sie diesen Mann bis vor wenigen Momenten für gefühlskalt gehalten!
„Würde ich so nicht sagen“, behauptete sie frech.
„Offenbar hast du deine Erfahrungen gemacht?“ Seine Lippen wurden schmal.
Um ehrlich zu sein, nein! dachte sie.
Ihr war klar, dass man sie leicht für eine männermordende Emanze halten konnte, zumal sie nie geheiratet hatte und bis heute allein lebte. Doch die Wahrheit war, ihr fehlte schlicht die Zeit für eine ernsthafte Beziehung. Ab und zu verabredete sie sich zu einem Date, aber nur sehr selten – das letzte vor sechs Monaten mit Jason Pickard. Und das war nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen.
Eigentlich hatte sie nie eine langfristige Liebesbeziehung gehabt, denn für Joey stand die Karriere im Vordergrund. Andererseits kam für sie nichts anderes infrage. Ihre Eltern waren über dreißig Jahre glücklich verheiratet, und so beschloss sie schon in jungen Jahren, sich niemals mit weniger zufriedenzugeben.
Unglücklicherweise hatte die schroffe Art, die sie sich wegen ihres anspruchsvollen Berufs zulegen musste, auch eine Kehrseite: Sie schreckte Männer ab. Vielleicht hatte sie deshalb mit achtundzwanzig noch keinen Mann finden können, mit dem sie ihr Leben teilen wollte.
Vielleicht war sie auch aus diesem Grund noch Jungfrau.
Das würde ihr der Zyniker Gideon sicherlich niemals abkaufen!
„Eher nicht, aber ich erzähle dir gern davon, wenn es so weit ist.“
Diese kryptische Antwort weckte seine Neugier, und er lehnte sich vor. „Soll das heißen, da bahnt sich etwas mit dem jungen, blonden Milchaufschäumer an?“
Ihre grünen Augen funkelten, und ihre glatten, hellen Wangen färbten sich verdächtig rot. Hatte er die vorlaute Joey McKinley etwa in Verlegenheit gebracht?
„Ich muss zugeben, bei diesem Gedanken wird mir
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